Samstag, 6. Juli 2024

Sommerloch, Black K-Hole Sun Mix-o-Mania, sonstiges...

Sommerferien? Naja, nicht wirklich. Ich werde allerdings wohl dennoch zwischendurch mal ein paar Tage von allen Schreibtischen weg bleiben und das Handy aus lassen, was eine gute Gelegenheit ist all das, was sich zuletzt so an Notizen angesammelt hat, mal eben zu teilen:

Mix-o-Mania: DJ Sets, Radioshows, ...

Manchmal blende ich aus, dass beim
Dublab ja wirklich so einige, sehr coole Sachen passieren. So viel Musik, so wenig Zeit...  Wenn ich dann aber doch mal da lande, gibt's viel zu entdecken.
Die "Dome of Doom" Sessions z.B. alleine sind stilistisch sehr breit aufgestellt. Bei einer der letzten spielten Rowa und Low Poly alles mögliche von Dubstep bis Experimental-Pop, dazwischen beschwingte Dance-Music, Hip-Hop und introspektive Weirdness.
Auch Warp-Artist Wu-Lu fuhr bei seinem Gastmix Musik quer durch den Jazz-/ Dub-/ Rap-/ DnB-Garten auf. 
Daneben ferner hoch im Kurs sind auch Formate, die sich eher Richtung Post-Punk/ Industrial/ Goth orientieren und Bögen von experimentellen Düster-Elektronikern bis zu Metal-Klassikern schlagen, z.B. in der regelmäßigen Sendung "SS Extension Course" von Jenny Mono, die mich staunen lässt, dass einiges halb verdrängtes aus meiner Jugend jetzt auf einmal 
auch wieder hip zu sein scheint:



Apropos Krach aus meiner Jugend und darüber hinaus spielte kein Geringerer als Napalm DeathShane Embury beim NTS Radio Musik, die seine Soloprojekte Dark Sky Burial und Tronos beeinflusst hat: 
Von den Urgottvätern des Riffs Black Sabbath über das Next-Level-Gerumpel von Venom oder Repulsion landet er dabei dann schnell bei allem, was irgendwie noch geiler ist: Sonic Youth, My Bloody Valentine, einer der proggigeren Voïvod-Momente, ein jüngerer Killing Joke Song, die Cardiacs, The Young Gods, Skinny Puppy und sogar Goldfrapp.
Geschmackvolle Zusammenstellung, aber das ist keine Überraschung.



Eine Auswahl, die mit Pink Floyd beginnt und über eine Dub-Reggae-Phase dann in John B.'s Metalheadz-Klassiker mündet ist mir ebenfalls ziemlich sympathisch!
So gehört in Giulia's monatlicher "Third Circle" Sendung beim NTS Radio:


Konzentrieren wir uns aber erstmal wieder gänzlich auf das, was mir am meisten Spaß macht, gemeint ist natürlich Drum'n'Bass:
Im Podcast der Berliner Humanoid Crew hatte Restless Ghost 
letztens einen wirklich coolen, Dark-Roller-lastigen und technofunkigen Mix am Start:


Abgelutscht-superlative Floskeln wie "Legende" oder "Urgestein" benutze ich nicht wirklich gerne, aber auf Drum'n'Bass-Lifer DJ Flight trifft das wohl zu.
Ihr Mix für den Resident Advisor Podcast ist daher Pflichtprogramm:

Ein fast zweistündiger DJ-Mix mit „HEAVY vibes, techstep, classic dnb, modern jungle, drumfunk, amen rich jungle tracks“ von Mizeyesis ist auch was, das man gut mal laufen lassen kann:

Die Drum'n'Bass-Mixe der Kölnerin Erdy Bat höre ich ja ebenfalls immer ganz gerne! 

Die sympathische Nadia Struiwigh, bekannt u.a. auch durch Ambient- und Weird-Techno-Alben auf Labels wie Denovali und Auftritte bei der Berliner Synthnerd-Messe "Superbooth", gibt sich in letzter Zeit auch immer mehr junglistischen und Breakbeat-lastigen Gangarten hin.
Das finden wir super, und so sei auch ihr zweistündiges DJ-Set vom Nous'Klaer Festival in Rotterdam geteilt:



Einen nicht ganz einstündigen, aktuellen Showcase ihres eigenen Labels Umai Rec. hat uns Aisatsaana zusammengedreht.
Hash-Tags: Halftime Drum and Bass, Breakbeat, Acid Techno.

Calibre ist ja zugegeben jemand, dessen bisherigem Schaffen ich noch nie so wirklich viel Aufmerksamkeit geschenkt habe, auch wenn ich weiß, dass ich es sollte. Ich neige musikgeschmacklich halt doch eher zur dusteren Roughness von Darkcore-Jungle und Techstep-Drum'n’Bass als zur sonnigen Leichtfüßigkeit von Liquid Funk, Jazzstep und UK Garage. Aber eigentlich ist das umso mehr ein Grund, mal über den Tellerrand zur entspannteren Seite zu schauen und sich an einem chilligen Sonntag mal ein eineinhalbstündiges Set vom ihm zu geben: 

Von Etch wird's in nächster Zeit wohl auch mal wieder noch mehr zu hören geben.
Als Vorboten seines kommendes Albums via Sneaker Social Club hätten wir hier z.B. schon mal ein Hybrid-Set (DJ-Mix und Live-Performance mit 
Roland-Sampler) beim Londoner Subtle Radio

Subtle Radio haben übrigens auch einen Youtbe-Kanal. U.a. findet man dort audiovisuell eingefangene DJ-Sets von Grey Code, Drone, J.Kenzo b2b Youngsta oder auch vom geschätzten 31 Records-Betreiber Doc Scott:

Zu den immer wieder mal auftauchenden DJs der aus der ukrainischen Hauptstadt sendenden Jungle Kitchen gehört Dub.in.Sky mit wirklich coolen Dubstep-Sets.
Manchmal tatsächlich auch Bock auf genau sowas: 


Zum Schluss geht's jetzt auch noch mal eben in die dystopische Chillout-Zone:
Im Rahmen der Vorführung eines brasilianischen Horrorfilms legte Espectra Negra ein Dark-Ambient-Set auf, das u.a. nach Lustmord und Bohren... in einem ihrer eigenen Tracks mündete:



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Nischen-Clubmusik Singles/ EPs im Netz

Auf ThirtyOne Recordings hätten wir 'ne neue Digital-EP von Crystal Clear:


Vier neue Ambient-Jungle-Tracks von Eusebeia kamen gerade über Modern Conveniences rein:


Fünf neue Tracks von Grey Code kommen via Metalheadz:


Einen neuen, wilden Homemade Weapons-Track plus Red Army Remix gibt's bei Onset Audio:


Als Temulent gehörte Judson Snell zu den Namen, die den Industrial-Drum'n'Bass-Sound des Labels Ohm Resistance in den frühen Nuller Jahren entscheidend mitprägten.
Nach einigen vorerst letzten, digitalen Singles und EPs so Mitte der Zehner wurde es dann aber erst mal eine ganze Weile ruhiger um ihn. Hier hätten wir nun seine Rückkehr zur alten Wirkungsstätte.
Ohm Resistance hatte dann 
außerdem auch gleichen Tag obendrauf auch noch mal eben digitale EPs von den Newcomern 4man und Biosmass am Start, die sich natürlich ebenfalls in den eher düsterharten Subsubsparten des Drum'n'Bass-Undergrounds einsortieren:


Und klar, Veak hat natürlich auch schon wieder rausgehauen:


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Zukunftsmusik, kommende Altherrenkrach-Alben usw.

“There are times when, as frustrating as it may be, it’s best to completely tear everything down and start fresh from a new beginning.”
Ein weiteres Altherrenkrachmusik-Album in der Kategorie "was ich eher nicht auf der Rechnung hatte" wäre dann wohl kommendes neues von Human Impact (Anfang Oktober via Ipecac).
2024 ist wirklich ein Jahr von Noiserock-Comebacks, weil Melt-Banana, Jesus Lizard, Whores usw. ... 
Hier wird's jetzt allerdings ein bisschen schwierig. Ohne Namen zu nennen oder in Details zu gehen kenne ich Leute von etwas näher dran, die gegen Human Impact-Mitglied und Unsane-Mainman Chris Spencer fortgeschrittene Antipathien hegen, oder sich in anderen Fällen zumindest kein bisschen wundern, dass einige dies tun, und man kann es von außen langsam auch so ein bisschen nachvollziehen. Erst löst er Unsane (mal wieder) auf, um sie 2-3 Jahre später schon wieder mit neuer Besetzung als Altmaterial-Selbstcoverband auferstehen zu lassen, wovon sich seine Ex-Weggefährten nicht ganz zu Unrecht etwas vor den Kopf gestoßen fühlten, und bei den zwischenzeitlich gestarteten Human Impact hat er dann auch mal eben ziemlich schnell und scheinbar grundlos die halbe Band ausgetauscht und dabei die Swans-erprobte Mega-Ryhthm-Section Phil Puleo & Chris Pravdica überraschend vor die Tür gesetzt.
Stattdessen spielt jetzt Spencer's aktuel bester Kumpel, der übrigens mit seiner sonstigen Band Cold Wives auch was ganz neues von ähnlichem Schlag raushat, bei beiden Marken Bass.
Ich liebe Unsane und eigentlich auch alle Spin-Off-Bands ihres inzwischen größeren Stammbaums (Cutthroats, Celan, Players Club, Pigs usw...), aber irgendwie hat das alles ja schon "Geschmäckle", wie die Schwaben sagen. Ohne 
Puleo und Pravdica wird's außerdem so oder so nur halb so geil sein. 


Im Oktober kommt außerdem ein neues Blood Incantation Album, auf dem sich die eigentliche Death-Metal-Band angeblich Richtung 70er-Progrock orientiert. Zu den Gästen gehört u.a. Thorsten Quaeschning von der aktuellen Tangerine Dream-Verlängerung.
Da ich ihr Ambient-Album "Timewave Zero" vor zwei Jahren sehr gut fand und diese ganzen tumben Meddl-Köppe, die darüber im Netz nur rummosern völlig verachte, werde ich wohl auf jeden Fall mal reinhören.

Das ebenfalls im Oktober kommende Gewalt-Album "Doppeldenk" konnte man als Newsletter-Empfänger tatsächlich schon mal im Temporär-Stream checken.

Last but not least wird dieses Jahr auch noch die Debüt-EP der B.SON / Bellrope-Nachfolgeband Ord Cannon erscheinen. Ich gebe jetzt mal an und zur Kenntnis, dass ich sie auch schon gehört habe.

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Sonst noch was anekdotisches?

Weil ein Bekannter in einer der Bands spielte und es buchstäblich um die Ecke war, schaute ich mir zum ersten mal seit gefühlten hundert Jahren mal wieder eine Sonntagsmatinee-mäßige DIY-Kellershow mit Post-Hardcore-Musik an. Und auch wenn ich mich dann ja doch etwas zu alt für sowas fühle, u.a. auch weil mich solche Musik inzwischen nicht mehr so wirklich abholt, fand ich die Gewissheit, dass es derartige Underground-Kultur mit entspannt-familiären Charakter immer noch gibt, dann ja doch irgendwie schön. Jede/r, die/ der lieber mitmacht sowas möglich zu machen, anstatt Tatort zu gucken, ist automatisch mein Freund.
Interessanterweise hatte ich genau sowas an dem Tag auch irgendwie gebraucht, denn zufälligerweise wurde 
ich kurz zuvor 1.) durch aktuelle Diskussionen im eigenen Band-/ Presswerk-/ Label-Zusammenhang und 2.) dann auch noch aufgrund einer etwas ambivalenten Wasserstandsmeldung von einer der wichtigsten Lokalitäten und Kulturstätte der Stadt in eine etwas hinterfragende Untergangsstimmung bzgl. allgemeinen Kultursterbens geschoben, aus der mich dieser gemütliche Kleinkonzert-Spätnachmittag zwischen bekannten Gesichtern und mit härterer Musik der nicht ganz so doofen Natur dann wieder etwas rauszog.
Was genau ist die Lektion, die wir an jenem Tag gelernt haben? Es wird ja doch irgendwie alles gut oder sowas? Wahrscheinlich geht's in so eine Richtung...

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