Dienstag, 2. Januar 2024

Best of '23 im Netz: Mix-o-Mania, Radio-Streams, konservierte Livesets etc.

Die 1-2 tumben Rockmusik- und Häwiemeddl-Puristen unter Euch letzten verbliebenen 3-4 Leuten, die diese Krach-und-so-Revivalwoche überhaupt mitbekommen sollten, müssen jetzt ganz stark sein, denn wir lassen die alte Blog-Kategorie "Mix-o-Mania" für ein letztes mal wieder mit aufleben. Weil, was wäre das Leben heutzutage ohne Youtube, Twitch, Soundcloud usw.?

Ich hab's ja schon gesagt, aber ich sage es zur Eröffnung dieses Posts auch noch mal: 
Dom Whiting's "Drum and Bass on the Bike" fuhr durch meine Gegend! 
Wie geil war das denn?

Grundsätzlich feststellen muss man dann jetzt auch noch, wo wir direkt schon wieder beim Thema Bassmusik-Spaß wären, dass das Leben ohne JOHN B. einfach ein tristeres wäre.
Seine regelmäßigen DJ-Streams mit völlig überdrehter Visualisierung, oder auch nur Konservierungen irgendwelcher Festival-Sets, bei denen auch schon mal Pop-/ Rocksong-Mashups mit in die Drum'n'Bass-Playlist fließen, können einem an schlechteren Tagen nämlich schon mal den Abend retten.
So war's z.B. mit seinem Halloween-und seinem Xmas-Set: 

Dass er als Studio-Experiment im Echtzeit-Stream auch noch mal eben 'ne Postpunk-/ Gothrock-/ Dunkelpop-Hymne fabrizierte und nachträglich adäquat bevideoclipte... 

...danach dann auch noch auf ähnliche Art und Weise die gemeinsame Schnittstelle von Retrograme-Soundtrack, Drum'n'Bass und Heavy Metal zu bedienen wusste... 

...und die 2023er Trilogie an Beklopptheiten im DnB-Mix-freundlichen BPM-Modus mit seinem Electropunk-Hit "Disconnected" voll machte...

...das machte dann nochmal sehr deutlich, dass man diesen Typen unmöglich nicht mögen kann!
Humor- und spaßbefreite Menschen mögen sich bitte einfach nur wegficken.

Wenn wir dann jetzt schon wieder über Drum'n'Bass DJ-Sets/ Mixe und sowas reden, sind von diesem Jahr durchaus ein paar hängengeblieben: 

Baddadan, Baddadan, Baddadan...  
Ich bin ja eigentlich gar nicht mal sooo der Fan von solchen modernen DJ-Mixen, die gefühlt alle zwanzig Sekunden 
von einem Killer-Drop zum nächsten springend Hit-Passagen nur an- statt ausspielen und dabei grundsätzlich zwei Tracks gleichzeitig übereinander laufen haben, aber was Bou da im Rahmen einer DNB Allstars-Aufzeichnung, inkl. Evergreens wie "Original Nuttah", "Dead Limit" oder seinem eigenen "Gold Dust"-Remix buchstäblich aufs Parket gezaubert hat, das ist schon ziemlich irre (Soundcloud gibt's auch):


Als Baddadan, Baddadan, Baddadan dann der unbestreitbare Hit des Jahres war, hat zumindest einer von Chase & Status beim Boiler Room nachgezogen.
Ebenfalls eine ziemlich irre Veranstaltung, inkl. Rewind durch Flowdan:

Wo wir gerade schonmal in London sind: Da gab's im Frühjahr einen HÖR-Takeover.
Und weil der gerade noch erwähnte Flowdan irgendwie überall ist, wo’s gut wird, vom besagten Hit des Jahres bis zur Earth-Remix-EP, sei bei dieser Gelegenheit auch mal geteilt, dass er nach der Hälfte zu Neffa-T's Set dazustieß: 

Jungle-Revival-Speerspitze Tim Reaper und Drum'n'Bass-Legende DJ Storm durften dann neben einigen weiteren Highlights natürlich nicht fehlen:

 

Zwischen den HÖR-Kacheln in Berlin schaute währenddessen dann wiederum kein Geringerer als Goldie vorbei und im Rahmen eines Metalheadz-Mottotags ein halbes Jahr später war der geschätzte Quartz dabei (von letzterem sei außerdem auch noch auf den audiovisuell mitgeschnittenen Club-Set bei P Lab TV hingewiesen):

 

Und als die jubilierende  DJ Flight bei HÖR zu Ehren kam, legte die gute Mantra auch noch ein Vinyl-Set dazu (habe mir im Übrigen ihre letztjährige EP auf Sneaker Social Club tatsächlich auch auf Vinyl gekauft...): 

Samurai Records-Labelboss Presha durfte im Sommer außerdem auch mal wieder ran. 
Kann man an dieser Stelle wohl auch einfach abkürzen mit: Bin echt Fan!

Jana Woodstock aus Kiev legte dort dann auch noch für einen guten Zweck auf und bestach mit Gangarten zwischen heftigem Industrial-Techno und dem deftigeren Düster-Drum'n'Bass von Presha oder Red Army.
Auf ihren Rinse France Mix bei Soundcloud aus dem April und vor allem ihr Halfstep-lastiges, ebenfalls bewegtbebildert wiedergegebenes Set beim Brüsseler Kiosk Radio im Sommer sei auch noch mal hingewiesen.
Die muss man im Auge behalten, wenn einem mal nach der etwas düster-härteren Dancefloor-Bedienung ohne allzu enge Genre-Scheuklappen sein sollte!

Guter Übergang zurück in den kruderen Underground: 
Wenn Submerged das gelegentliche DJ-Mix veröffentlicht, checke ich das eigentlich immer. Und das nicht nur, weil ich mich quasi selbst "Ohm Resistance affiliated" schimpfen könnte. Seine leider nicht mehr auf Soundcloud zu findende "Metropolis Session" ist eines meiner absoluten Lieblings-Mixe mit sehr vielen coolen Momenten, das ich immer wieder mal höre.
"Ohm Resistance Mixtape 05" schlägt mal wieder Bögen zwischen Drum'n'Bass, derbem Techno, experimentellem Industrial und Rock-/ Metal-Anleihen. 
Den polternden Dom & Roland-Halftime-Smashhit gibt's genauso wie die Crossover-Supergroup/ Label-Hausband The Blood of Heroes (Justin Broadrick! Mick Harris!) , dazwischen einige aus dem Label-Umfeld bekannte und geschätzte Namen wie z.B. auch die ukrainische Medium-/ Distortion Records-Crew. 

Auch noch mal teilen kann man bei der Gelegenheit den ersten Twich- bzw. "Glitch, please"-Stream aus dem neuen Ohm Resistance HQ in Estland, wo neben Submerged himself und Mr. Glitch, please himself dann auch noch Killing Sinatra, Mia, Da Varik und Marleytwice dabei waren:

Aus dem Ohm Resistance-Umfeld hätten wir dann auch noch eine audiovisuell konservierte Live-Performance des Industrial-Duos Snowbeats.

Wo wir in industriellen Regionen angekommen sind:
Espectra Negra habe ich ’23 dann tatsächlich mal live sehen dürfen (war ganz gut) und bin gespannt auf ihr kommendes Album bei Dortmunder Label Hands.
Bei "Rami Abi Fafi invites" gab's einen DJ-Set von ihr unter dem Motto "War, Suffering & Cyberpunk":

Es vergeht ja eigentlich auch kein Jahr, ohne dass Justin Broadrick irgendwas cooles gemacht hätte.
Im Sommer legte er beim NTS Radio eigene Musik von Godflesh, Jesu, JK Flesh usw. im Dub-Modus auf, im November gab's einen härteren DJ-Mix beim Noods Radio, in dem z.B. neben dem Punk-Gerumpel von Discharge und einem meiner Lieblingssongs von einer meiner Lieblingsbands Fudge Tunnel dann u.a. auch noch Jungle-/ Drum'n'Bass-OG Ray Keith zu Ehren kam! Geil! 

Beim NTS Radio gab sich diesen Sommer auch Takiaya von Divide & Dissolve mehrmals die Ehre, und ihre eklektische, den eigenen Krach durchaus etwas kontrastierende Musikauswahl war tatsächlich sehr interessant und auch geschmackvoll:

Außerdem auch cool war die Khanate Residenz bei NTS!
Zu Frontmann Alan Dubin's Auswahl gehörten u.a. Cypress Hill, die Butthole Surfers und Luibricated Goat, Drummer Tim Wyskida (auch Blind Idiot God!) demonstrierte einen Faible für Industrial-lehnenden Kram und noch weirderes, und James Plotkin's Gesamtpräsentation schoss komplett den Vogel ab.

Auf der gemeinsamen Schnittstelle alter Metal-Helden und aktuellerer Interessensrichtungen ist Iggor Cavalera die letzten Jahre ebenfalls eine immer wieder mal auf dem virtuellen Notizzettel auftauchende Konstante gewesen.
Dass er inzwischen auch mit sowas wie Modularsynth-Drone-Auftritten in Erscheinung tritt, das finde ich auch super und ist eine Erwähnung wert.



Und irgendwie ist's auch geil, dass er für einen elektronischen DJ-Set beim New Yorker The Lot Radio gleich mal eben mit Frau Laima Leyton und Sohnemann Antonio auflief. Letzterer scheint sich gerade eh eine DJ-Karriere aufzubauen und haut dabei auch schon mal was Richtung Jungle raus.

  

Bleiben wir noch mal eben beim Lot Radio, denn es war ja schon irgendwie ganz witzig, dass Dev/Null dort, nach einer ersten Runde alleine zwei Monate zuvor, mal eben mit den UK-Genre-Größen Tim ReaperDwarde und Sully vorbeischaute, ohne dass diese dabei wirklich namentlich genannt wurden:

Ebenfalls beim Lot Radio hätten wir dann noch Martyn und Om Unit aus Bristol gehabt.
Eine zweistündige Exkursion durch 
Breaks'n'Bass-Music der besonders atmosphärischen Art, Dub-Techno-lehnendes und so weiter:

Weil „so viel Musik, so wenig Zeit“ schaffe ich es nicht immer, die Mix-Podcasts der Berliner Humnoid-Crew auch noch alle zu hören, aber hängengeblieben war von den gehörten auf jeden Fall der von Tusk so ein bisschen.
Was mir dran gefiel war, dass es ein eher etwas "unaufgeregter" Style des DJ-Mixings ist, bei dem dunkel rollende Tunes ineinander übergehen, anstatt einen Knalleffekt-Drop nach dem anderen um die Ohren geballert zu bekommen. Cool!

Wichtige Mixe sind ja dann aber vor allem außerdem auch die, die einen in etwas unerwartetes Terrain führen, in das man eigentlich gar nicht so wirklich wollte, wo es einem dann jetzt aber eigentlich doch sehr gut gefällt...
Das wirklich eher zufällig, eigentlich schon "versehentlich" gehörte "Different Mix" von der mir bis dato unbekannten Rebecca Porter alias Brand New Trumpets wusste im richtigen Moment dafür mit eher atmosphärischen und dezent jazzigen Breakbeat-Electronica-Anklängen durchaus sehr zu gefallen. 


Von der kann man sich übrigens auch den einen oder anderen DJ-Mix im Planet Wax-Plattenladen angucken.
Gerade auch im Kontext eines Plattenladens bevorzugt ein geriatrischer Snob wie ich aber natürlich auch tatsächliche Vinyl-Sets. Hier ist einer von Chinese Daughter zusammen mit Ladenbesitzer Dexta, und dann noch einer von Rainboh

Auch Silva Snipa ist mir vor allem über Planet Wax ein Begriff, wo sie schon mal im Stream Vinyl-Sets mit Techstep-lastigem Drum’n’Bass-Geklopfe auflegt. 
Genau das tat sie im Sommer dann auch mal bei Kool FM

Original Jungle Queen DJ Rap wär’ da wohl auch gewesen, mit paar Schallplatten zwischen den CDJ-Tunes und inkl. ihrem inoffiziellen Kate Bush-Remix:

Beim scrollen durch's Kiosk Radio fiel mir dann noch der Mix von E-Saggila aus dem April positiv auf, denn die Gute legte nicht wenig Samurai Music-/ Droogs-/ Straight Up Breakbeat-Kram auf, den ich mir selbst ins Plattenregal geholt hatte...

Einen richtig coolen Halftine-Drum'n'Bass-Mix ganz nach meinem Gusto hätten wie dann auch noch von Meaux aus Miami.
Obendrauf gibt's auch ein ganz interessantes Interview über Frauen in der Übersee-Szene usw. ...

Die mit Tech Itch Recordings verbandelte Bio-Tech Radio Show habe ich ja irgendwie immer nur so halb auf dem Schirm, obwohl dort gelegentlich schon mal Rozzer mit auflegt. 
Erwähnenswert an Rozzer, bürgerlich Matthew Rozeik ist, dass er (u.a.) auch eine Hälfte des Duos Necro Deathmort ist, die in ihren Anfangsjahren mal vor allem sowas wie Industrial-Dub-Drone-Doom mit Godflesh-Worship-Kante fabrizierten, dann allerdings immer mehr dazu übergingen sich an allem möglichen von Dark-Ambient über kosmischen Synthie-Neokraut bis zu mehr oder minder reinem Techno zu versuchen. 
Aber bevor wir noch weiter abschweifen: Rozzer ist sein Solo-Alias für Drum’n’Bass…

Ihr braucht allerdings doch noch mehr Party-Vibe?
Okay: Jemand, die 2023 nochmal einen ziemlichen Popularitätsschub erlebte, ist Mandidextrous.
Von Hardtechno-Nischenproduktionen und "Jungletek"-Crossover-Ambitionen ging es innerhalb verhältnismäßig weniger Jahre mit Betonung auf Drum'n'Bass auf prominentere Festival-Slots, und den Set gleich mit einem Remix der Pop-DnB-Hymne "Gold Dust" anzufangen ist definitiv eine Ansage, die man dann auch erstmal einzuhalten schaffen muss:

Kommen wir auch noch mal eben in hiesige Breitengrade: Bei der ca. quartalsweisen Drum'n'Bass-Party Subport in einem Schiffsrumpf am Dortmunder Hafen legten im Mai '23 neben den alteingesessenen Residents Dash und Nogata dann für den Nachwuchsfaktor auch Kollege Eratekk (außerdem Drummer der echt guten Grindcore-/ Emoviolence-Band Moral Bombing und ins sympathische Underground-Label Room 11 involviert!) und dism4nic ein cooles Set an modernerem Drum'n'Bass auf.
Gibt's nicht nur bei Soundcloud konserviert, sondern auch audiovisuell für die Nachwelt erhalten :

Wo wir über Dash reden: Ich weiß er mag es nicht, als sowas wie ein „Urgestein“ deklariert zu werden, weswegen ich ihn mal als „gute Seele der Ruhrgebiets-Clubkultur“ bezeichne, und das absolut ehrlich und kein bisschen cheesy meine.
Diverse regelmäßige Radiosendungen mit "Dash in the Mix" haben mir über die letzten paar Jahre so manchen Abend gerettet 
Repräsentativ für so einige Stunden Drum'n'Bass-Mix von Dash, ob über den Äther oder gar „in echt“, die mir 2023 durch immer wieder mal die Laune gehoben haben, sei sein Set vom Kölner "Breakzone"-Festival geteilt, bei dem man sich wünscht, dabeigewesen sein...


Zu Highlights an Streams/ Mixen, die unbedingt auch noch gewürdigt werden müssen, gehört eine von Spinscott's Mischungen aus DJ-Set und Fingerdrumming-Performance im Rahmen von Hospital Records' "Hub Live"-Reihe...

...außerdem die Liveband-Umsetzung einiger Goldie-Tunes, was auch nicht das erste mal war, aber halt auch echt nicht so uncool ist: 

Noch was... und zugegeben: Man muss schon was für richtig old-schoolige Jungle-/ Ravemusik-Roughness übrighaben, um das zu goutieren, was M27 so fabriziert, aber ich find's einfach cool, dass er tatsächlich mal eben mit zwei Polyend Trackern, 'nem Roland SP-404 und 'nem DJ-Mixer sowas wie ein Mittelding aus DJ-Set und DAWless-Performance hinlegt, denn sowas bringt eben auch nicht jeder: 

Nicht vergessen sollten wir dann noch Nadia Struiwigh, die irgendwie zu den Electronica-Persönlichkeiten der jüngeren Vergangenheit gehört, um es mal so auszudrücken.
Eine audiovisuelle Konserve ihres Live-Sets von der Superbooth '23 wurde auf dem Jahresendspurt dann noch auf Youtube gewuppt:

Chillout-Zone....
Aus irgendeinem Grund war der Dub eines der Themen 2023. Nicht nur bei mir selbst, sondern zufälligerweise auch in meinen beiden Lieblingsplattenläden.
Einer dieser besagten beiden Läden, den ich viiieeel zu selten besuche, ist Bahlo Records in Bochum. 
Genau dort wurde eine Ausgabe von Marathon Man's regelmäßiger Radioshow "South of North" beim 
Dublab mit good ol' Bahlo himself als Gast-DJ eingefangen.
Sehr cool, Freunde! Habe ich mir wirklich sehr gerne angehört.

Da fiel mir dann allerdings auf, dass ich vor lauter „es ist ja eh schon immer so viel“ in letzter Zeit ein bisschen weniger verfolgt hatte, was der geschätzte Youth so in den Äther beamt.
Also habe ich das mal nachgeholt.  
Eine wilde Mischung aus „
Roots Rockers, Heavy Dubstep, lots of D&B, some Psychedelic-Trance and Dark-Techno as well as soulful Freejazz and Funk“ gab's z.B. beim "LoBass HiFi (Carnival Selection)" Mix, u.a. "KLF Chill Out", Ambient und Dub wiederum bei der "Cosmic Odyssey LXXIII". 

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