Hi, helau, frohes neues, bitte, danke, tschüss.
Wie gesagt letzter Post hier für immer.
Im Laufe der vergangenen Wochen schon angekündigte Veröffentlichungen Jahrgang 2023, in die ich zumindest reinhören werde, wären:
AHAB - The Coral Tombs
(13.01., Napalm Records)
Was Enslaved im Black-Metal- und Opeth im Death-Metal-Bereich sind bzw. zumindest zweitweise mal waren, das sind die Heidelberger AHAB ja irgendwie in der (Funeral?-)Doom-Metal-Ecke: Die Bögen epischer Songarrangements erspannen sich von heftigsten Grunzschrei-/ Knüppel-Ausbrüchen bis zu folklorisch anmutenden Lalala-Passagen.
Interessanterweise schien das auf dem Roadburn-/ Denovali-Swingfest-/ Hipster-Doom-Zenit vor ca. 10 Jahren durchaus auch mal jenes Klientel mit angesprochen zu haben, sieben Jahre nach dem letzten regulären Studioalbum habe ich in Zeiten, in denen man bei "Pitchfork Media" inzwischen dann auch wieder über die Metal-Phase von neulich hinweg ist, allerdings so ein bisschen das Gefühl, dass AHAB vor allem eine Fanbase am Rand der erdig-treumetallischen Szene erreichen, der ich seit eh und je etwas ambivalent gegenüberstehe.
Was genau ich damit eigentlich sagen will, das weiß ich gerade selbst nicht so ganz, außer vielleicht, dass eben das erklären könnte, warum ich AHAB grundsätzlich nicht verkehrt finde, das so wirklich 100%ig aber eben doch nix für mich, sondern offensichtlich eher für andere Leute ist. Aber irgendwie ist's cool, dass auch so eine Band wie AHAB Anklang findet.
Ultha's Chris und Esoteric's Greg Chandler geben sich übrigens mit etwas plakativ beworbenen Gast-Vocals die Ehre.
BIG | BRAVE - nature morte
(24.02., Thrill Jockey Records)
Das 2019er Album "Vital" war eines der besten seines präpandemischen Jahrgangs, die Band selbst machte damit noch mal einen Qualitäts-Sprung nach vorne und überhaupt klingt das Trio mit diesem Folk-inspirierten Doom/ Noiserock/ Post-Metal, der trotz schwergewichtiger Kantigkeit regelrecht in der Luft zu schweben scheint, wie keine andere Band.
"nature morte" wird auf jedem Fall gecheckt und höchstwahrscheinlich auch gekauft!
Politisch inspiriert und so richtig wütend fabriziert man Musik zwischen rasanter Hardcore-Punk-Energie, Noiserock-Weirdness, Sludge-Metal-Wucht und Industrial-Krachigkeit.
Schon das 2016er Debüt "Human Condition" war ein regelrechter Instant-Klassiker in Sachen Underground-Lärmgeballer, weswegen man die Band und ihr weiteres Schaffen unbedingt auf dem Radar haben sollte.
THE BLOOD OF HEROES sind ja zugegeben sowas wie ein etwas aus der Zeit gefallenes Crossover-Supergroupkonzept, aber wenn Justin Broadrick sein godfleshiges Gitarren-Riffing mit den Drum'n'Bass-Breakbeats und Industrial-Synth-Sounds von End.User und Submerged kombiniert, außerdem Mick Harris und Gore Tech mit dabei sind (und Dr. Israel ist auch nicht zu verachten), dann kommt halt einiges zusammen, auf das ich einfach generell Bock habe.
(Februar, Rock is Hell)
Dass BULBUL dem herrlichen, poppigeren "Kodak Dream" (inkl. Überhit 'Pumpgun Judy'), das im Seuchen-April 2020 erschien, dann Sommer '22 mit "it's like the earth is angry" eines ihrer experimentelleren Alben folgen ließen, das habe ich irgendwie erst mitbekommen, als Ende vergangenen Jahres dann die Ankündigung für "Silence" auf dem Tisch lag. Passiert, denn wir leben halt echt in Zeiten des totalen Infotainment-Overkills, in denen man keinen Wald mehr vor Bäumen sieht...
Und was jetzt vielleicht wie ein total lahmes Scheiber-Klischee daherkommen mag, ist die absolut wahrheitsgemäße Realität: BULBUL sind eine dieser Bands, von der man entweder an irgendeinem Punkt sofort Fan wurde und blieb, oder bei der man einfach nur irritiert die Flucht ergreift, weil man sich in seinem Musikverständnis selbst so ernst nimmt, dass man weder mit tanzbar-spaßigen Songs zwischen weirdem Noiserock und funky Austropop, noch mit augenzwinkernd kaputten Experimenten, die grob Richtung Neubauten zu schielen scheinen was anfangen kann. Und weil Menschen, die zu letzterem Schlag gehören ziemlich arme Säue sind, gehöre ich wiederum zu denen, deren Leben tatsächlich ein klitzekleines bisschen besser ist, seit und weil sie BULBUL in eben dieses mit reinließen. Ja, das wiederum ist jetzt mein voller Ernst.
(12.05, Nostromo Records)
In Aussicht gestellt haben sie dabei Material, das nach Phasen erweiterter Heavyness nun einen fragileren Bogen zurück zu ihren Anfängen spannen soll.
(27.01., Thrill Jockey Records)
OOZING WOUND aus Chicago sind ja so eine Band in dieser Kategorie „finde ich supersympathisch und irgendwie auch kurzweilig, fühle mich inzwischen aber wohl echt so ein bisschen zu alt und müde für so'n Abrock-Krawall und Rumgebrülle“.
Und wisst Ihr was? Da bin ich dann vielleicht sogar trotz meines altersmilden Bedürfnis nach Ruhe dabei, weil weniger Meddl-Standardmotive abspulen und dieser Spießerszene den Mittelfinger zeigend mehr Freistil-Lärm machen der Way-to-go ist, der das dann eben doch noch mal interessant und attraktiv für mich macht...
“The policemen asked us, ‘Is everything all right? I said no, we’re not all right. That’s why we’re doing this.” ist eine ganz witzige Anekdote mit Identifikationspotenzial, die der „PIGSx7“-Frotnmann mal in einem Interview über den Zwischenfall erzählte, wie die Cops ihre Probe crashten...
Ich muss dabei ja gestehen, bisher kein Album der Engländer physisch zu besitzen, weil 1.) Brexit-Importkosten das eh etwas unsexy machen und 2.) ihre Musik eben doch so nah an Konventionalrocksongstrukturen lärmt, dass sich das bei mir persönlich, so nerdy wie ich halt bin, nicht direkt unter irgendwas dauerrotierend gehört haben zu müssendem einsortiert, um es mal so zu sagen.
(10.02., Noisolution)
Ob "Sieben" da was dran ändern kann? Wer weiß, denn völlig ausschließen kann ich jetzt auch nicht, dass es 2023 nicht vielleicht doch genau die Art von Rockmusik ist, die ich gerade hören möchte. Die ersten, recht doomigen 50 Sekunden, die man davon bisher vorab checken konnte, gefielen nämlich durchaus schon mal so gut, dass es schon mit einem Schlaghosenbein auf dem Einkaufszettel steht.
SANDRIDER - Enveletration
(03.03., Satanik Royality Records)
Die neue wird voller Vorfreude gecheckt, und selbst wenn sie mir aus welchen Gründen auch immer nicht so 100%ig zusagen sollte, dann wird sie halt immerhin dennoch ein neues SANDRIDER-Album sein, und das an sich ist schon mehr wert, als viele andere vorweisen können werden...
SUBMERGED - Fury
(27.01., Ohm Resistance)
Auch so kann es gehen: Was für ein Reizthemenkomplex Schallplattenpresswerke zuletzt waren, das sieht man wohl auch daran, dass der eigentliche Vinyl-Fetischist Kurt Gluck alias SUBMERGED dazu übergangen ist, bei Veröffentlichungen auf seinem Label Ohm Resistance, und darunter eben auch bei seinem neusten eigenen Album, mitunter wieder zum CD-Format überzugehen, und selbst dann musste der Release des Teils noch aus Gründen von '22 auf '23 geschoben werden...
"Fury" ist dabei sogar eine Doppel-CD geworden, auf der alles von episch lang ausartenden Ambient-Stücken über derbst krachende Industrial-Drum'n'Bass-Banger bis zu völligem Flashcore-Irrsinn im Höchsttempo gehen soll.
Dass ich durch einen eigenen Compilation-Beitrag quasi selbst peripherer Teil der Ohm Resistance-Familie geworden bin, das sage ich nicht ganz ohne Stolz, denn irgendwie ist das Label über die letzten 10-15 Jahre ein für mich gar nicht mal so unwichtiges geworden und es gibt aus den Zeiten, in denen SUBMERGED selbst noch häufiger Drum'n'Bass-Singles/ EPs droppte, tatsächlich auch durchaus das eine oder andere Tune, das einen festen Platz in der Rotation meiner „Ich versuche mich als DnB-DJ“-Wohnzimmerpartys for one hat, bis mal wieder - keine Floskel, sondern die wahrheitsgemäße Realität - die Nachbarin anklingelt, dass sie sich dadurch beim netflixen gestört fühlt... „Traurig und abturnend“ (Insider).
Anyway: Für "Fury" werde ich wohl mal die 10 € über Bandcamp dalassen, denn Stichworte wie Drum'n'Bass/ Breakcore, Ambient/ Drone, Industrial/ Noise und experimentell-elektronische Musik mit Punk-Attitüde, Metal-Härte und Jazz-Horizont sind die Schnittmenge dessen, was mich in den letzten Jahren mit am meisten interessiert hat.
TREEDEON – New World Hoarder
(17.03., Exile On Mainstream)
Es geht halt wirklich nicht ohne sog. Namedropping: Arne Heesch war früher mit der Noiserock-Band Ulme aktiv, die aus Kanada stammende Yvonne Ducksworth Sängerin der Berliner Crossover-Punks Jingo de Lunch (und außerdem mal Co-Moderatorin einer Metal-Sendung auf Viva TV) und zusammen mit einem zwischenzeitlich schon mal ausgetauschten Drummer betreibt das Paar heute die Sludge-Band TREEDEON, die gerade beim dritten Album über das geschätzte Label Exile on Mainstream ankommt.
Da bin ich dabei, denn das finde ich alles gut!
VENAMORIS - Drown in Emotion
(10.02., Three One G)
Der, lasst uns da mal ganz ehrlich sein, ja schon etwas seltsame Weihnachts-Song, den Schlagzeuggott Dave Lombardo mit seiner Ehefrau fabriziert hat, war tatsächlich erst der Vorbote eines ganzen Albums, das die beiden unter dem Projektnamen VENAMORIS und mit Unterstützung einer illustren Runde von Freunden, zu denen u.a. auch ein Exodus-Mitglied sowie ein Lady Gaga-Mitmusiker gehören, zusammengeschustert haben.
Die erste Vorabsingle ist tatsächlich ganz cool!
(24.02., Decibel/ Graphite Records)
Leider sieht's allerdings erstmal so aus, dass dieses in den USA über Decibel Records bzw. aus den UK via Graphite Records kommende Album in den Vinyl- und Tape-Versionen (natürlich mal wieder) komplett überteuert ausarten wird. Was heutzutage, wie oben schon mal angesprochen eh der reinste Running-Gag ist, der einem so manches an der Musikbegeisterung verhagelt, was auch mit einer der Gründe ist, warum ich meine eigenen Konsum-Gewohnheiten dbzgl. mal weiter überdenken und anpassen muss und möchte und somit ebenfalls mit darein spielt, warum ich nicht mehr so wirklich Sinn in diesem Blog hier sehe...
Noch was? Ja was denn noch?
Apropos AL CISNEROS auch noch eine 7" über sein eigenes Drag City Records-Sublabel Sinai.
Und apropos Justin Broadrick mit Sicherheit auch wieder was vom einen oder anderen 'flesh oder einem seiner weiteren zwölf Pseudonyme/ Projekte...
Neue Dispatch Dublplates erscheinen außerdem in Kürze von ZERO T & BLACK BARREL und LOXY & RESOUND (& SCEPTICAL).
SEA OF BONES wollen zehn Jahre nach ihrem Monsteralbum "The Earth Wants Us Dead" dann doch mal wieder ins Studio gehen. Vielleicht wird's ja 'ne neue Lektion darin, wie man dieses abgründige Krass-Sludge-Dröhn-Ding richtig macht...