Freitag, 2. August 2024

Sommerloch-Reviewrampe pt. 2

Aus sowas ähnlichem wie dem Sommerurlaub wieder raus ging's dann jetzt noch mal mit 'ner gemischten Tüte unterschiedlicher, aktueller Musik, aber man merkt schon mal wieder seht deutlich, auf was sich die Schwerpunktinteressen zuletzt so eingeschossen haben.
Im Übrigen habe ich mich an dieser Stelle dann jetzt
tatsächlich auch ein mal ganz bewusst dagegen entschieden, Lobhudeleien in Richtung einer Band mehr oder weniger aus meinem persönlichen Umfeld und ihrem aktuellen (Nicht-Vinyl-) Release abzuspulen, auch wenn's mich inspiriert und begeistert. Irgendwie hätte sich das „von näher dran“ in diesem Zusammenhang ein bisschen falsch angefühlt, auch wenn das hier sowieso kaum jemand liest und jedweder journalistische Objektivitätsanspruch in diesem üsseligen Rahmen natürlich völlig übertrieben wäre. Ich werde ihnen hier zukünftig wohl noch irgendwie den gebührenden Platz einräumen müssen, aber das machen wir wannandermal als hier und heute, in der Pampe der aktuellen Platten-Review-Rampe...
Ferner merke ich gerade außerdem mal wieder, dass ich das hier eigentlich nur noch fertigmache und veröffentliche als hätte ich sonst nix zu tun, 
obwohl ich inzwischen nur noch so mittel drauf Bock verspüre, weil ich es halt letztens angefangen habe und somit auch abschließen möchte. Autist halt. Wir nähern uns wohl wirklich wieder der nächsten Blog-Brachphase?

Beak> - >>>>
(Invada)
Das Albumcover des Jahres hätten wir dann ja auch, und außerdem noch gar nicht wirklich über dieses, bereits im Mai erschienene Teil geredet...
Das Kuriose an Beak> bei mir: Irgendwie ist das 'ne Band, die ich eigentlich schon seit ihrem 2009er Debütalbum ganz gut finde und von der ich mir dann gelegentlich auch tatsächlich mal 'ne Platte kaufe, trotzdem war das bisher aber eine irgendwie etwas halbherzige Angelegenheit von meiner Seite aus.
Die Verschiebungen musikgeschmacklicher Interessensschwerpunkte, die's über die letzten Jahre auf meiner Seite so gab, ließen mich in jüngerer Vergangenheit dann aber doch gelegentlich mal wieder bei 
Beak> landen, und so kam mir da ein neues Album gerade recht. 
Das Trio mit Geoff Barrow (Potishead) im Kern verkürzt den ja sowie gar nicht mal so langen Weg zwischen Postpunk und Krautrock und wirft in der Natur der personellen Sache auch noch 'ne Brise von Trip-Hop mit rein: Experimenteller Psychedelic-Rock mit treibender Motorik und spooky Goth-Feel, spontane Jam-Sessions, delirische Tanzbarkeit, ein Hauch von Vinyl-knisterndem Hip-Hop-Flair, das alles in einem Sound mit paralleluniverseller Vintage-Aura. 
Da ist schon irgendwie was typisch-britisches an 
Beak>, aber auf eine Art und Weise, wie man's vorher eben doch noch nicht so ganz gehört hat. Würde es einen in den tristen Frühachtzigern spielenden und entsprechend düster-dystopisch inszenieren Alternative-History-Neuaufguss der damals auch schon mal völlig ins surreale abdriftenden Serie "Mit Schirm, Charme und Melone" geben, dann könnte man sich das hier prima als Soundtrack dazu vorstellen.
Und wenn ich jetzt sage, dass einer meiner Instant-Favoriten beim ersten Bandcamp-Durchlauf direkt die Nummer "Secrets" war, die plus Dub-Effekte auf der Snare am meisten den Charakter eines vorzeitlichen Gothdisco-Stampfers hat, dann ist das von jemandem mit so einigen Bauhaus- und Killing-Joke-Frühwerken im Plattenregal wohl auch keine wirkliche Überraschung. Seltsam und schade ist dennoch, dass ausgerechnet dieser Track als vorletzter in die Digital-Version des Albums geschoben, allerdings auf der LP ausgelassen wurde. Hä? Bummer.
Tut der Sache aber keinen Abbruch, dass die LP trotzdem gut flowt.
Geil ist zum Beispiel die Steigerungskurve der Eröffnungsnummer, oder auch wie die jeweiligen Closer der A- und B-Seite, "Demin" und "Cellophan", dann gegen Ende noch mal die Härte-/ Lautstärkenschraube anziehen. Schaurig-schön ist auch dieses traurig-leiernde 
das Düster-Pink-Floyd-Feel einiger Nummern, oder wie die eher zackige Rhythmusarbeit von etwa "Ah yeh" dann trotzdem herrlich mit all dem zusammenpasst.
Und wie gesagt, da ist auf eine paralleluniverselle Art und Weise schon was 
typisch-britisches an Beak>, das mich olle Kartoffel irgendwie fasziniert und begeistert. 

Black Yukon Sucker Punch - Darkstar Gemini
(Yukon Punch Recordings)
Wollen wir tatsächlich mal so weit gehen, dass es vielleicht schon so 'ne Art von „Old School Neurofunk“ gibt, der näher an dem tönt, was Ed Rush & Optical Ende der 90er aus der Techstep genannten Unterspielart von Drum'n'Bass weiterentwickelten, und mit der vieles von dem, was heutzutage so unter „Neurofunk“-Banner an Bratz-Dröhn-Rausch-Bäng-Musik mit dichtkomprimiertestenst gefetteten Serum-Sounds in Rocksong-Strukturen vor sich hin hämmert nicht mehr so viel zu tun hat?
Der unter der eher wenig griffigen Twin Peaks-Inspiration "Black Yukon Sucker Punch" firmierende B. Babinec aus Kenmore, Washington hat sich nach Dubstep-Vergangenheit unter einem anderen Alias jedenfalls einem solchen Sound mit Jahrtausendwenden-Schulterblick verschrieben und bringt's seit vier Jahren auf seinem eigenen Label Yukon Punch Recordings raus, nach sechs 12"-Singles/ EPs ganz aktuell sogar in Form dieses 2LP-Albums.
Und eine solche Konsequenz mit DIY-Spirit ist mir so sympathisch, dass ich mir "Darkstar Gemini" tatsächlich nach einem nur kurzen Anzappen auf einer DJ-orientierten Mailorder-Plattform direkt mal eben geschossen habe.
Die acht Tracks von "Darkstar Gemini" sind beides, sowohl Clubmusik mit etwas aus der Zeit gefallener Soundästhetik, als auch ein Album, welches vage einer durchgehenden Narrative folgen möchte. 
Die Betonung liegt dabei ein bisschen mehr auf diesen speziellen, angezerrt-verzwirbelten Mid-Bassline-Sounds über den tieferen Subs als auf der Roughness der Drum-Sounds, von Platte rummsen einige der Beats aber doch noch etwas fetter durch's Wohnzimmer, als es beim digitalen Anzappen den Eindruck machte.
"Deep Space Wendel" ist dann obendrauf auch noch ein geiler Midtempo-Groover.
"Darkstar Gemini" mag jetzt weder ein potenzieller Kandidat für die Jahres-Tiop-10 sein, noch werden sich Tracks davon als allgemeine Drum'n'Bass-Mix-Dauerbrenner durchsetzen, aber dass und wie Babinec hiermit der klaren Vision einer fast schon vergessen geglaubten Substilrichtung folgt, das finde ich wie gesagt sympathisch, außerdem solchen Spätneunziger-Sound auch im Revival-Unterfangen generell ganz geil.
Und für Sparten-DJs vielleicht nicht ganz uninteressant: Möglichweise findet man hier 'n Tune, das sich im Set prima mit einem der "Wormhole"-Evergreens mixen lässt oder sowas....

Harvestman - Triptych: Part Two
(Neurot Recordings)
Wie angekündigt erschien im Zeichen des Heu-/ Bock-/ Donnermondes dann auch der zweite Teil von Harvestman's "Triptych"-Trilogie, auch wenn sich die physische Platte hierzulande natürlich verspätet/e.
Den ersten Teil fand ich 
ja schon super, vor allem die dubbigen Tracks, aber eigentlich auch durchweg alles.
"Part Two" der Reihe startet die A-Seite wieder mit einem von Al Cisneros am Bass unterstütztem Stück und die B-Seite mit einem Dub-Remix davon, beide fast zehn Minuten.
Auch "Damascus" ist ein trotz seiner nur fünf Minuten ein episch anmutendes Teil mit Delay-Soundturm und dubbiger Note, "The Falconer" ein Harvestman-typisches Stück mit Tangerine-Dream-Schulterblick, der Ambient-/ Drone-Lauf der B-Seite generell ziemlich geil.
Ich find's jedenfalls wieder total geil und mindestens genauso so gut wie Teil 1.
Es gab ja Zeiten, da waren Neurosis wirklich sowas wie diese eine Gottstatus-Band mit ganz besonderer, gefährlicher Aura überhaupt. Ein neues Neurosis Album wird's in diesem Leben wahrscheinlich nicht nochmal geben. Und irgendwie macht das auch nichts, denn Von Till's Soloprojekt Harvestman ist die Art von experimentellem Altherren-Spätwerk, in dem ich mich auch als alternder Hörer eher wiederfinde, als im hypothetischen Versuch mit einem Bein im Ruhestand nochmal möglichst intensive Brachialmusik zu machen. Nein, die letzten Neurosis-Alben konnten mit ihren Neunziger-Werken auch schon nicht mehr mithalten, aber die Art von Fans, die von Bands erwarten, den Vibe einer bestimmten Zeit auch Jahr(zehnt)e später immer wieder eingefangen zu bekommen, die haben halt nichts gerafft, über das Leben und die menschliche Natur, darüber wie künstlerisch-kreativer Ausdruck funktioniert und wie das Universum eben nicht für immer an dem einen Punkt stehenbleibt, an dem für einen selbst mal alles gepasst haben mag. 
Der Punkt, an dem sich Steve von Till mit seinen esoterischen Harvestman-Sachen aktuell befindet ist einer, mit dem sich meine Wege gerne kreuzen. Denn Instrumentalmusik zwischen Drone-Experimenten und Dub-Schlagseiten fällt in ein Feld, in dem ich mich - sowohl in Bezug auf die eigene Kreativität als auch in puncto Konsuminteressen - seit einigen Jahren auch immer breiter mache. 

Lucid Dreams - Mesmerism 
(UVB76 Music)
Man könne es jetzt natürlich erstmal damit einleiten, dass Lucid Dreams ein vielleicht nicht allzu glücklich gewählter Alias von Jason Luxton ist (der als Overlook auch ziemlich coole Drum'n'Bass-Musik der düster-minimalistischen Machart fabriziert), denn das selbstbetitelte Album eines kurzlebigen Neunziger-Ambient-Projekts gleichen Namens wurde vor nicht allzu langer Zeit auch noch mal auf Vinyl wiederveröffentlicht.
Wie's der Zufall will passt dieses Langspieldebüt (2019 gab's schon mal 'ne EP) zwischen Beak>, Harvestman und diverse DnB-Highlights allerdings fast schon wie ein Bindemittel nahezu perfekt mit in den allgemeinen Vibe meiner Spätsommer-Playlist.
Über 15 Tracks dreht Luxton im Rahmen dieser 2LP eine interessante Mischung aus Ambient-Sphären, Trip-Hop-Gangarten, gesamplten Jazz-Puzzlestücken, Soundtrack-Feel und sogar gelegentlichen Andeutungen von Post-Punk-Abfahrten mit rockig-treibenden Bassläufen zusammen.
Der technoide Arpeggiator ertönt dabei genauso wie auch schon mal eine Gitarre, e
inige Passagen klingen fast schon wie ein Bandprojekt anstatt nach 'nem Solo-Elektroniktüftler, und auch das ist dann wohl irgendeine Art von Kompliment.   
Und man kann an dieser Stelle vielleicht sogar schon so weit gehen, was von einem zweiten Aufbäumen des Bristol-Sounds zu fabulieren oder sowas, wenn man unbedingt so tun möchte, als wäre man ein Feuilleton-Schmierfink... 
Was ich weiter oben zu Beak> in Bezug auf die paralleluniverselle Tristesse britischer 
Eigenbrötler-Musik geschrieben habe, dazu passt das Cover dieses Albums im Übrigen dann wohl auch ziemlich gut.  

Torn - Immortal
(Samurai Music)
U.a. auch mitbeeinflusst durch Impulse, die ursprünglich mal vom nur kurz aktiven Label Autonomic gegeben wurden, hat sich Samurai Music über inzwischen mehr als eineinhalb Dekaden zu einer verlässlichen Qualitätsmarke entwickelt, die einen aufs wesentliche reduziert klingenden Nischen-Gegenpol zu den überladen-knalligen Kirmes-Auswüchsen von Drum'n'Bass bildet, die es am anderen Ende des Stilspektrums in einem etwas prominenteren Maß gibt. Das Schwesterlabel Horo beackert dann auch noch die experimentelleren Grenzregionen und Grauzonen von atmosphärisch-technoider Musik.
Und der aus Russland stammende und irgendwo in BaWü lebende Ivan Karasev alias Torn weiß in diesem Label-Umfeld und drumrum schon seit einiger Zeit seine multistilistischen Duftmarken mit eigenem Sound zu setzen, zwischen Halfstep-Gangarten, Techno-Ideen und auch mal Dark-Ambient-/ Drone-Experimenten, von hypnotisch-sphärisch bis Industrial-derbe.
Auch das 3LP-Album "Immortal" bietet über 13 Tracks Maschinenfahrten durch dystopische Klanglandschaften. Musik wie ein T-800: "a cybernetic organism, living tissue over metal endoskeleton".
Torn hat dabei einen etwas synthetisch-flächigeren Sound, der ihm vom Minimalismus einiger Label-Kollegen etwas abgrenzt. Dabei smashen dann gerne auch schon mal fette Breaks im Halftime-Groove nach vorne, das Albumformat wird aber auch dafür genutzt, das alles so ein bisschen in eine Gesamtnarrative zu gießen, in deren Rahmen einzelne Tracks verschiedenes ausprobieren und dabei auch nicht immer primär in die Richtung allgemeiner Dancefloor-Mixbarkeit schielen.
Und überhaupt ist Musik, die einerseits noch mit einem Bein in den Dub-lastigen Wurzeln des Drum'n'Bass-Genres steht, um das alles im Schritt nach vorne mit dystopischer Industrial-Soundästhetik zu verpacken wohl irgendwie total mein Ding. Diese 
2024er Art von Cyberpunk-Drum'n'Bass ist dabei allerdings noch mal wieder was ganz anderes, als etwa jener Mittneunziger-Techstep, zu dem ich ebenfalls eine große Affinität habe. Torn hat absolut seinen eigenen Sound und Style, und das sollte man zu würdigen wissen.


Club Rotation (Singles & EPs)

Dom & Roland - The Stormfront 
Dom & Roland - The Darkmaster 
(Individual)
Es gab ja vor so 4-5 Jahren mal einen vagen Punkt x, an dem mich die aktuellen Produktionen vom Vollprofi Dominic Angas so überzeugt hatten, dass ich tatsächlich dazu übergangen bin, mir grundsätzlich alles neue, was von ihm als Single, EP oder Mehrfach-Album auf Vinyl erscheint, direkt zu schießen, und auch noch etwas mehr in seinem umfangreichen Backkatalog zu fischen. Schon 
1998 setzte sein Langspieldebüt "Industry" auf dem legendären Moving Shadow Label gewisse Standards für die damals Techstep genannte Unterspielart von Drum'n'Bass Musik, in jüngerer Vergangenheit hatte er dann wiederum außerdem mal eine Phase, in der jede Veröffentlichung damit verblüffte, stilistisch etwas ungewöhnlicher arrangiert zu sein und mehr transparente und doch schwergewichtige Klangsubstanz mitzubringen, als es bei vielen anderen Genrevertretern der Fall ist. Und das, ich hab's schon mal erwähnt, obwohl er ungeniert zugibt die Hälfte seiner Sounds aus der Glotze abzusamplen.
Über sein neues eigenes Label 
Individual kam Mitte Juli zunächst die 4-Track-EP "The Stormfront", die mit "Stormy Waters" einen sehr coolen, dunkel-atmosphärischen Opening-Track im vagen Subgenre "schwere Blade Runner Vibes, nur halt mit Breakbeat-Getacker" vorlegt, um im weiteren Verlauf dann noch atmosphärischer und beim Schlusstrack dann auch noch, inkl. Halftime-Groove-Betonung etwas weirder als gewohnt auszuarten.
SciFi-Musik, die nicht in jeden DJ-Mix mit reinpasst, aber eben auch deswegen find' ich's gut.
Ziemlich überraschend schmiss Dom dann auch noch ohne große Vorab-Promo eine weitere Individual-EP in den Monatswechsel, die unter den vier Nummern zwei Mittneunziger-Tunes, ursprünglich mal auf Moving Shadow erschienen, in neuen, etwas gröberen Versionen und auch ein  weiteres älteres, allerdings lange unveröffentlichtes Stück präsentiert, das ebenfalls mit der Roughness seiner entsprechenden Ära fräst und klöppelt.
Ich hab's ja schon öfter gesagt, dass ich halt echt Fan bin...

Mani Festo - Bioscan / Instinct 
(WNCL Recordings)
Was mir im Kontext von harter Gitarrenmusik heutzutage nur noch selten passiert, das kommt beim zappen durch aktuelle Releases anderer musikalischer Ecken dann doch noch manchmal vor: Ohne irgendwas weiteres darüber zu wissen reicht ein flüchtiger Eindruck von irgendwas sofort für das klare Urteil, dass ich es total geil finde, Bock drauf habe und als physische Schallplatte zu brauchen meine.
So geschehen mit der Nummer "Bioscan", Seite A dieser aktuellen 10" auf dem Spezialisten-Label WNCL Recordings: Eine total wild abgehende Nummer, die im Grenzland zwischen sogenannter Bass-Music, Electro-lehnender Breakbeat-Schublade und klar, welcome to the Jungle in dafür etwas 
ungewöhnlicherem, eher DnB-DJ-Mix-untauglichem Groove unterhalb von 160 BPM unterwegs ist. Geile Jungle-Snares, der Bonus-Basslauf in der zweiten Hälfte hebt's noch mal 'nen Level weiter. Bockt einfach nur total!
"Instinct" auf der anderen Seite ist ein bounceiger Track, der ebenfalls ziemlich cool rummst.
Und die Platte versehentlich auf 33 hören kommt auch total geil, späte Techno Animal Vibes.

Seba & Paradox - Thinking & Perceiving / Unfold
(Seba & Paradox)
Vom englischen Breakbeat-Meistertüftler Paradox und/ oder seinem schwedischen Kollegen Seba landet ja nicht grundsätzlich alles in meinem Plattenregal, denn sowohl jeweils für sich als auch im Zusammenarbeit veröffentlichen die beiden unglaublich viel, nicht nur über eigene Labels. Auch wenn ich‘s irre und sympathisch finde, dass Dev Pandya alias Paradox seit den 90ern nie damit aufgehört hat, seine Musik mit der auf einem Amiga laufendem OctaMed-Software und ‘nem inzwischen antiken Akai-Sampler zu fabrizieren. Das ist mal True Old School! Wahrscheinlich liegt in den Einschränkungen dieser Arbeitsweise auch der Grund für den relativen Minimalismus, welcher typisch für den Paradox-Sound ist, den er bis zu einer glasklaren Klangtransparenz raffiniert. 
Und bei dieser 12" hat mich das dann doch mal wieder gekriegt. Dunkel und doch luftig, funky und doch moody klöppeln beide Seiten dieser Platte auf diese Art und Weise, die für den einen oder anderen so eine "Würd' man das echt noch als sowas wie'n Song bezeichnen?"-Frage aufwerfen könnte, mich aber einfach auch doch irgendwie abholt.
Wie gesagt nicht jedes mal, aber manchmal eben doch. 



Honorable Mentions:

Eigentlich hatte ich tatsächlich nicht nur kurz überlegt, sondern schon praktisch dazu angesetzt, auch noch was ausführlicheres zum selbstbetiteltem Album von Category 7 und meinem Verhältnis dazu zu machen. Das dann aber wahrscheinlich in mit Kanonen auf Spatzen geballertem Quatsch der Selbstherrlichkeit ausgeartet, und das wollt Ihr nicht wirklich lesen. 
Da John Bush für mich der beste Rock-/ Metal-Sänger unserer Zeit ist, könnte mich das vielleicht auch doch noch dazu verleiten, mir die Platte im Metal-lastigsten Tonträgerladen der Stadt (Hallo Hannes) tatsächlich mal abzugreifen, weil so ein bisschen bleibt das Dorf ja doch auch immer in dem Jungen, der eigentlich aus dem Dorf raus ist...
Aber ich muss es auch mal ganz ehrlich so sagen, wie es ist: Wäre irgendein anderer Typ am Mikrofon, dann würde ich was von 'nem steril inszenierten Produkt einer abgehalfterten Lückenfüller-Truppe aus dem Havebeens-Besetzungskarussel der Dräschmeddl-Schlagerparade faseln und nix damit zu tun haben wollen.

Weiterhin bin ich ja jetzt eigentlich auch nicht so der übermäßige Fan von Krasskram-Saitenvirtuose Colin Marston, auch wenn ich die eine oder andere Band von/ mit ihm jetzt auch nicht sooo verkehrt finde (alte Dysrhythmia hatten halt was und Gorgut's "Colored Sands" gehört in jede Top-10 von Metal-Alben der Zehner-Jahre!).
Dass er mit seinem Soloprojekt Indricothere gerade einen neuen Digital-Release rausgehauen hat, der mal eben 14 Stunden (!) Synthesizer-Ambient enthält, das ist mir durchaus mal das Teilen wert, denn für sowas habe ich ja durchaus auch schwer was übrig.

Kurt "Submerged" Gluck hat dann noch ein neues digitales Album seines Industrial-/ Hardware-Hardtechno-Projekts PRCA draußen, auf dem er laut eigener Aussage so 5 Jahre gesessen hat.
Gegen Ende arten die Laufzeiten etwas aus, denn die Schlussnummer passiert mal eben die halbe-Stunden-Marke.



Zukunftsmusik, Reinhör-Radar und Einkaufszettel?

Die französischen Okkult-Progger Aluk Todolo haben Anfang September was neues raus!
Caspar Brötzmann's Bass Totem veröffentlicht in Kürze was über das sehr geschätzte Label Exile on Mainstream!
Auch die mit ihm live kollaborierende Solo-Bass-Krachmacherin Farida Amadou hat im September die LP "When It Rains It Pours" am Start. Das wird auch mal gecheckt!
Emde August kommt 'ne neue Seefeel EP via Warp!
Die neue The Jesus Lizard naht außerdem. Habe ich Bock drauf.
Und d
as Tim Reaper / Kloke Album via Hyperdub wird wahrscheinlich ebenfalls ein Pflichtkauf.

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