Montag, 27. Mai 2024

Tanz durch den Mai...

....und heraus. Vielleicht auch auf dem Vulkan. Krach und so, Bass und so, Tanz und so.

Nein, mein Ärger über die aktuellsten Plattenpreis-Entwicklungen ist irgendwie immer noch nicht so ganz verflogen.
In Bezug auf das überteuert kommende Shellac-Album ist jetzt aber natürlich auch noch die zerknirschende Ambivalenz hinzugekommen, dass mit Steve Albini jemand ziemlich unerwartet vorzeitig von uns ging, für dessen Bedeutung in meinem musikalischen Mikrokosmos man kaum genug Worte finden kann, weswegen ich mir an dieser Stelle sowas wie einen ausführlicheren Nachruf erspare.
Geschockt hat es Viele aber ziemlich, mich auch.


Von Albini können wir alle vieles lernen. Nicht nur darüber, wie man einen perfekten Snaredrum-Aufnahmesound hinbekommt, sondern auch darüber, wie man durchaus auch als jemand, der in der Vergangenheit gerne mal den ignorant-meinungsstarken Edgelord-Zyniker gegeben hat, in späteren Jahren trotzdem, oder vielleicht auch deswegen erst recht, ein äußerst reflektierter Zeitgenosse mit einer weitsichtigen Weltanschauung und bewundernswert gelebten statt nur gelaberten Ethik sein kann.

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Soll ich eben noch ein paar Lästerrunden-Themen aus der Welt des Häwiemeddl aufgreifen?
Okay: Dass dieser narzisstisch gestörte Wirrkopf Vikernes jetzt doch mal wieder ein Album unter seinem Bläckmeddl-Markennamen rausbringt, obwohl er in der Vergangenheit mehrfach begründet hatte damit durch zu sein, ist auch mal wieder bezeichnend. Und ich kann Leute, die das dann trotzdem kennen/ hören/ goutieren/ feiern und vielleicht sogar kaufen müssen eigentlich auch absolut nicht mehr ernst nehmen.

Und ob es ein schlauer Move vom eh nur noch unsympathischen Label Nuclear Blast war, Marilyn Manson unter Vertrag zu nehmen, das ist dann auch noch so 'ne Frage, unterm Strich wird's aber wohl auch irgendwie egal bleiben...

Auch zu all dem noch mal eben ein Albini-Zitat:
The idea that we can remove the artist from the art means that art isn’t communicating anything after all, it’s just decoration, an amusement.

Ach ja: Die Metal-Szene und ich, das war ja früher schon eine ambivalente Hassliebe. Zuletzt aber kaum noch Liebe, sondern nur noch gleichgültige Abneigung. 
Und um Euch mal „in a nutshell“ zu verdeutlichen, dass es sich dabei nicht nur um das Gezeter eines alt(ernd)en Trottels handelt (der ich nun mal bin), habe ich dazu auch noch mal eben folgendes Kleinod zur Verdeutlichung zu bieten, warum gerade die hiesige Meddlszene einfach wirklich nichts (mehr) ist,  mit dem man irgendwie in Verbindung gebracht werden möchte:  

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Die letzten Wochen standen ansonsten (natürlich) mal wieder vor allem im Zeichen von Dub- und Jungle-/ Drum- and- Bass-Musik. Und auch hierzu eine Beobachtung: Ich weiß nicht, ob es auf selektive Wahrnehmung zurückzuführen ist, weil ich mich über die letzten Jahre immer mehr auf sowas eingeschossen habe, oder ob mein persönlicher Geschmack da auf die alten Tage doch noch mal wieder so einen gewissen Zeitgeist-Riecher hatte, sozusagen am Anfang der Welle mitzusurfen, denn dass Dub- und Drum'n'Bass-Musik, sowohl für sich als auch im Verbund, in einigen Kreisen gerade eine Art von Underground-Popularitätsschub und Hipness-Revival zu erleben scheinen, das ist nicht so ganz von der Hand zu weisen, denn so geartete Partys hatten sich über die letzten Wochen in den AZs, Clubs und Geheim-Event-Locations der Region ziemlich gehäuft, und es gab sogar einen Dub-Soundsystem-Afterparty-Floor beim diesjährigen Roadburn Festival
Tendenziell finde ich das natürlich durchaus ganz cool, auch wenn ich natürlich viiieeel zu alt bin, um auf vielen dieser Hochzeiten zu tanzen. Aber wenn ich schon mal einmal im Quartal in der Hinsicht wo lande, tanze ich tatsächlich...

Bevor wir dann jetzt im Thema zur Tagesordnung übergehen, müssen wir, tatsächlich durchaus auch noch im losen Zusammenhang damit, über Aniyo Kore reden.
Fan war ich ja eh schon länger.
Anfangs war die Band mal sowas wie ein Trip-Hop-/ Dub-/ Weird-Pop-Duo, irgendwann kamen über Ergänzung der Instrumentierung Desert-Rock-Tendenzen hinzu und dann vollzog sich über die Involvierung einer Schlagzeugerin erstmal eine unerwartete Weiterentwicklung zur Band mit rockmusikalischem Kern. Durchaus auch mal derber krachend, aber immer mit Gefühl.
Inzwischen ist man davon aber auch schon wieder weitergezogen: Das aktuelle Kore-Konzept ist, jetzt schon seit einer ganzen Weile, jede Woche auf Youtube eine Videosingle weirder LoFi-RnB-Musik rauszuhauen. Komplett frei von Konventionen, stilistisch wie konzeptionell, übliche Social-Media-Präsenzen wurden dabei inzwischen gelöscht, künstlerische Selbstverwirklichung in ihrer rohesten Form.
Allein dafür finde ich sie mal wieder super.
Besonders hervorzuheben ist unter diesen wöchentlichen Zeugnissen eines auf den kreativen Drang ausgerichteten Alltags, zwischen so einigen wirklich großartigen Episoden, die Ausgabe "Mach Dir keine Sorgen".
Bei den Shoutouts an "DJ Dash und die Subport-/ 4 Uhr Morgens Gang" wären wir schon wieder beim Thema, ferner gibt es weitere Ausrufe an Dortmunds beste Musikkneipe, wo yours truly auch schon mal anzutreffen ist, und einen an eine gewisse Krach-Doom-Band.
Bass und Liebe, Leute, Bass und Liebe!

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Aktuelle physische Tonträger?

Beim nächsten mal wieder.

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Neulich neu raus im Netz...

Kurt Gluck alias Submerged hat mal wieder im Archiv seines jubilierenden Labels Ohm Resistance gekramt. 
Unter den 25 Tracks der zuletzt rausgehauenen Compilation findet man u.a. 'nen Nine Inch Nails-Bootlegremix, 'ne Variation einer heftigen Mick Harris Kooperation, dessen Originalversion ich sogar auf 10" besitze, ein paar weitere übliche Veteranennamen mit punkig-grober Drum'n'Bass- und artverwandter, Industrial-lehnender Musik wie EndUser oder Temulent und so weiter.
I like a lot! 

Am weniger groben Ende des Spektrums, sozusagen auf der Schnittstelle von Ambient/ Dub-Techno und Jungle/ Drum'n'Bass hätten wir außerdem einen neuen digitalen Two-Tracker vom rumänischen  DYL auf One.Seventy:

Loxy and Resound haben mit "Shadow System" ein ganzes, Bandcamp-exklusives Langspiel-Digitalalbum draußen.
Ich mag das, was die beiden zusammen machen ja grundsätzlich, 
allerdings ist der hier für zehn blanke Files aufgerufene Preis zugegeben auch nicht so ganz ohne.


Neues von Veak gab's auch schon wieder mehrfach.
Der Franzose gehört zu den Superproduktiven, die wirklich andauernd mal einen Schwung Tracks ins Netz schießen. Und ich finde einiges davon ganz schön gut.
Ja, klar, natürlich ist bei so einer Fülle an Material auch schon mal die eine oder andere etwas nichtssagendere Nummer dazwischen, aber gerne mal richtig wild abgehender Jungle/ Drum'n'Bass, der immer wieder auch mal ziemliche Dub-/ Ragga-Schlagseiten auffährt? Da bin ich dann echt sowas von dabei!


Mix-o-Mania

Den guten John B hatte ich, obwohl ich wirklich Fan bin, dieses Jahr bisher so ein bisschen vernachlässigt, weil schon so viel anderes und weiteres los war...
Seinen Promo-Mix für den Gig beim Metalheadz-Jubiläum, den er mit Visuals auf Youtube gepackt hat, kann aber man aber echt mal gut laufen lassen:


Und weil's so schön ist und Spaß macht sei auch noch einer seiner letzten Twitch-Stream-Raves mal wieder hinterhergeschoben, denn ich habe es zwar schon mal gesagt und sage es jetzt auch noch mal: An etwas verkorksten Tagen kann mir John B laufen lassen durchaus noch den Abend retten.


Würde ich in London leben, dann wäre die Wahrscheinlichkeit nicht so gering, dass ich mehr Zeit als ich sollte im Planet Wax Laden verbringe, der DJ-Sets in den Rest der Welt streamt.
Hier eines von Vinyl-Jonglistin Jungalice plus MC:

Den One.Seventy Takeover bei Planet Wax via Rinse FM scheint es im Übrigen leider nicht bei Soundcloud zu geben, weswegen die entsprechende Seite auf der Stations-Website an dieser Stelle direkt verlinkt sei

Außerdem kein Monat ohne Dash-Mixe. Es gab tatsächlich schon Platten, die ich mir wegen in Dash-Mixen gehörten Tunes gekauft habe. An dieser Stelle sei mal sein Mix für die "Addicted 2 Bass" Show der Detroiter Station Deep Space Radio geteilt:

Das Opening Set bei Dash's letzter "Subport"-Party am Dortmunder Hafen gestaltete Rabbit’s Revenge, dessen Konservierung wir hier ebenfalls mal würdigen:


Mineral's Gast-Mix für DSCI4, anlässlich seiner neuen Digital-EP, gefiel mir ebenfalls ziemlich super mit jener Art von phasenweise eigentlich schon etwas altbacken brummtackernder Drum'n'Bass-Musik, die mir immer noch lieber als allzu modernes Neuro-Gebratze ist.
Ja, der alte Mann hat den Sprung in der Platte usw., aber es ist halt wie es ist. 

Jana Woodstock is a Ukrainian dj based now in Berlin. Her selections include hypnotic and dark tunes, industrial, break beats, Drum&Bass, experimental noisy tracks.“ heißt in der Beschreibung des Mix beim Gwy Myeon Podcast.
Schon letztes Jahr war sie mir mit guten Halfstep-/ Düster-Drum'n'Bass-Selections, Industrial-Neigungen und Metal-Vorlieben sehr positiv aufgefallen, weswegen ein neuer Mix immer gerne mitgenommen wird:

Matt Korvette ist nicht nur Frontman der Punk-/ Noiserocker Pissed Jeans, sondern er kann auch Weirdo-Düsterdisco, wie er hier mit einem Mix für die Health Connection beweist:


Erlaubt mir den Umweg, hier dann zwischendurch und mittendrin doch auch mal etwas Gitarre, Krach, Meddl zu haben, denn Stephen O'Malley und Iggor Cavalera spielten beim NTS Radio neben eigenen Arbeiten u.a. auch Musik von Bathory, Hellhammer, Shellac oder Alan Vega



Habe ich schon mal gesagt, aber sage ich auch noch mal: Brecht Linden alias BOLT RUIN ist mir irgendwie sympathisch, weil er einerseits selbst sowas wie Industrial-lehnende und Metal-schulterblickende Drone-/ Dark-Ambient-/ Noise-Musik fabriziert, bei seinem gelegentlichen DJ-Set im Rahmen des belgischen Kiosk Radio dann aber auch schon mal zu elektronischer Tanzmusik mit Breaks und/ oder Basslastigkeit u.ä. neigt:


Beim Kiosk Radio hätte letztens auch Om Unit mal Halt gemacht, internationale Größe für all things Dub/-step/-techno, Bass'n'Breaks und verhallte Tanzbarkeit:


Fun Fact: Alice und Bob, hauptsächlich Alice, aber manchmal auch Bob, sehe ich öfter mal im Vorbeilaufen. Buchstäblich, denn unsere Joggingrunden-Routen überschneiden sich schon mal.
Diese Anekdote allein ist's mir wert, zum Schluss ihren Set vom Junkyard-Takeover bei HÖR mal zu teilen:



Zukunftsmusik?

Man hatte sich ja schon gefragt, ob von den, zum Duo geschrumpften und immer noch gelegentlich live in Erscheinung tretenden Melt-Banana in diesem Leben noch mal was kommt. Und ja, meinetwegen dürfte das dann gerne auch noch mal eher an "Melt-Banana Lite Live Ver 0.0" anschließen anstatt an ihr letztes, doch verhältnismäßig konventionell lärmendes Album "Fetch", das auch schon wieder elf Jahre her ist, aber ohne Frage schwer okay war. 
Im August kommt tatsächlich 'ne neue unter dem Titel "3 + 5".


Ansonsten ist's Richtung Sommerloch sicherlich auch noch erwähnenswert, dass...
- der beste Rock-/ Metal-Sänger unserer Zeit, namentlich John Bush, bei einem etwas abgehalftert müffelnden Band-Unterfangen namens Category 7 mitwirkt, dessen Debütalbum Ende Juli via Metal Blade kommt.
- die progmetallischen Instrumental-Krachmacher von Dysrhythmia im Juni dann auch mal wieder 'ne neue raushaben. Ich glaube allerdings, dass sich das inzwischen in Richtungen entwickelt hat, bei denen ich eher raus bin.
- der zweite Teil von Harvestman's "Triptych"-Tirilogie am 21.07. kommen soll, worauf ich mich tatsächlich ziemlich freue.
- Junglisten freuen sich ferner auf das in Kürze kommende Outrage-Album auf Function Records. Bei einer Nummer macht Amit mit!
- die Weirdos von Mamaleek im August auch mal wieder mit einer neuen Ausgabe ihres Surf-Jazz-Blackmetals für Irritation sorgen möchten.

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