Es wird zwar dieser Tage mit Sicherheit u.a. auch nochmal spektakuläre Weihnachts-Streams von John B. geben, irgendwelche aufs Radar rutschende Label-Jahresretrospektiven in Mix-Form und/ oder Silvester-Soundtrack-Empfehlungen aus goutierend gefolgten Ecken und so weiter und so weiter, außerdem hoffen wir mal, dass Nadia Struiwigh ihr angekündigtes "jungle breaks techno ofc" Set im Berghain für die Nachwelt konserviert, aber mit dieser Rampe an DJ-Broadcasts und digitalen Mixtapes für die Zielgeraden-Feierei vom Schreibtischstuhl aus soll es das dann auch mal gewesen sein, für's aktuelle, sich dem Ende neigenden Jahr. Und ich will jetzt nicht noch so eine Floskel bringen wie „verabschiede mich in den Weihnachtsurlaub“, denn so wirklich weg werde ich zwar nicht sein (geographisch gesehen), allerdings werden die nächsten Wochen vor allem im Zeichen von Internet-Detox, sich mal gänzlich mehr auf die eigenen musikalischen Spielwiesen konzentrieren usw. stehen, anstatt hier zwischen Tür und Angel nochmal was rauszuhauen, das in erster Linie eh nur Notzien an mich selbst sind. See you on the other side.
„Brussels-based collective Ather welcomes the presence of French DJ and producer Aerae. Her debut LP, Percussive Reverie, emerged as a luminous cornerstone in the realms of psychedelic and deep techno. Since then, her sonic creations have continued to captivate and transport listeners” ist, was das Kiosk Radio zum folgenden Mix zu sagen hatte, der allerdings unter dem Motto Dum’n’Bass stand, nur um dann wiederum „ist das wirklich noch Dum’n’Bass?“-mäßig noch zu tatsächlich eher etwas ätherischen und experimentelleren Halftime-Varianten des Genres zu neigen. Für die Nischen in den Nischen haben wir hier allerdings natürlich mitunter die größten Sympathien! Soundcloud oder Mixcloud oder Youtube:
Auf der Suche nach was eigentlich ganz anderem landete ich dann zufällig zwischendurch auch noch beim Mix von Elisethere im Kiosk, die dubbiges von Roots-Reggae bis zu elektronischen Steppaz und Dubstep spielt und damit dann eigentlich auch musikalische Felder streift, in die es mich selbst in jüngerer Vergangenheit ja auch immer öfter mal zieht. Soundcloud oder Mixcloud oder Youtube:
Und ein Vinyl jonglierendes Jungle-/ Drum’n’Bass-Set ist hier ja schon sowas wie ein automatischer Daumen hoch, deswegen sei auch der dementsprechende Mix von Ruf an gleicher Stelle geteilt. Soundcloud oder Mixcloud oder Youtube:
Bis gerade eben war mir der wohl vor allem im Techno-Bereich stattfindende Uptown Records Vinyl Bus noch gar kein Begriff gewesen, aber Halushko von den "Broken Jungle Parties by Kleve Massive" legte eben dort ein zeitgenössischer Partystyles-lastiges Drum'n'Bass-Set auf. Auch das kann mal Laune machen:
Und beim Durchscrollen gab's dann auch dort ein Vinyl-Jungle-/ Drum'n'Bass-Set für alte Old-Schooler wie mich, in diesem Fall von Limitless. Mini-Abzug in der B-Note dafür, dass er die "Human Traffic" Anspielung von jemanden in den Kommentaren nicht adäquat mit „turns hare krishna into a bad boy“ beantwortet hat. Ansonsten Kudos!
Mantra von der Rupture Kern-Crew, u.a. Expertin für sowohl dubbige Bass-Music als auch für Jungle, war beim New Yorker The Lot Radio!
Und bei der Rupture Show via NTS Radio gab's dann obendrauf von ihr auch noch eine Konservierung vom Vinyl-Set anlässlich des volljährigen Label-/ Eventplattform-Geburtstags! Geil!
„Eollers, deep rollers, upfront tracks, and amens in the mix!“ gibt’s beim Everyday Junglist Podcast von Wadjit:
Quartz hat in diesem Jahr irgendwie nicht so wirklich viel gemacht, weswegen sein mitunter ziemlich abgehendes Mix für die 1985 Music Show auf Rinse FM erst recht geteilt sein, allerdings kann man es leider nicht einbetten: soundcloud.com/rinsefm/1985music281124
Zum Schluss gucken wir dann noch mal in eine etwas andere musikalische Ecke: Ein Dawless-Techno-Liveset von Maedon bei HÖR hätten wir auch noch, was dann natürlich auch garnicht so ganz uninteressant ist:
Die Tonträger-Einkaufsliste und losen Release-Radar-Notizen der Restjahres-Rotation bestätigten dann ja noch mal deutlich den Trend der letzten Zeit: Sog. Bass-Music von ihren dubbigen Roots über sowas wie „richtigen“ Dubstep (um sämtliche Misverständnisse auszuräumen meine ich damit natürlich sowas wie das hier) bis natürlich vor allem auch zu meiner schon vor einigen Jahren erneut erblühten Liebe zu und anhaltenden Obsession mit Jungle/ Drum'n'Bass, von Dancefloor-orientierten bis zu experimentelleren Auswüchsen in verschiedensten Erscheinungsformen (mal Wohlfühl-Vibes, mal dunkel-atmosphärisch, mal druckvoll auf die Zwölf) ist dann ja doch irgendwie das, was mich dieser Tage am meisten abholt, während Gitarrenkrach verschiedener Couleur aktiv wie passiv zwar durchaus stattfindet, aber doch so ein bisschen ins Hintertreffen geraten ist. Und auch wenn sowas wie Reissues oder Second-Hand-Schnäppchen irgendwelcher Doom-Metal-Semiklassiker durchaus schon mal über das digitale Kassenband gezogen im Regal (und dabei natürlich auch zwischendurch auf dem Plattenspieler) landen, sind diese dann dieser Tage doch eher die Ausnahme zur Regel.
Als eine dieser Ausnahmen entpuppte sich dann jüngst allerdings, für mich selbst überraschend, die neue von Godspeed You! Black Emperor, und tatsächlich hat es nicht mal was mit dem plakativen Antikriegs-Titel dieses aktuellen Albums o.ä. zu tun, dass mich ein spontaner „jetzt gerade auch mal wieder Bock auf sowas“-Impuls Richtung Jahresaustraben dann irgendwie bei einem GY!BE-Binge landen
ließ, zu dem mir eine frisch ganz neue Veröffentlichung zu den älteren
obendrauf dann zufällig ganz gut mit in den Kram passte. Klingt komisch, war aber tatsächlich so. Denn eigentlich hängt's eher mit einer persönlichen Verbindung zur Band um eine kürzere Ecke zusammen, dass sich das irgendwie anbahnte, und im zweiten Schritt dann damit, dass instrumentale Langform-Musik mit Orchestral-Charakter in partieller Rockinstrumentierung und mit viel Drone-Wabern dann halt auch was ist, dem ich mich durchaus sehr zugetan fühle. Ich neige dabei dieser Tage allerdings wohl doch sehr deutlich eher zu den namenhafteren Originalen wie eben GY!BE als zu irgendwelchen der Epigonen dieser Stilexplosion unterm Stichwort "Postrock" der Mittnuller Jahre... #FirstWorldProblems³: Irgendwie habe ich bis jetzt dann ja aber immer noch nicht so wirklich in das neue Album der Leeds'er Noiserocker Thank reingehört, obwohl ich die prinzipiell super finde, oder das akuellste Langspielerzeugnis von The Body, weil der Krachmusik-Queue derzeit einfach voll ist und eh nur noch die zweite (natürlich verzerrte) Geige spielt. Ähnlich ist's mit dem neuen Album der hiesigen Deathgrind-Gang Keitzer, die ich eigentlich musikalisch wie persönlich mag, aber irgendwie stand mir der Sinn zuletzt einfach absolut nicht nach Blastbeats und Growls. Alle drei sind allerdings Kandidaten dafür, mittelfristig vielleicht doch nochmal eingetütet zu werden...
Im Gegenzug finde ich schade, dass es Amit's 2-Tracker via 31 Recordings mit zwei komplett geilen Orient-Halfstep-Stampfern leider nur digital anstatt als 12" oder 10" gibt, aber das ist wohl jetzt einfach in Teilen d(ies)er Szene der Lauf der Dinge. Alley Cat's"The Widow Project" übers eigene Dubstep-Label Kokeshi (mit witzigem Logo) wiederum bietet von der Londonerin, die über die letzten Jahre vor allem als DJ mit Drum'n'Bass Schwerpunkt, auch regelmäßig bei Kool FMusw. kennt und schätzt, digital und als Tape einen Langspieleinstand, auf dem sie ihre Club-/ Bassmusic-Vorliebenmit Dark-Wave-, Dark-Ambient- und Trip-Hop-Einflüssenverschmelzen ließ. Bei drei der 16 Tracks ist die kalifornische Sängerin Johnette Napolitano (u.a. Concrete Blonde) dabei. Ich hab's mir ja dann allerdings tatsächlich doch mal geklemmt, mir das mit allem, was dazu dann preislich noch obendrauf kommt, unbedingt in der limitierten MC-Version aus England gönnen zu müssen, weil man bei aller Support-willigen Musikliebe dann ja an irgendeiner Stelle doch mal die Staubfängerakkumulation bremsen muss. Was ich nämlich nie sein wollte ist einer dieser Typen, die quartalsweise Riesenschwünge an Tonträgern zurück in die Third-Hand-Ecke des Plattenladens bringen, oder der irgendwelche reinen Regalformate in der Bude rumliegen hat, die er dann eigentlich doch nur digital hört... Vielleicht
sollte man übrigens nicht übertreiben, das gleich wieder irgendwie fast
schon etwas superlativ angehaucht ausdrücken zu wollen oder so, aber
man kann schon generell sagen, dass auch, nennen wir es mal humorvoll
Musik mit „True Dubstep“-Charakter abseits von überdrehtem Brostep-Kram,
sog. „Riddim“-Riffs und Rockmusik-Crossovern, halt Dubstep im Sinne von
tatsächlich dubbig vibender Basssmusic usw., in jüngerer Vergangenheit
auch so eine Art von kleinem, sympathischen Nischen-Comeback feiert und
nicht nur parallel zu, sondern auch so ein bisschen zusammen mit dem
aktuellen Popularitätsschub von Jungle/ Drum’n’Bass vermischt
stattfinden möchte. Man kann das tatsächlich auchim Kontext kleinerer Events hierzulande aktuell beobachten, allerdings ebenfalls in der Premier League: Indi Khera alias Mantra von
der Rupture-Crew z.B. hat schon einen gewissen Namen in der DnB-Szene,
zieht allerdings in jüngerer Vergangenheit ein bisschen die Frequenz
eigener Produktionen und Veröffentlichungen an, auf denen sie nicht
unbedingt zu allzu generischem Kram mit Fokus auf DJ-Spielbarkeit in
eindeutiger Sparte neigt, sondern mit Einflüssen aus Garage, Jungle,
Dub/step usw. ihr eigenes Ding durch verschiedene Stil- und
Temporegionen macht. Nach einer schon ganz coolen EP über das Münchener Label Ilian Tape im Frühjahr, legte sie im Herbst auch noch die "Schemes & Dreams EP" über Vivek's System Music nach. Und passend zum Label konzentrieren sich die vier Tracks hier auf Groovetempo-Rhythmen und mächtig drückende Dub-Basslines. Man muss
es an dieser mal ganz deutlich so sagen wie es ist: Musik wie die auf "Schemes
& Dreams" rafft man nicht durch PC-Lautsprecher oder
Headset-Kopfhörer, denn es ist halt "System Music", sprich Soundsystem-Musk, die einfach mit davon lebt, dem menschlichen Körper 'ne Bassmassage zu verpassen.
Erwähnenswert ist, wo wir dabei sind, dann allerdings im Übrigen auch moch die Beobachtung, dass ich zuletzt da, wo „gedubbt“ wird, auch immer wieder über weitere Querverweise zu langjährigen Lieblingsbands eigentlich ganz anderer msuikalischer Ecken stolpere: Zum Beispiel ist auf ZamZam Sounds ganz frisch 'ne 7" von Alpha & Omega draußen, und Alpha & Omega schätze ich ja u.a. auch für das, was sie auf den OM Dubplates ("Addis" und "Gethsemane ") gemacht haben. Youth, seines Zeichens neben hundert anderen Sachen auch Basser der legendären Post-Punks/ Industrial-Metaller Killing Joke, einer meiner absoluten Ober-Lieblingsband (R.I.P. Geordie) und Dub-Meister Mad Professor, von dem ich z.B. u.a. eines der Massive Attack Remixalben und auch seine alte Jungle-Kooperation mit dem wahnsinnigen Lee Perry im Plattenregal hätte, haben sich zusammengetan, um eine völlig Hippie-eske Reggae-Coverversion von U2's "Pride (In the Name of Love)" samt dubbiger B-Seitenversion zu produzieren und als 7" auf die Welt loszulassen.
Und das kann man jetzt natürlich auch völlig drüber, kitschig und schlimm finden, ja, verstehe ich voll, vielleicht werde ich ja auch echt schon sowas wie alterssentimental oder lasse mir von dieser nervigen Weihnachtszeit aufs Hirn drücken, aber ich meine das absolut im Ernst wenn ich sage, dass wir „in heutigen Zeiten“ alle ein bisschen mehr „warme“, meinetwegen auch ins naiv-kitschige driftende Vibes gebrauchen können, anstatt die Katharsis nur in bösem Getöse finden zu wollen, was halt auch irgendwann zu einer leeren Geste der Gewohnheit verkommt. Simple as that.
Über das Stichwort Dub und seinen Querverweisen zu Krachmusik-Lieblingen von mir müssen wir dann jetzt aber doch noch einen ehr oder weniger unerwarteten Umweg zu was dann doch eher ziemlich derben nehmen:
Auch wenn die LP- und CD-Versionen erst im März '25 kommen, ist's digital schon jetzt raus, und somit dann wohl eine meiner Lieblingsveröffentlichungen von gleich zwei Jahrgängen: Unter dem Titel "A World Lit Only By Dub" hat Justin Broadrick eine Remix-Ergänzung zum 2014er Godflesh-Album "A World Lit Only By Fire" rausgetan. Der "Dub" bezieht sich hier natürlich eher auf die produktionstechnische Vorgehensweise als auf den Vibe der Musik, denn fünf der zehn Album-Songs wurden durch eine Mangel gedreht, aus der sie länger und bodenloser rauskamen, teilweise dann auch noch etwas noisiger. Damit sind wir dann jetzt zwar tendenziell auf einmal doch noch bei krachiger Grölmusik gelandet, aber 1.) sind halt gerade auch Godflesh eines dieser „gehen immer“-Originale für mich und 2.) ist sowas wie das hier tatsächlich total „der Scheiß, auf den ich Bock habe“.
Interessant ist dann auch noch, weil's von da aus dann ja nicht mehr weit zu JK Flesh wär', dass ich mir kürzlich zwei Platten schoss, die mir eigentlich von der Liebe zu schnellen Breakbeats in die Aufmerksamkeit geschoben wurden, dann aber in der Plattentasche für's 4/4-lastige DJ-Set mit um die 127 BPM landeten (ja, lacht nur, dass ich tatsächlich eine solche habe): Die
oft zusammenarbeitenden Response & Pliskin sind ein gutes Beispiel
für ein Duo (bzw. auch zwei Einzelkünstler), deren Schaffen es bei der
allgemeinen Fülle von Musikveröffentlichungen nicht in voller Konsequenz verfolge, aber seit mich die wichtigste
Drum'n'Bass-Persönlichkeit der Stadt auf ihr damals aktuelles, zum
Jungle-Techno lehnendes Langspieldebüt "We're All Disturbed" stieß, weil
es artworkmäßig mit einer geilen Hommage an wie für mich sehr wichttigen Killing Joke daherkam, kriegt mich gelegentlich doch mal wieder eine Single oder EP von ihnen. Die
weiterhin mit dystopischen Motiven und politischen Motivationen in den
Traditionen britischer Clubmusik verwurzelte "The Torture Never Stops"
EP übers eigene Label Northern Frontbietet dabei was eher ungewöhnliches, das dann wiederum aber doch
auch wieder so ein bisschen an besagtes Album anschließt: Zu drei
Drum'n'Bass-Klopfern in typischer BPM-Lage gesellt sich mit "Muscle"
dann auch noch ein elfminütiges (!) Stück in eher House-mäßiger
Tempogangart. Genau das passte mir insofern super mit in die
Sammlung, als dass ich zum DJ- mixen mit dem ähnlich epischen "Rez",
Dense & Pika (feat. Igor Cavalera), meinen jeweiligen
Lieblingstracks von JK Flesh und den Chemical Brothers, sowie 'nem
selbstverbrochenen 4/4 Remix von 'nem Stück meiner eigenen Band auf
Lathe-Cut noch 1-2 weitere Sachen in der Ecke gebrauchen konnte, um 'ne
Stunde Set vollzukriegen, zwinkersmiley. Und auch
schon wieder etwas strange: Das Label WNCL Recordings hatte sich gerade eben noch zu sowas wie
einer aktuellen Obsession von mir entwickelt, weil das sympathische
Veröffentlichungskonzept der letzten ein, zwei Jahre vor allem darin
lag, Zehnzoller mit oft rougherer, deutlich Breakbeat-lastiger
UK-Clubmusik ohne allzu eindeutige Stilkategorisierung und auch mal
abseits der gängigeren BPM-Regionen rauszuhauen. Labelboss
Bob Bhamra, der auch als Künstler/ Produzent/ DJ unter West Norwood
Cassette Library firmiert, macht mit seinem Tack "Jump Up (...)"
allerdings keinen Jump-Up-Jungle, sondern orientiert sich eher an
old-schooligem Rave-Techno mit pumpender Kick-Drum, um dann allerdings
auch noch so ein paar Hip-Hop-/ Breakbeakt-Schulterblicke dazu zu
werfen.
Und diese, nun ja, „Unberechenbarkeit“ von
WNCL, gepaart mit dem oft sehr „unpolierten“ Sound der
Label-Veröffentlichungen, der auch hier 'ne Spur gröber ist, ist dann ja
auch schon etwas, das mich ja sogar dann anspricht, wenn eine
Platte wie diese so einen Hauch an dem vorbeirummst, was ich
normalerweise so höre und abfeier'. Und da ich, wie bei Response &
Pliskin oben schon erwähnt, noch ein paar Sachen gebrauchen konnte, die
sich Four-to-the-Floor-mäßig mit ein paar Lieblingstracks von mir um die
127 BPM mixen lassen, passte auch das hier gerade ganz gut. Der Rawtrachs Remix der B-Seite ist dann der Vollständigkeit halber etwas rasanter und rougher und damit auch ganz geil.
Auf den Gabentisch der Restjahresrotation kamen dann ansonsten aber vor allem erstmal die folgenden Compilations:
v.a. (1985 Music) - Fragments Volume 1 v.a. (1985 Music) - Succint 2024 Als ich würde ich, meinen autistisch-hyperfokussierten Obsesionen folgend nicht schon genug Geld für Platten ausgeben, habe ich mir ja dann tatsächlich sogar beide aktuelle 3LP-Compilations auf Alix Perez'1985 Music Label geschossen: Die als sowas wie eine Jahresretrospektive gedachte "Succint 2024" und auch den Start einer neuen Serie unter dem Titel "Fragments Volume 1", beide jeweils mit 12 Tunes. War fast schon Ehrensache, da es Perez letzte Saison ja mit seinem Headland-Kollaborationsalbum sogar in meine Jahresfavoriten schaffte und dann auch noch "Under Pressure" so ein Dauerbrenner-Tune ist, das ich noch diesen Sommer wieder im Set eines DJs aus der Stadt bei der herrlichen Daytime-Sause hörte... Beide Pakete bieten passend dazu jeweils sowohl flotte DnB-Stücke als auch fette Dubstep-/ Grime-Stampfer. Und das fast schon obligatorische Flowdan-Feature ist dann z.B. genauso dabei wie feinster Underground-Klöppel-DnB von Quartz,so wie ich ihn mag.
Drone ist auf der einen mit einem dickeren Dubstep-Lurker und auf der anderen mit einem gleichermaßen deeperen wie weirderem Stück vertreten. Perez erxerziert die Disziplinen 140er-Groover und Soulfull-Roller durch, und mal wieder was vom jungen Manchester-Weirdo Metronome zu hören ist dann auch cool. Zusammen mitunter genau das, worauf ich gerade am meisten Bock hatte!
v.a. (Samurai Music) - Hyaku | 百 |
Samurai Music Compilations
sind No-Brainer für mich. Das inzwischen auch schon länger als
zweieinhalb Dekaden existente Label hatte nämlich vor einigen Jahren,
neben Ohm Resistance, mal eine gewisse Rolle dabei gespielt, dass/ wie/
warum ich das prinzipiell weiter gefasste Drum'n'Bass-Genre nach Phasen der wiederholten Gelegenheitsaffären doch nochmal in einem weiteren, größeren Schritt „Alte Liebe rostet nicht“-mäßig für mich wiederentdeckte, um dann auch für immer zu bleiben... Vom dubbig-minimalistischen Halftime-Stil
der belgischen The Untouchables bis zu Homemade Weapons aus Seattle, der
mit einer ebenfalls recht reduzierten Soundpalette ziemlich heftiges
Getacker der etwas komplexeren Art fabriziert, ist der Drum'n'Bass, der
auf Samurai Music erscheint, mitunter ein anderer Drum'n'Bass als
in den meisten anderen DJ-Sets da draußen. Denn da, wo die größeren
Dancefloor-/ Mainstream-, Jump-up- und Neuro-Teile der DnB-Szene schon
seit einigen Jahren zu immer alberner werdenden Soundästhetiken
abdriften, da neigt man im Umfeld von Samurai Music eher zu einem
ernsteren Understatement mit der sympathischen Schlagseite, durchaus
etwas experimentell, aber dabei doch auch immer noch funktionell zu
sein.
Wie immer kann man die drei "Hyaku" EPs sowohl als einzelne LPs als auch im Bundle bekommen, wie immer neigte ich zur regulären anstatt zu einer der wesentlich teureren Sammler-Editionen mit Screenprint-Cover. Zu den Highlights gehören wie erwartet dann natürlich der düstere Amen-Smasher von Dom & Roland und 'ne techsteppig brummende Nummer von Labelboss Presha himself, zu den experimentlleren Überraschungen zählt ASC's 4/4 Geklopfe, sowie einige Nummern, die sich eher in gänzlich atmosphärischen als übermäßig Floor-kompatiblen Region ausweiten, wie z.B. die von Torn. Der gewohnt dubbige The Untouchables Track macht Bock aufs nächste Album und dass der über die Corona-Jahre komplett pausiert habende Ancestral Voices wieder am Start ist, das ist auch gern gesehen und gehört. Als das macht aus "Hyaku" eine facettenreiche und doch recht runde Sache, die sowohl durchzuhören Spaß macht, als auch verdeutlicht, dass es da draußen durchaus auch noch so einige Drum'n'Bass-wurzelnde Musikproduzenten/ Künstler gibt, die ihre Kunst noch etwas anders begreifen, als einfach nur Stangenware für die Clubrotations-Instant-Gratification abzuliefern. Letzteres muss es ohne Frage auch geben, aber die umgsetzten Visionen gänzlich eigener Ideen mit Mut zur Lücke, wie man sie hier mitunter findet, sind längerfristig dann eben doch spannender als der neuste Popsong-Mashup auf 'nem Standard-Twostepper oder die DJ-Set-Füllmaterial-Eintagsfliege mit zeitgernössischen Furzsound-Basslines...
Gibt's noch was aktuelles?
Ja, Bank Myna Livesession, sowie Videoclips von Dark Sky Burial (Shane Embury), ORT und dann auch noch zum kommenden Noisepicker-Album (was höchstwahrscheinlich eines der Rockmusik-Alben sein wird, auf das ich dann doch mal wieder Biock habe) auf Youtube:
Ein bisschen schmunzeln musste ich ja irgendwie schon darüber, dass Adam F seine 95er Debütsingle "Circles" mit ihrem jazzy Jungle-Flair dann noch mal „in schön“ restauriert hat, um es mal so zu sagen, und meine das jetzt wirklich kein bisschen despektierlich. Aber es ist eigentlich ganz gut, dass die pendulumasochistischen Zeiten, in denen man sowas dann zwischendurch mal etwas zu sehr Richtung Kirmes rücken musste, in dem Lager wieder so ein bisschen vorbei zu sein scheinen...
Das Etch Album "Scream of the Butterfly" viaSneaker Social Club wär' wohl auch noch auf der Reinhör-Liste, kam bisher aber noch nciht dran. Eine EP übers Münchner Label Ilian Tape wär' zusätzlich von ihm seit kurzem raus.
Und eine tendenziell gute Nachricht ist dann auch noch, dass man Releases von Tim Reaper's "Jungle Testing Grounds" Future Retro London hierzulande dann neuerdings doch auch über diverse Mailorder bekommen, anstatt sie nur direkt aus England via Bandcamp bestellen zu können.