Es wird zwar dieser Tage mit Sicherheit u.a. auch nochmal spektakuläre Weihnachts-Streams von John B. geben, irgendwelche aufs Radar rutschende Label-Jahresretrospektiven in Mix-Form und/ oder Silvester-Soundtrack-Empfehlungen aus goutierend gefolgten Ecken und so weiter und so weiter, außerdem hoffen wir mal, dass Nadia Struiwigh ihr angekündigtes "jungle breaks techno ofc" Set im Berghain für die Nachwelt konserviert, aber mit dieser Rampe an DJ-Broadcasts und digitalen Mixtapes für die Zielgeraden-Feierei vom Schreibtischstuhl aus soll es das dann auch mal gewesen sein, für's aktuelle, sich dem Ende neigenden Jahr. Und ich will jetzt nicht noch so eine Floskel bringen wie „verabschiede mich in den Weihnachtsurlaub“, denn so wirklich weg werde ich zwar nicht sein (geographisch gesehen), allerdings werden die nächsten Wochen vor allem im Zeichen von Internet-Detox, sich mal gänzlich mehr auf die eigenen musikalischen Spielwiesen konzentrieren usw. stehen, anstatt hier zwischen Tür und Angel nochmal was rauszuhauen, das in erster Linie eh nur Notzien an mich selbst sind. See you on the other side.
Fangen wir an mit dem in Brasilien für's "Classic Jungle & D&B Set" in seiner Schallplattensammlung wühlenden von DJ Marky:
Dann erstmal nach Belgien: „Brussels-based collective Ather welcomes the presence of French DJ and producer Aerae. Her debut LP, Percussive Reverie, emerged as a luminous cornerstone in the realms of psychedelic and deep techno. Since then, her sonic creations have continued to captivate and transport listeners” ist, was das Kiosk Radio zum folgenden Mix zu sagen hatte, der allerdings unter dem Motto Dum’n’Bass stand, nur um dann wiederum „ist das wirklich noch Dum’n’Bass?“-mäßig noch zu tatsächlich eher etwas ätherischen und experimentelleren Halftime-Varianten des Genres zu neigen. Für die Nischen in den Nischen haben wir hier allerdings natürlich mitunter die größten Sympathien! Soundcloud oder Mixcloud oder Youtube:
Auf der Suche nach was eigentlich ganz anderem landete ich dann zufällig zwischendurch auch noch beim Mix von Elisethere im Kiosk, die dubbiges von Roots-Reggae bis zu elektronischen Steppaz und Dubstep spielt und damit dann eigentlich auch musikalische Felder streift, in die es mich selbst in jüngerer Vergangenheit ja auch immer öfter mal zieht. Soundcloud oder Mixcloud oder Youtube:
Und ein Vinyl jonglierendes Jungle-/ Drum’n’Bass-Set ist hier ja schon sowas wie ein automatischer Daumen hoch, deswegen sei auch der dementsprechende Mix von Ruf an gleicher Stelle geteilt. Soundcloud oder Mixcloud oder Youtube:
Bis gerade eben war mir der wohl vor allem im Techno-Bereich stattfindende Uptown Records Vinyl Bus noch gar kein Begriff gewesen, aber Halushko von den "Broken Jungle Parties by Kleve Massive" legte eben dort ein zeitgenössischer Partystyles-lastiges Drum'n'Bass-Set auf. Auch das kann mal Laune machen:
Und beim Durchscrollen gab's dann auch dort ein Vinyl-Jungle-/ Drum'n'Bass-Set für alte Old-Schooler wie mich, in diesem Fall von Limitless. Mini-Abzug in der B-Note dafür, dass er die "Human Traffic" Anspielung von jemanden in den Kommentaren nicht adäquat mit „turns hare krishna into a bad boy“ beantwortet hat. Ansonsten Kudos!
Mantra von der Rupture Kern-Crew, u.a. Expertin für sowohl dubbige Bass-Music als auch für Jungle, war beim New Yorker The Lot Radio!
Und bei der Rupture Show via NTS Radio gab's dann obendrauf von ihr auch noch eine Konservierung vom Vinyl-Set anlässlich des volljährigen Label-/ Eventplattform-Geburtstags! Geil!
„Eollers, deep rollers, upfront tracks, and amens in the mix!“ gibt’s beim Everyday Junglist Podcast von Wadjit:
Quartz hat in diesem Jahr irgendwie nicht so wirklich viel gemacht, weswegen sein mitunter ziemlich abgehendes Mix für die 1985 Music Show auf Rinse FM erst recht geteilt sein, allerdings kann man es leider nicht einbetten: soundcloud.com/rinsefm/1985music281124
Zum Schluss gucken wir dann noch mal in eine etwas andere musikalische Ecke: Ein Dawless-Techno-Liveset von Maedon bei HÖR hätten wir auch noch, was dann natürlich auch garnicht so ganz uninteressant ist:
Die Tonträger-Einkaufsliste und losen Release-Radar-Notizen der Restjahres-Rotation bestätigten dann ja noch mal deutlich den Trend der letzten Zeit: Sog. Bass-Music von ihren dubbigen Roots über sowas wie „richtigen“ Dubstep (um sämtliche Misverständnisse auszuräumen meine ich damit natürlich sowas wie das hier) bis natürlich vor allem auch zu meiner schon vor einigen Jahren erneut erblühten Liebe zu und anhaltenden Obsession mit Jungle/ Drum'n'Bass, von Dancefloor-orientierten bis zu experimentelleren Auswüchsen in verschiedensten Erscheinungsformen (mal Wohlfühl-Vibes, mal dunkel-atmosphärisch, mal druckvoll auf die Zwölf) ist dann ja doch irgendwie das, was mich dieser Tage am meisten abholt, während Gitarrenkrach verschiedener Couleur aktiv wie passiv zwar durchaus stattfindet, aber doch so ein bisschen ins Hintertreffen geraten ist. Und auch wenn sowas wie Reissues oder Second-Hand-Schnäppchen irgendwelcher Doom-Metal-Semiklassiker durchaus schon mal über das digitale Kassenband gezogen im Regal (und dabei natürlich auch zwischendurch auf dem Plattenspieler) landen, sind diese dann dieser Tage doch eher die Ausnahme zur Regel.
Als eine dieser Ausnahmen entpuppte sich dann jüngst allerdings, für mich selbst überraschend, die neue von Godspeed You! Black Emperor, und tatsächlich hat es nicht mal was mit dem plakativen Antikriegs-Titel dieses aktuellen Albums o.ä. zu tun, dass mich ein spontaner „jetzt gerade auch mal wieder Bock auf sowas“-Impuls Richtung Jahresaustraben dann irgendwie bei einem GY!BE-Binge landen
ließ, zu dem mir eine frisch ganz neue Veröffentlichung zu den älteren
obendrauf dann zufällig ganz gut mit in den Kram passte. Klingt komisch, war aber tatsächlich so. Denn eigentlich hängt's eher mit einer persönlichen Verbindung zur Band um eine kürzere Ecke zusammen, dass sich das irgendwie anbahnte, und im zweiten Schritt dann damit, dass instrumentale Langform-Musik mit Orchestral-Charakter in partieller Rockinstrumentierung und mit viel Drone-Wabern dann halt auch was ist, dem ich mich durchaus sehr zugetan fühle. Ich neige dabei dieser Tage allerdings wohl doch sehr deutlich eher zu den namenhafteren Originalen wie eben GY!BE als zu irgendwelchen der Epigonen dieser Stilexplosion unterm Stichwort "Postrock" der Mittnuller Jahre... #FirstWorldProblems³: Irgendwie habe ich bis jetzt dann ja aber immer noch nicht so wirklich in das neue Album der Leeds'er Noiserocker Thank reingehört, obwohl ich die prinzipiell super finde, oder das akuellste Langspielerzeugnis von The Body, weil der Krachmusik-Queue derzeit einfach voll ist und eh nur noch die zweite (natürlich verzerrte) Geige spielt. Ähnlich ist's mit dem neuen Album der hiesigen Deathgrind-Gang Keitzer, die ich eigentlich musikalisch wie persönlich mag, aber irgendwie stand mir der Sinn zuletzt einfach absolut nicht nach Blastbeats und Growls. Alle drei sind allerdings Kandidaten dafür, mittelfristig vielleicht doch nochmal eingetütet zu werden...
Im Gegenzug finde ich schade, dass es Amit's 2-Tracker via 31 Recordings mit zwei komplett geilen Orient-Halfstep-Stampfern leider nur digital anstatt als 12" oder 10" gibt, aber das ist wohl jetzt einfach in Teilen d(ies)er Szene der Lauf der Dinge. Alley Cat's"The Widow Project" übers eigene Dubstep-Label Kokeshi (mit witzigem Logo) wiederum bietet von der Londonerin, die über die letzten Jahre vor allem als DJ mit Drum'n'Bass Schwerpunkt, auch regelmäßig bei Kool FMusw. kennt und schätzt, digital und als Tape einen Langspieleinstand, auf dem sie ihre Club-/ Bassmusic-Vorliebenmit Dark-Wave-, Dark-Ambient- und Trip-Hop-Einflüssenverschmelzen ließ. Bei drei der 16 Tracks ist die kalifornische Sängerin Johnette Napolitano (u.a. Concrete Blonde) dabei. Ich hab's mir ja dann allerdings tatsächlich doch mal geklemmt, mir das mit allem, was dazu dann preislich noch obendrauf kommt, unbedingt in der limitierten MC-Version aus England gönnen zu müssen, weil man bei aller Support-willigen Musikliebe dann ja an irgendeiner Stelle doch mal die Staubfängerakkumulation bremsen muss. Was ich nämlich nie sein wollte ist einer dieser Typen, die quartalsweise Riesenschwünge an Tonträgern zurück in die Third-Hand-Ecke des Plattenladens bringen, oder der irgendwelche reinen Regalformate in der Bude rumliegen hat, die er dann eigentlich doch nur digital hört... Vielleicht
sollte man übrigens nicht übertreiben, das gleich wieder irgendwie fast
schon etwas superlativ angehaucht ausdrücken zu wollen oder so, aber
man kann schon generell sagen, dass auch, nennen wir es mal humorvoll
Musik mit „True Dubstep“-Charakter abseits von überdrehtem Brostep-Kram,
sog. „Riddim“-Riffs und Rockmusik-Crossovern, halt Dubstep im Sinne von
tatsächlich dubbig vibender Basssmusic usw., in jüngerer Vergangenheit
auch so eine Art von kleinem, sympathischen Nischen-Comeback feiert und
nicht nur parallel zu, sondern auch so ein bisschen zusammen mit dem
aktuellen Popularitätsschub von Jungle/ Drum’n’Bass vermischt
stattfinden möchte. Man kann das tatsächlich auchim Kontext kleinerer Events hierzulande aktuell beobachten, allerdings ebenfalls in der Premier League: Indi Khera alias Mantra von
der Rupture-Crew z.B. hat schon einen gewissen Namen in der DnB-Szene,
zieht allerdings in jüngerer Vergangenheit ein bisschen die Frequenz
eigener Produktionen und Veröffentlichungen an, auf denen sie nicht
unbedingt zu allzu generischem Kram mit Fokus auf DJ-Spielbarkeit in
eindeutiger Sparte neigt, sondern mit Einflüssen aus Garage, Jungle,
Dub/step usw. ihr eigenes Ding durch verschiedene Stil- und
Temporegionen macht. Nach einer schon ganz coolen EP über das Münchener Label Ilian Tape im Frühjahr, legte sie im Herbst auch noch die "Schemes & Dreams EP" über Vivek's System Music nach. Und passend zum Label konzentrieren sich die vier Tracks hier auf Groovetempo-Rhythmen und mächtig drückende Dub-Basslines. Man muss
es an dieser mal ganz deutlich so sagen wie es ist: Musik wie die auf "Schemes
& Dreams" rafft man nicht durch PC-Lautsprecher oder
Headset-Kopfhörer, denn es ist halt "System Music", sprich Soundsystem-Musk, die einfach mit davon lebt, dem menschlichen Körper 'ne Bassmassage zu verpassen.
Erwähnenswert ist, wo wir dabei sind, dann allerdings im Übrigen auch moch die Beobachtung, dass ich zuletzt da, wo „gedubbt“ wird, auch immer wieder über weitere Querverweise zu langjährigen Lieblingsbands eigentlich ganz anderer msuikalischer Ecken stolpere: Zum Beispiel ist auf ZamZam Sounds ganz frisch 'ne 7" von Alpha & Omega draußen, und Alpha & Omega schätze ich ja u.a. auch für das, was sie auf den OM Dubplates ("Addis" und "Gethsemane ") gemacht haben. Youth, seines Zeichens neben hundert anderen Sachen auch Basser der legendären Post-Punks/ Industrial-Metaller Killing Joke, einer meiner absoluten Ober-Lieblingsband (R.I.P. Geordie) und Dub-Meister Mad Professor, von dem ich z.B. u.a. eines der Massive Attack Remixalben und auch seine alte Jungle-Kooperation mit dem wahnsinnigen Lee Perry im Plattenregal hätte, haben sich zusammengetan, um eine völlig Hippie-eske Reggae-Coverversion von U2's "Pride (In the Name of Love)" samt dubbiger B-Seitenversion zu produzieren und als 7" auf die Welt loszulassen.
Und das kann man jetzt natürlich auch völlig drüber, kitschig und schlimm finden, ja, verstehe ich voll, vielleicht werde ich ja auch echt schon sowas wie alterssentimental oder lasse mir von dieser nervigen Weihnachtszeit aufs Hirn drücken, aber ich meine das absolut im Ernst wenn ich sage, dass wir „in heutigen Zeiten“ alle ein bisschen mehr „warme“, meinetwegen auch ins naiv-kitschige driftende Vibes gebrauchen können, anstatt die Katharsis nur in bösem Getöse finden zu wollen, was halt auch irgendwann zu einer leeren Geste der Gewohnheit verkommt. Simple as that.
Über das Stichwort Dub und seinen Querverweisen zu Krachmusik-Lieblingen von mir müssen wir dann jetzt aber doch noch einen ehr oder weniger unerwarteten Umweg zu was dann doch eher ziemlich derben nehmen:
Auch wenn die LP- und CD-Versionen erst im März '25 kommen, ist's digital schon jetzt raus, und somit dann wohl eine meiner Lieblingsveröffentlichungen von gleich zwei Jahrgängen: Unter dem Titel "A World Lit Only By Dub" hat Justin Broadrick eine Remix-Ergänzung zum 2014er Godflesh-Album "A World Lit Only By Fire" rausgetan. Der "Dub" bezieht sich hier natürlich eher auf die produktionstechnische Vorgehensweise als auf den Vibe der Musik, denn fünf der zehn Album-Songs wurden durch eine Mangel gedreht, aus der sie länger und bodenloser rauskamen, teilweise dann auch noch etwas noisiger. Damit sind wir dann jetzt zwar tendenziell auf einmal doch noch bei krachiger Grölmusik gelandet, aber 1.) sind halt gerade auch Godflesh eines dieser „gehen immer“-Originale für mich und 2.) ist sowas wie das hier tatsächlich total „der Scheiß, auf den ich Bock habe“.
Interessant ist dann auch noch, weil's von da aus dann ja nicht mehr weit zu JK Flesh wär', dass ich mir kürzlich zwei Platten schoss, die mir eigentlich von der Liebe zu schnellen Breakbeats in die Aufmerksamkeit geschoben wurden, dann aber in der Plattentasche für's 4/4-lastige DJ-Set mit um die 127 BPM landeten (ja, lacht nur, dass ich tatsächlich eine solche habe): Die
oft zusammenarbeitenden Response & Pliskin sind ein gutes Beispiel
für ein Duo (bzw. auch zwei Einzelkünstler), deren Schaffen es bei der
allgemeinen Fülle von Musikveröffentlichungen nicht in voller Konsequenz verfolge, aber seit mich die wichtigste
Drum'n'Bass-Persönlichkeit der Stadt auf ihr damals aktuelles, zum
Jungle-Techno lehnendes Langspieldebüt "We're All Disturbed" stieß, weil
es artworkmäßig mit einer geilen Hommage an wie für mich sehr wichttigen Killing Joke daherkam, kriegt mich gelegentlich doch mal wieder eine Single oder EP von ihnen. Die
weiterhin mit dystopischen Motiven und politischen Motivationen in den
Traditionen britischer Clubmusik verwurzelte "The Torture Never Stops"
EP übers eigene Label Northern Frontbietet dabei was eher ungewöhnliches, das dann wiederum aber doch
auch wieder so ein bisschen an besagtes Album anschließt: Zu drei
Drum'n'Bass-Klopfern in typischer BPM-Lage gesellt sich mit "Muscle"
dann auch noch ein elfminütiges (!) Stück in eher House-mäßiger
Tempogangart. Genau das passte mir insofern super mit in die
Sammlung, als dass ich zum DJ- mixen mit dem ähnlich epischen "Rez",
Dense & Pika (feat. Igor Cavalera), meinen jeweiligen
Lieblingstracks von JK Flesh und den Chemical Brothers, sowie 'nem
selbstverbrochenen 4/4 Remix von 'nem Stück meiner eigenen Band auf
Lathe-Cut noch 1-2 weitere Sachen in der Ecke gebrauchen konnte, um 'ne
Stunde Set vollzukriegen, zwinkersmiley. Und auch
schon wieder etwas strange: Das Label WNCL Recordings hatte sich gerade eben noch zu sowas wie
einer aktuellen Obsession von mir entwickelt, weil das sympathische
Veröffentlichungskonzept der letzten ein, zwei Jahre vor allem darin
lag, Zehnzoller mit oft rougherer, deutlich Breakbeat-lastiger
UK-Clubmusik ohne allzu eindeutige Stilkategorisierung und auch mal
abseits der gängigeren BPM-Regionen rauszuhauen. Labelboss
Bob Bhamra, der auch als Künstler/ Produzent/ DJ unter West Norwood
Cassette Library firmiert, macht mit seinem Tack "Jump Up (...)"
allerdings keinen Jump-Up-Jungle, sondern orientiert sich eher an
old-schooligem Rave-Techno mit pumpender Kick-Drum, um dann allerdings
auch noch so ein paar Hip-Hop-/ Breakbeakt-Schulterblicke dazu zu
werfen.
Und diese, nun ja, „Unberechenbarkeit“ von
WNCL, gepaart mit dem oft sehr „unpolierten“ Sound der
Label-Veröffentlichungen, der auch hier 'ne Spur gröber ist, ist dann ja
auch schon etwas, das mich ja sogar dann anspricht, wenn eine
Platte wie diese so einen Hauch an dem vorbeirummst, was ich
normalerweise so höre und abfeier'. Und da ich, wie bei Response &
Pliskin oben schon erwähnt, noch ein paar Sachen gebrauchen konnte, die
sich Four-to-the-Floor-mäßig mit ein paar Lieblingstracks von mir um die
127 BPM mixen lassen, passte auch das hier gerade ganz gut. Der Rawtrachs Remix der B-Seite ist dann der Vollständigkeit halber etwas rasanter und rougher und damit auch ganz geil.
Auf den Gabentisch der Restjahresrotation kamen dann ansonsten aber vor allem erstmal die folgenden Compilations:
v.a. (1985 Music) - Fragments Volume 1 v.a. (1985 Music) - Succint 2024 Als ich würde ich, meinen autistisch-hyperfokussierten Obsesionen folgend nicht schon genug Geld für Platten ausgeben, habe ich mir ja dann tatsächlich sogar beide aktuelle 3LP-Compilations auf Alix Perez'1985 Music Label geschossen: Die als sowas wie eine Jahresretrospektive gedachte "Succint 2024" und auch den Start einer neuen Serie unter dem Titel "Fragments Volume 1", beide jeweils mit 12 Tunes. War fast schon Ehrensache, da es Perez letzte Saison ja mit seinem Headland-Kollaborationsalbum sogar in meine Jahresfavoriten schaffte und dann auch noch "Under Pressure" so ein Dauerbrenner-Tune ist, das ich noch diesen Sommer wieder im Set eines DJs aus der Stadt bei der herrlichen Daytime-Sause hörte... Beide Pakete bieten passend dazu jeweils sowohl flotte DnB-Stücke als auch fette Dubstep-/ Grime-Stampfer. Und das fast schon obligatorische Flowdan-Feature ist dann z.B. genauso dabei wie feinster Underground-Klöppel-DnB von Quartz,so wie ich ihn mag.
Drone ist auf der einen mit einem dickeren Dubstep-Lurker und auf der anderen mit einem gleichermaßen deeperen wie weirderem Stück vertreten. Perez erxerziert die Disziplinen 140er-Groover und Soulfull-Roller durch, und mal wieder was vom jungen Manchester-Weirdo Metronome zu hören ist dann auch cool. Zusammen mitunter genau das, worauf ich gerade am meisten Bock hatte!
v.a. (Samurai Music) - Hyaku | 百 |
Samurai Music Compilations
sind No-Brainer für mich. Das inzwischen auch schon länger als
zweieinhalb Dekaden existente Label hatte nämlich vor einigen Jahren,
neben Ohm Resistance, mal eine gewisse Rolle dabei gespielt, dass/ wie/
warum ich das prinzipiell weiter gefasste Drum'n'Bass-Genre nach Phasen der wiederholten Gelegenheitsaffären doch nochmal in einem weiteren, größeren Schritt „Alte Liebe rostet nicht“-mäßig für mich wiederentdeckte, um dann auch für immer zu bleiben... Vom dubbig-minimalistischen Halftime-Stil
der belgischen The Untouchables bis zu Homemade Weapons aus Seattle, der
mit einer ebenfalls recht reduzierten Soundpalette ziemlich heftiges
Getacker der etwas komplexeren Art fabriziert, ist der Drum'n'Bass, der
auf Samurai Music erscheint, mitunter ein anderer Drum'n'Bass als
in den meisten anderen DJ-Sets da draußen. Denn da, wo die größeren
Dancefloor-/ Mainstream-, Jump-up- und Neuro-Teile der DnB-Szene schon
seit einigen Jahren zu immer alberner werdenden Soundästhetiken
abdriften, da neigt man im Umfeld von Samurai Music eher zu einem
ernsteren Understatement mit der sympathischen Schlagseite, durchaus
etwas experimentell, aber dabei doch auch immer noch funktionell zu
sein.
Wie immer kann man die drei "Hyaku" EPs sowohl als einzelne LPs als auch im Bundle bekommen, wie immer neigte ich zur regulären anstatt zu einer der wesentlich teureren Sammler-Editionen mit Screenprint-Cover. Zu den Highlights gehören wie erwartet dann natürlich der düstere Amen-Smasher von Dom & Roland und 'ne techsteppig brummende Nummer von Labelboss Presha himself, zu den experimentlleren Überraschungen zählt ASC's 4/4 Geklopfe, sowie einige Nummern, die sich eher in gänzlich atmosphärischen als übermäßig Floor-kompatiblen Region ausweiten, wie z.B. die von Torn. Der gewohnt dubbige The Untouchables Track macht Bock aufs nächste Album und dass der über die Corona-Jahre komplett pausiert habende Ancestral Voices wieder am Start ist, das ist auch gern gesehen und gehört. Als das macht aus "Hyaku" eine facettenreiche und doch recht runde Sache, die sowohl durchzuhören Spaß macht, als auch verdeutlicht, dass es da draußen durchaus auch noch so einige Drum'n'Bass-wurzelnde Musikproduzenten/ Künstler gibt, die ihre Kunst noch etwas anders begreifen, als einfach nur Stangenware für die Clubrotations-Instant-Gratification abzuliefern. Letzteres muss es ohne Frage auch geben, aber die umgsetzten Visionen gänzlich eigener Ideen mit Mut zur Lücke, wie man sie hier mitunter findet, sind längerfristig dann eben doch spannender als der neuste Popsong-Mashup auf 'nem Standard-Twostepper oder die DJ-Set-Füllmaterial-Eintagsfliege mit zeitgernössischen Furzsound-Basslines...
Gibt's noch was aktuelles?
Ja, Bank Myna Livesession, sowie Videoclips von Dark Sky Burial (Shane Embury), ORT und dann auch noch zum kommenden Noisepicker-Album (was höchstwahrscheinlich eines der Rockmusik-Alben sein wird, auf das ich dann doch mal wieder Biock habe) auf Youtube:
Ein bisschen schmunzeln musste ich ja irgendwie schon darüber, dass Adam F seine 95er Debütsingle "Circles" mit ihrem jazzy Jungle-Flair dann noch mal „in schön“ restauriert hat, um es mal so zu sagen, und meine das jetzt wirklich kein bisschen despektierlich. Aber es ist eigentlich ganz gut, dass die pendulumasochistischen Zeiten, in denen man sowas dann zwischendurch mal etwas zu sehr Richtung Kirmes rücken musste, in dem Lager wieder so ein bisschen vorbei zu sein scheinen...
Das Etch Album "Scream of the Butterfly" viaSneaker Social Club wär' wohl auch noch auf der Reinhör-Liste, kam bisher aber noch nciht dran. Eine EP übers Münchner Label Ilian Tape wär' zusätzlich von ihm seit kurzem raus.
Und eine tendenziell gute Nachricht ist dann auch noch, dass man Releases von Tim Reaper's "Jungle Testing Grounds" Future Retro London hierzulande dann neuerdings doch auch über diverse Mailorder bekommen, anstatt sie nur direkt aus England via Bandcamp bestellen zu können.
Klischee, Klischee, aber zum Austraben durch die dunkelkalte Jahreszeit darf es dann auch gerne mal etwas düsterkühl pumpender Techno sein, also passte es irgendwie super, dass HÖR neulich an einem Tag dann auch mal wiederLiza Aikin, Ancient Methods und Philipp Strobel mit seinen Dark-Wave-Vibes 'ranließen:
Bei der NTS-Show "The Lunacy of Flowers" war Bestial Mouths mit einem Gastmix am Start, Stil-Tags: EBM, New Beat, Post Punk, Industrial:
Wir landen dann jetzt allerdingsauch schon wieder bei meinem Lieblingsstichwort:
Dass sich Drum'n'Bass Musik derzeit in einer Phase des Popularitätsschubs befindet, das äußert sich dann wohl auch darin, dass irgendwelche dahergelaufenen Tech-House- / EDM-ProduzentInnen/ -DJs wie Deadmau5 oder James Hype, die neulich noch zu cool für sowas waren, jetzt auf einmal mit DnB-Sets um die Ecke kommen, um zu uns schon immer noch cooleren Leuten dazugehören zu können, Zwinkersmiley. Die ukrainische Dj Nastia kennt man vor allem in Techno-Kontexten, sie kann allerdings durchaus bereits Drum'n'Bass-Credences vorweisen, was sie mit Bambi Uzi aus Polen zusammen aufs Pult des Audioriver Festivals brachte. Kudos für's Tune mit Slayer-Riff und für's featuren der Berliner Humanoid-Crew:
Absolut nicht untergehen sollte 1.) der fast vierstündige "Sunday Service" des sympathischen Duos Decibella und Etch im Londoner Planet Wax Plattenladen letztens, in dem ja generell dauernd was los ist, und 2.) dass eine weitere Sonntagsmesse dort tatsächlich vom Mainzer Dreadmaul auf der Durchreise gepredigt wurde:
Ferner war Silva Snipadortkürzlich auch mal wieder mit einem Vinyl-Set am Start gewesen, was wir natürlich super finden, denn ihre Sets machen eigentlich immer Bock:
Wie wäre es für eine ordentliche Portion an Rollern dann mit einem "Dispatch Label Mix" von Blade, anlässlich seiner in Kürze erscheinenden Dispatch Dubplate?
Ziemliche Mayhem beim Everyday Junglist Podcast: Natürlich checken wir den Mix von Vibez-Labelboss Subject 13 und ein abgehendes All-Vinyl-Set von DJ Buller hätten wir dann auch noch:
Last but not leastentwickelt sichder monatliche Chillout zu ZamZam Sounds' dubbiger Zweistunden-Show via SWU.FM bei mir gerade auch schon zu so etwas wie einer weiter zu pflegenden Tradition.
In der letzten Ausgabe gehörte die zweite Stunde gänzlich Alpha & Omega:
Na kommt, es ist Wochenende, also hier die nächste Runde DJ-Sets und Mixtapes zum Booty shaken! Fangen wir aber erstmal weiter draußen an und gehen von da dann auf den Dancefloor... Dis Fig und der Europa-Aushilfsdrummer von The Body haben ein Set beim belgischen Kiosk Radio aufgelegt. Natürlich wurd's eher etwas weird:
Von der offiziellen Twitch-Partnerin Becky Saif, die auch Online-Kurse zum DJ werden anbietet und sowas, gab's dann kürzlich auch mal wieder ein Spaß machendes Drum'n'Bass-Mix direkt aus ihrem Wohnzimmer zu Youtube:
Besonders cool zwischen einigen der letzten Planet Wax Uploads: Ökami's Set unter dem Motto "Bass / Experimental" und ein eineinhalbstündiger Old School Jungle Vinylschallplatten-Mix von T Cuts. Paar Tage später taten es Obedeya & Joe Nonlocal letzterem dann noch mal gleich und Phorse schmiss unter dem Motto "Mixed Bag" alles von Grime bis Drum'n'Bass oder so auf den Plattenteller:
Beim letzten "Weekly Dread Cast" via Thames Delta Radio ließ sich Ray Keith zu einem Rant hinreißen, wo der Respekt für einige der Jungle/ Drum'n'Bass Originatoren bleibt, während andere Eintagsfliegenmusik im Fokus der Lobhudeleien steht. Und wisst Ihr was? Er hat natürlich Recht.
In der aktuellsten Ausgabe des EQ50 Podcasts durfte Kalia an die Decks:
Der SUNANDBASS Podcast ließ in der inzwischen auch schon 150sten Ausgabe Kyrist ran:
Zwei Stunden Polyclinique Redux waren auch schon wieder, wie immer eine mit Mix von Gastgeberin Yorobi, und eine zweite vom Gast, dieses mal Kola Nut:
Ausnahmsweise mal nicht über den ukrainischen Youtube-Kanal "Jungle Kitchen" auch in bewegten Bildern, sondern vom Khoavanka Event via Soundcloud, hätten wir dann auch mal wieder ein Dubstep-Set von Dub.in.Sky, die meistens Spaß machen:
"Some 140-ish bpm rhythms & dubbed out influences" wiederum ist das, was Bolt Ruin der Welt kürzlich via GIMIC Radio kredenzte:
Habe ich tatsächlich die letzten beiden Ausgaben der dubbigen ZamZam Sounds Show via SWU.FM immer noch gar nicht gehört? Notiz an mich selbst: Zeitnah mal nachholen, denn Shockman und McPullish waren im Haus gewesen...
Throwback Corner: Bailey hat ein legendäres Mixtape von 1996 auf Soundcloud gewuppt:
Wahrscheinlich die vorletzte Reviewrampe '24, aber mit Sicherheit die letzte so umfangreiche. Durch den Oktober und raus wurd's jedenfalls irgendwie ein bisschen seltsam, denn meine schon länger andauernde „eigentlich höre ich derzeit zu bestimmt 77% nur noch Musik mit Breakbeatgewittern und wuchtigen Synth-Basslines, zwischendurch auch gerne mal eher sonnige Dubwise-Vibes, aber bitte bloß kein Bollermeddl, Aggrogehabe oder Düstersterkram“-Phase wurde von tieffliegenden Befindlichkeiten unter- und dann auch mal kurz von anderer Musik durchbrochen, und ich hatte zwischendurch tatsächlich zum ersten mal seit inzwischen schon einigen Jahren nonstop dann für 2-3 Tage auf einmal gar keinen Bock auf Drum'n'Bass. Ja huch?! Komplett unerwartet kam das jetzt in der Sache zwar auch nicht, aber im wann und wie genau doch so ein bisschen, deswegen fällt's dieses mal auch besonders bunt bis dunkelbunt aus:
4am Kru - Incognito Rhythm (Embrace The Real Records) Auf der Insel des Vereinigten Königreich bereits auf den größeren Festivalbühnen an der Schwelle zu Superstars unterwegs, haben sich die Junglisten der 4am Kru mit old-schooligen Party-Tunes und tatsächlich sowas wie Live-Performances inkl. Drumpads-Klopperei (anstatt DJ-Sets) bereits in die Herzen der Clubmusik-Freunde und Rave-Gänger gespielt. "Incognito Rhythm " ist nun,nach einigen coolen Singles und EPs über die letzten vier Jahre, der Langspielalbum-Einstand über ihr eigenes Label. Die insgesamt 12 Tracks der 3 Platten beinhalten zwar auch ein paar bereits zuvorauf 12"-EPs verwurstete Nummern in unveränderter Form - genauer gesagt "High Time" mit seinem G-Funk-Flavour,"Pianos Raining Down" im "165 to 134 Bpm Extended Mix" unddie Bandhymne "Just Saw Johnny", die auf einen Insider-Witz samt Anrufsample zurückgeht, der für die Crewmitglieder selbst etwas vage geblieben ist - das hierauf abgelegte Neumaterial überwiegt allerdings. Sicher, wenn es teilweise schon mal etwas zu sehr zu Frühneunziger-Rave-Sounds mit Piano-Stabs, Hoover-Synths usw. neigt, dann ist's in den Ohren des einen oder anderen Musikpolizisten oder Geschmacksmiesepeters jetzt vielleicht auch nicht mehr sooo weit davon entfernt, humorig auf Eurodance-Abende oder Scooter-Konzerte zu gehen oder sowas. Und es entbehrt zugegeben wohl auch nicht einer gewissen Ironie, dass ich zwar z.B. den meisten „Vintage Rock“ oder neuerlichen Spaß-Thrash vom 80er-Revival-Reißbrett fast schon verachte, aber eine Retro-Tanzveranstaltung wie diese hier mit abfeier'... Grundsätzlich ist meine Sympathie für Dance-Music mit Amiga-Flair aus der guten, alten UK-Schule, wie etwa bei der Ragga-Jungle-Abfahrt "Ribena" oder der fluffig-eingängigen Schlussnummer "Sound System Love", derzeit aber halt doch etwas größer als die zu etwa generischen Furzsound-Drum'n'Bass für zeitgenössische DJ-Füllmaterialstücklisten, wie man ihn zuletzt von zu vielen Seiten reingedreht bekommt. Fünf weitere Alben in genau diesem Stil bräuchte ich dann jetzt zwar ehrlich gesagt auch nicht wirklich, aber auf dem gefühlten Zenit des aktuellen Jungle-/ Drum'n'Bass-Revivals ist das 4am Kru Langspieldebüt halt so ein Spaß machendes, richtiges Album zum genau richtigen Zeitpunkt!
ASC & Sam KDC - Surfacing (Auxiliary) Klingt vielleicht komisch, ist aber tatsächlich so: Bei Erscheinen mitten im Sommer war's mir erst so ein bisschen durch's Raster gefallen, weil mir da halt eher nach anders gearteter Musik war, außerdem weil ASC generell so viel veröffentlicht, dass die bloße Frequenz alleine mich schon schwindlig macht. In die dunkelkalte Jahreszeit rein landete "Surfacing" dann jetzt aber doch noch, an anderen auf dem Radar blinkenden KandidatInnen aus Kategorien wie Post-Punk, Doom Metal oder Grindcore vorbei in meiner bevorzugten Aufmerksamkeit, auf dem Einkaufszettel und schlussendlich auf dem Plattenspieler, weil mir dann jetzt auf einmal doch auch mal wieder nach sowas war. Warum genau? Keine Ahnung, aber Synthesizer-Drone ist halt eigentlich schon auch irgendwie so ein Ding, das zu meinen „mein Ding“-Dingen zählt, vor allem wenn mir mal danach ist, einen passenden Soundtrack für's „‘nen Gang oder zwei zurückschalten“ zu haben. Zur Sache: Nach zwei 2LPs jeweils 2012 ("Decayed Society") und 2022 ("A Restless Mind") ist das dieses mal mit sechs Tracks auf einer Platte etwas kürzer gefasste "Surfacing" die schon dritte Ambient-Kollaboration von ASC und Sam KDC über das Label von ersterem. Und in dieser Dosis ist das als Musik zum ein- und zwischendurch mal abtauchen tatsächlich genau richtig für mich. Die sechs Tracks von "Surfacing" sind nix , was ich in zwei Monaten weiter oben in der Jahrgangs-Top-5 platzieren würde oder sowas, wabern, rauschen und fließen allerdings auf so eine dunkle und dennoch dezent optimistische, auch schon mal Piano-Sounds oder gemächliche Arpeggios aus dem Reverb emporsteigen lassende Art und Weise vor sich hin, dass es auf mich tatsächlich sowas wie eine meditativ-entspannende Wirkung hat. Was ich in meinem Alltag tatsächlich manchmal gebrauchen kann.
The Bug - Machine (Relapse) Letztens auf einem Youtube-Kanal im Label-Kontext, auf dem man sich das hier erstmals anhören konnte: Es häufen sich Kommentare Marke „Wer das langweilige Ambient-Intro überspringen und zur guten Musik kommen will, der muss bis zum Ende des letzten Tracks skippen“. Ja hua-hua-huargh auch, wie witzig und geistreich. Genau diese Haltung ist mal wieder eine anschauliche Demonstration für die Gründe, warum ich aus meiner langjährigen Ambivalenz bis Hassliebe zur Metal-Szene und ihren Fans dann irgendwann auchmal die "Liebe" rausstreichen konnte und für die schmal gestrickten Rockmusikreinheitsgebots-Mindsets nach DIN-Norm von diesen ganzen reaktionären Meddl-Köppen da draußen eigentlich nur noch entnervte Verachtung übrighabe. Relapse wiederum ist ja dann auch so ein Label, das ich heutzutage eeiiigentlich kaum noch verfolge, weil ich diesen ganzen Stoner-Rock, Standard-Sludge, Rumpelkram und Death Metalaus der zweiten Reihe, der dort mitunter so rauskommt, auch nicht (mehr) so wirklich brauche. Dass sie sich allerdings in jüngerer Vergangenheit der Musik von The Bug und einigen seiner sowohl älteren (Techno Animal) sowie jüngeren (Zonal) Kollaborationsprojekte angenommen haben, das rechne ich ihnen dann ja doch irgendwie hoch an, denn mit solchem Spezialisten-Liebhaberkram kann man bei mir dann eben doch noch mal landen. Und obwohl ich hyperfixiert-spezialinteressierter Autist bei sowas sonst schon mal eine komplettistische Ader haben kann, habe ich es mir in diesem Fall tatsächlich doch geklemmt, mir das nur über den Label-Shop erhältliche 5xLP-Boxset "Machines I-V" zu schießen, sondern habe mir den Mailorder ausguckt, der die "Machine" 2LP am günstigsten verkauft. Diese enthält zwölf ausgewählte Stücke einer ursprünglich nur digital auf Bandcamp veröffentlichten Reihe von EPs (bei dem auch als 2CD erhältlichen "Machines I-V" Komplettpaket sind's 21).
Ich find's jedenfalls interessant wie The Bug Musik, die vor allem von Dancehall und Dub beeinflusst ist in einen Sound gießt, der eigentlich schon wieder mehr mit Dark-Ambient und Industrial zu tun hat. Wir können hier auch gerne das in den 90ern mal aufgetauchte Stiletikett "illbient" wiedereinführen und in der Wildnis aussetzen. Die "Machine" Tracks rauschen, brummen, dröhnen und fräsen über groovende Headnod-Beats, gelegentlich klingt es tatsächlich nach Dub (z.B. "Sickness (Slowly Dying)"), dann wiederum aber auch mal am ehesten nach instrumentalem Industrial-Hop-Hop, in einer Soundästhetik reich an Grauton-Texturen, die inzwischen typisch für The Bug ist. Und ich find's in seiner Gänze dieser Track-Sammlung tatsächlich ganz geil. Du nicht? Das ist ja dann okay, aber eben auch kein' Grund, mir damit auffen Sack zu gehen, denn das interessiert mich echt kein bisschen.
Champion Sound - Gun Fevah
(45Seven)
Label-Promotexte sind oft albern, aber hier mache ich jetzt doch mal Copy & Paste, anstatt die Infos umzuformulieren:
"t's a UK thing, they say. However, halftime and Jungle are dubbed internationally since ages. Positive vibes are killing borders all over the globe.
Members of Champion Sound met while playing in Reggae bands in Moscow. Neekeetone was drumming, Koondoongoo is still playing bass. A bit later they ran into Distant Roots while DJing at Dub Raw Camp, a bass family festival in the north of Caucasus. When the 45Seven label and its sounds started to flourish, it gave instant inspiration to them Champions, resulting in nothing less than the two bombs you will hear on this very plate. (...) This seven looks back to the imaginary roots of these 45s as well as making way for a bright future of Dubby Jungle!"
Und diese Riesenloch-Siebenzoll-Single des sympathischen Leipziger Labels mit kohärentem Konzept bringt meinen zumindest zeitweisen primären persönlichen Musik-Vibe 2024 auf den Punkt: Dub und Jungle/ Drum'n'Bass, überwinden wir alle Grenzen ganz plakativ mit positiven Vibes. Ja, auch hier triefen Klischees, aber so ein Hauch von jamaikanischer Sonne im englischen Spirit ist mir inzwischen lieber als skandinavischer Dunkelheitsnihilismus in nietenbesetzter Lederjacke, weil gähn und schnarch, Breakbeats statt Blastbeats, TR-808 statt Gibson Explorer, Space-Echo statt HM-2, Bassface statt Headbang, viben statt moshen, "one love" statt "f.o.a.d."!
"Gun Fevah" und die B-Seite "Wise Man" bieten jedenfalls beide Dub-lastigst hallenden Halftime-Jungle, der mir dann jetzt mit seinen sommerlichen Feelings über den Winter helfen muss...
Gewalt - Doppeldenk (Clouds Hill) Zweites Reguläralbum der inzwischen von Berlin nach Wien umgesiedelten Band Gewalt, die sich dem Albumformat in den ersten fünf Jahren ihres Bestehens zunächst komplett verweigerte und hauptsächlich 7" Singles rausbrachte, außerdem jüngst die nächste Bassistin verschlissen hat. Wo soll man hier darüber hinaus noch anfangen und aufhören? Versuchen wir's wie folgt: In einem komischen, wahrscheinlich aber auch besserem Paralleluniversum, in dem der Crossover aus Big Black und D.A.F. die höchste Form der Populärmusik hervorgebracht hat, sind Gewalt Superstars. Und da steckt durchaus auch ein Hinweis auf Patrick Wagners früheres Leben in der Band Surrogat drin, auf die wir nur deswegen nicht näher eingehen, damit das hier nicht ausartet.. Interessant an "Doppeldenk" ist allerdings, dass es für Gewalt-Verhältnisse den Schritt in eine etwas zugänglichere, noch tanzbarerer orientierte, ja, fast schon poppige Richtung gewagt hat. Was nicht heißt, dass es nicht auch auf "Doppeldenk" Songs von gewisser Kantigkeit gäbe, aber der Elektronik-Anteil geht inzwischen über de Drums hinaus und äußert sich auch schon mal in piependen Synthie-Sequenzen, der Disco-Noiserock des Trios ist manchmal fast schon so ein bisschen mehr Disco als Noise. Dabei schließt sich dann auch schon mal auf einen sehr postpunkig treibenden Song ("Felicita") ein hiphoppig groovender an ("Das kann ich nicht") und bei der gesetzteren Nummer ertönt dann gar so halbironisch zwinkernd ein Saxophon. Und wisst Ihr was? Ich find's tatsächlich ganz gut.
Dass es mit Gewalt und Die Nerven derzeit zwei deutschsprachige Bands mit durchaus schroffen Seiten gibt, die es damit bis in Feuilleton-Features und internationalere Aufmerksamkeit schaffen, das ist ja schon irgendwie sehr cool. Ich habe wirklich gar nichts gegen letztere und ihren inzwischen auch schon mal etwas sehr sonorig inszenierten Post-Punk mit Hamburger-Schule-Vibes, erstere liegen mir mit den maschinellen Clubmusik-Tendenzen, einer durchaus gelegentlich wehtuend-kantigen Gemeinheit und dieser völlig enthemmt neurodivergenteren Weirdo-Authentizität aber einfach doch wesentlich mehr.
Auch in den Texten: Da wo die Nerven durchaus sehr auf den Punkt gebracht "Ich bin mir ziemlich sicher man kann hier noch Prozesse optimieren / Ich will nicht mehr funktionieren" verkünden und sich das dann irgendwie doch noch so ein bisschen mehr wie ein halb als Witz dahingeworfener, lakonisch-floskelhafter Alltags-Slogan anfühlt als durchaus gewollt, da skandiert Patrick Wagner ganz ohne doppelten Boden noch direkter und energisch "Fuck, ich muss hier raus. Dann fällt mir auf das kann ich nicht (...)" und ich fühle genau das tatsächlich doch ein bisschen mehr so.
Ein Album-des-Jahres-Kandidat wäre es gewesen, wenn dem Material nicht für meinen Geschmack zu so ca. 'nem Viertel die Luft (zwar nicht viel, aber doch) ein wenig ausgehen würde, aber auch das macht nix, denn die starken Nummern reißen's halt durchaus nach oben raus.
Harvestman - Triptych: Part Three (Neurot Recordings) Na klar, das Finale von Steve Von Till's diesjähriger Trilogie an Drone-Exprimenten, Krautrock-Inspirationen und Dub-Exkursen kam, wie die Teile eins und zwei auch schon, selbstverständlich ins Plattenregal bzw. auf den Spieler. Wie bei den anderen beiden ist auch hier ein dubbig angehauchtes Stück mit Al Cisneros am Bass die Eröffnungsnummer, die noch dubbiger rauschende Remixfassung auf der B-Seite hat man dieses mal The Bug überlassen, und interessant ist dann auch noch, dass der dritte Teil des Triptych-Materials der am meisten zu Tangerine Dream schielende ist, denn auf dieser Platte ertönen an 2-3 Stellen auch noch mal offensichtlicher Synthies. Womit zum guten Schluss noch mehr von dem zusammenkommt, was zufällig ganz gut einen dunkelbunten Schmelztiegel meiner musikalischen Vorlieben und Interessen sowohl seit längerer Zeit als auch besonders dieser Tage, sowohl als Hörer als auch aus kreativer Perspektive widerspiegelt. Manche Künstler sind eben doch Konstanten im eigenen Leben, und es ist besonders cool, dass dieser Typ der nicht mehr aktiven Neurosis eine ist. Bevor ich zu sehr in allgemeines Blafasel abdrifte: Runde 3 der Trilogie weckt auf mich tatsächlich so ein bisschen den Eindruck, die rundeste und von allem ein bisschen mehr zu sein. Die diversen Gäste an Live-Drums und weiteren Instrumenten scheinen das Ganze gelungen mit auszuweiten. "Clouds Are Relatives" und "Snow Spirits" sind die musikalisch reifsten Stücke der Serie, voller Atmosphäre, Bewegung, auch mit gewisser Wärme und selbst die etwas statischeren Momente wie "Eye the Unconquered Flame" mit seinen Spoken-Word-Fragmenten, die Drone-Schönheit "The Absolute Nature of Light" und das spaceige Ambient-Stück "Herne's Oak" sind interessante Klangreisen, in denen irgendwie noch etwas mehr Soundwucht steckt als auf den vorangegangenen beiden Platten dieser Serie, die ich ohne Frage auch schon sehr gut fand. "Psilosynth" von der ersten ist glaube ich nach wie vor (in beiden Versionen) mein Songfavorit der Trilogie, aber in ganzen Albumteilen betrachtet gefällt mir wahrscheinlich sogar dieses Finale am besten!
JK Flesh - Echo Chamber Music 01 (Avalanche Recordings) „In the spirit of the intention of 'dubs', comes a new series, Echo Chamber Music, consisting of open ended manipulations of minimal JK FLESH 4/4 'techno' tracks, loosely traversing the 'industrial dub techno' concept (some vague meeting point between early industrial music e.g Throbbing Gristle, etc, and dub techno pioneers Basic Channel); gritty dub techno tracks reduced and inverted, indulging in the endless possibilities of the application of the processes of dub through dirt... The series was intended to begin in 2021 with this first volume, but due to clashes with other project releases around the period, the series was put on hold until now - Nov 2024....” Dass ich rein digitale Releases unter die Tonträger-Reviews mogle, das ist ja eher die Seltenheit, aber hier war mir danach, denn es passt mir aktuell einfach gut mit den Kram: Bei Justin Broadrick’s Soloprojekt JK Flesh war ich ja tatsächlich von Anfang an dabei. Auf dem 2012er Debütalbum "Post Human" klang das dann noch eher wie ein etwas unentschlossenes Abziehbild seiner Band Godflesh, in der Folgezeit fand er sich damit dann aber immer mehr in Techno-Experimenten, die sich sowohl vornehmlich an Industrial-Soundästhetiken orientieren, als auch Dub-Ideen aufgreifen, und hat damit inzwischen sogar schon das Berghain beschallt, was auch immer genau das jetzt auch bedeuten mag. Auch wenn 4/4-Techno eine Art von Musik ist, die bei mir eher nur am Rande stattfindet (denn my heart beats like a Jungle-Drum…), höre ich mir davon ja fast jeden Release und jeden Mix an und schiebe tatsächlich auch die eine oder andere EP/LP davon ins eigene Plattenregal. Und das trifft dann auch auf die hiermit startende "Echo Chamber Music" Reihe zu!
John Rolodex - Seeing Around Corners Marvel Cinema & 88 Katanas - Titanium Blade (Over/Shadow) John Rolodex' 2002er Debüt-EP auf Ray Keith' Dread Recordings war seinerzeit ein ganz geiles Statement in Sachen Drum'n'Bass der Jungle-wurzeltreuen und doch auch eher etwas düster-derber smashenden Variante, seine letztjährige "Formless" EP auf Metalheadz zeigte dezente Tendenzen in Richtung jazzy IDM inkl. menschlichem Gastdrummer-Einsatz. Die superlimitierte Handarbeits-Platte mit dem ganz coolen Tune "Heavy Metal" besitze ich ja leider nicht, aber ein Release über das Qualitätslabel Over/Shadow ist dann ebenfalls etwas, das fast schon unter „Pflichtprogramm“ läuft. Über alle vier Tracks dieser wieder mal ziemlich geilen EP demonstriert Rolodex eine gewisse „Luftigkeit“, Breaks und Bässe kommen aber dennoch (oder vielleicht auch gerade deswegen) mit knackigem Punch. Find's wieder mal gut, musste es mir wieder mal kaufen. Die deutsch-amerikanische, genauer gesagt Köln-New Yorker Freundschaft Marvel Cinema & 88 Katanas hat mit der "Titanium Blade EP" dann übrigens ebenfalls aktuell eine ganz coole 12" via Over/Shadowdraußen, vor allem der Titeltrack ist ziemlich nach meinem Gusto, weswegen ich das mal nicht durch's Raster fallen lassen wollte.
Opalglas - Whale (Südturm) Kassetten kaufe ich ja wirklich eher selten gerne, aber die Ausnahmen scheinen derzeit mal wieder zuzunehmen... Man kennt Christian Kolf natürlich von seinen Metal-Bands Valborg, OWL und weiteren Nebenprojekten von Ambient über Indierock bis Death-Doom, obendrauf kommt dann auch noch die gelegentliche Soloprojekt-Veröffentlichung unter Opalglas-Banner mit Musik zwischen Ambient-Drone, Dub-Techno, Industrial... Dieses Tape in Kleinauflage über das Kölner Label Südturm beinhaltet zehn oft eher kurz gehaltene Tracks (der kürzeste ist das eineinhalbminütige "Empire", am längsten ist die fünfminütiige Schlussnummer), die sich von technoideren Gangarten im engeren Sinne entfernen und in einem Spannungsfeld von synthetischen Ambient-/ Drone-Experimenten und sowas wie Industrial-Stampfdrums- und//oder Gesangsnummern stattfinden, die mitunter auch ein bisschen an Author & Punisher erinnern (z.B. beim Titeltrack). Und für die noch mal etwas anderen Klangfarbtupfer in der Musikrotation find' ich's tatsächlich ganz geil!
Oranssi Pazuzu - Muuntautuja (Nuclear Blast) Auch wenn es Phasen gab, während denen ich mich derartigem durchaus recht zugetan fühlte, höre ich heute ja wirklich kaum noch karikaturenhafte Düsterklischees reitende Bläckmeddl-Musik mit Krächz-Vocals, obendrauf ist Nuclear Blast ein in seiner Gänze schon länger eher unsympathisches Label. Sorry, Jungs und Mädels in Donzdorf, Dortmund oder Paris, aber es ist halt einfach so. Von Oranssi Pazuzu habe ich allerdings tatsächlich fast alles im Plattenregal und habe mir auch ihr neues Album wieder zugelegt. Denn wenn es dann doch mal eine Metal-Band gibt, die sich wirklich traut ihre musikalischen Wurzeln mit in andere Territorien auszustrecken, in denen man aus ihrer Ecke heraus tatsächlich auch noch so ein bisschen Neuland betritt, die ganzen Traditionalisten und willenlosen Genre-Spießer mit 'nem über die Schulter gezeigten Mittelfinger hinter sich lässt und dabei dann auch gar nicht mal so doof wirkt, dann gilt es das als die Ausnahme zur stereotypischen Langweiler-Szeneregel zu würdigen. Schon ihr Debüt demonstrierte vor 15 Jahren Spacerock- und sogar dezente Dub-Einflüsse, auf "Kosmonument" und "Valonielu" gab es richtige Wow!-Momente zwischen Psychedelica, Noise, Chaos und Groove, vor allem auf dem 2016er "Värähtelijä" hatte man dann eine begeisternde Balance aus Krautrock-Einflüssen und Noiserock-Tendenzen im Rahmen düster-extremer Metal-Gangarten zu bieten (und live war's dann beim Roadburn Festival in dem Jahr auch tatsächlich einfach nur geil), und mit dem sechsten Regulär-Longplayer "Muuntautuja" liegt nun die nächste Stufe musikalischen Wahnsinns gewordener Finnen-Düster-Weirdness vor. Und nachdem ich den vier Jahre alten Vorgänger "Mestarin kynsi" - weil einfach Bock auf gänzlich andere Vibes gehabt - zugeben weniger und seltener gehört habe, bin ich ja doch relativ begeistert, dass "Muuntautuja" noch einmal mehr wirklich alles andere als "your average Metal Album" ist. Ja, auch hier gibt's schon mal Blastbeatgerumpel und Motorsägen-Riffing mit Gekeif oben drüber, auch hier gibt's den abdunkelnden Pathos, der für eine skandinavische Düster-/ Extrem-Metal-Band relativ normal ist, aber hier gibt's etwa auch weite Passagen mit brodelnd in den VordergrundrückendenSynthesizern, das Drummingstolpertimmer wieder mal mit gewissem Jazz-Swing nach vorne, die Band baut gemächlich kriechende Passagen mit, trotz aller Dunklheit eher Metal-untypischem Feel und Sounds auf und eskaliert dann auch noch immer wieder mal in völlig krachigem Chaos. Als Schlussnummer wabert man sich dann obendrauf noch instrumental durch eine geil Ambient-eskes Stück. Ich habe in diesem Jahr bisher wirklich nur sehr wenige Metal™-Platten gekauft. Eigentlich sind's inzwischen sogar nur noch die völlig abseitigen Sachen, wie etwa die aktuelle Corrupted-CD, die The Body & Dis Fig Kollaboration oder eben dieses Album hier. Dafür schätze ich an sowas wie "Muuntautuja" dann aber umso mehr, dass Typen, die da mit langen Haaren und Lederjacken auf der Bühne stehen, sich auf Arten und Weisen künstlerisch ausdrücken, die absolut nicht der heutzutage nur noch uninspiriert-spießigen Szene-Norm entsprechen, sondern was anderes machen müssen. Wenn einer das versteht, dann ich. Fazitärer Schlusssatz? Okay: Wirklich geiles Album, das derzeit dann tatsächlich doch überraschend oft mal läuft!
Pharmakon - Maggot Mass (Sacred Bones) Keine Ahnung, ob's wirklich was mit der nahenden, dunkelkalten Jahreszeit und allgemeiner Ohnmacht über den Zustand er Welt da draußen zu tun hat/te, aber nachdem ich über den Sommer glaubte, von Musik, in der sich Düsternis, Verzweiflung und Abgründigkeit widerspiegeln total geheilt zu sein, landeten auf dem Herbsteinkaufszettel dann auf einmal dennoch z.B. die neue Oranssi Pazuzu (s.o.) oder eben auch das aktuelle Album von der New Yorker Power-Electronics-/ Noise-Performance-Künstlerin Margaret Chardiet alias Pharmakon. Zufall, dass ich ausgerechnet in der gleichen Woche dann auch noch dem Organisator hiesiger Industrial-/ Harsh-Noise-Events mit gewissem Trademark über den Weg gelaufen bin? Irgendwie möchte ich manchmal nicht mehr an welche glauben... Jedenfalls muss ich tatsächlich gestehen, heutzutage nur noch selten in der Stimmung für Fabrikhallenmusik mit Hexengeschrei zu sein, aber diese fünf, teilweise dann ja doch bisher „musikalischsten“ Pharmakon-Tracks von superkurz (02:37) bis episch lang (10 Minuten) haben was! Die Struktur aus Rhythmus und heftigen Lowend-Brummen von 1-2 Nummern würde mich gar schon das Wort Doom als grob einordendes Behelfsattribut mit auspacken lassen, und wenn's am industriellsten rumpelt, dann erinnert's auch schon mal erst recht so ein bisschen an die besten Sutcliffe Jügend Momente (sowas wie "Bait" halt). Joa, ich find' auch das hier ziemlich geil! Ich will's zwar jetzt auch nicht jeden Tag hören, aber auch für sowas ist in meiner Welt tatsächlich immer noch Platz.
Universal Project - Universal Language (Universal Project Recordings) Drum'n'Bass³ und noch ein Sommernachzügler, der mir etwas verspätet in die Aufmerksamkeit gespült wurde, aber dann auch einfach Sinnfür mich machte: Ursprünglich eine Früh- bis Mittnuller-Gruppe, meldete sich vor ein paar Jahren, quasi zufällig ziemlich pünktlich zum vermeintlichen Jungle-/ DnB-Revival jüngster Vergangenheit auch Aaron McDuffus nach ca. einer Dekade Pause mit dem Künstler- und Labelnamen Universal Project zurück. Die 4-Track-Vinylauskopplung zum 15-Track-Digitalalbum "Universal Language" enthält nun zwei Ära-typische Altnummern im Remix, um genau zu sein das damalige Debüt "Bleach" in einer typisch-neuzeitlich etwas knackigeren Version von Jubei und "Glock" in einer relativ aufgeräumten Fassung von Zero T, sowie mit dem partiell recht derbe fräsendem "Funk'd Up" und der besonders techsteppig/ frühneurofunkig klatschenden Xtrah-Kollaboration "Zero DB" zwei ganz neue Tunes. Eigentlich zeichnet sich ja derzeit ab, dass ich den Filter, welche DnB-Neuerscheinungen ich mir unbedingt auch in den DJ-Plattenkoffer holen muss, dann jetzt wohl auch mal wieder etwas enger einstellen werde, damit das nicht allesnoch völlig Überhand nimmt, aber zwischen den Klassikern von Bad Company, Ed Rush & Optical, Nico usw. und auch aktuelleren Smashern von etwa Dom, Tech Itch oder Trace ist das hier eine wirklich gute Playlist-Addition!
Noch was?
Jeweilige "Honorable Mentions"-, "auf dem Schirm, aber noch nicht gehört"- oder "Restjahresradar"-Auflistungen sparen wir uns an dieser Stelle bei einer solchen Fülle dann jetzt doch mal, auch wenn es durchaus noch weiteres erwähnenswertes (etwa das handbeschriebene LP+CD-Package von Caspar Brötzmann Bass Totem via Exile on Mainstream) oder bereits im virtuellen Einkaufswagen liegendes oder irgendwie noch antizipiertes interessantes gäbe...
Einleitend muss man ihn an dieser Stelle direkt schon wieder würdigen: In den John B. Halloween-Countdown an phasenweise gar täglichen Streams reinzuzappen war kürzlich ja abermals mal wieder was gewesen, das mir am Ende eines maueren Tages in einer etwas maueren Wochenhälfte eben jenen noch versöhnlich stimmte und die Hypetrain-Weichen der allgemeinen Laune wieder in eine verträglichere Richtung zu stellen wusste. Echt wahr, und das kann so halt eben auch doch nur Musik. Weil: Ein Drum'n'Bass-Mix-Marathon mit Popsong-Mashups und zwischendurch gibt's gar mal Joy Division oder Nine Inch Nails, "At Doom's Gate" und aus The Cure wurde in "Original Nuttah" gemixt?! Genau so macht's Spaß! Auch wenn die Frequenz irgendwelcher etwas alberner Zwischensequenz-Gimmicks dabei inzwischen doch so ein bisschen Überhand nimmt. Aber der darf das, denn der gute John Bryn Williams gehört für mich zu den Leuten, die mitunter auch sich selbst so ein bisschen zum Horst machend unentwegt daran arbeiten, diese verkackte Welt einen Hauch erträglicher zu machen. [Edit 31.10.: Pünktlich zu Halloween gab es doch noch einen Youtube-Upload von zwei Streams seines täglichen Twitch-Marathons im entsprechenden Visuals-Modus, siehe oben und unten, weswegen ich den Blogpost an dieser Stelle noch mal geändert habe.]
Was mir ebenfalls sehr viel Spaß gemacht hat war, als ich am vergangenen Samstagabend eher zufällig in die zwei Stunden Vinyl-Auflegerei unter dem Banner "Original Junglist Kid" von Lady Niki & Prospa beim Thames Delta Radio klickte. Plattenspieler in Splitscreen-Nahaufnahme, Rewinds und Patzer, 'ne Selection von der ich sogar selbst was im Plattenregal habe - ich schalte bei Euch jetzt öfter rein, Leute, denn zum bisschen Partystimmung ins eigene Wohnzimmer holen, in dem ich gerade etwas energiearm hockte, war das genau das richtige!
Und in dem Moment, als ich das hier finalisieren und veröffentlichen wollte, kam eine weitere Sendung der Station mit Vinyl-only-Selection im Plattendreher-Splitscreen obendrauf, dieses mal in Form der "Junglist Drive Time" mit DJ Magic Touch. Gerne noch mehr von sowas!
Apropos Vinyl: Aus dem Umfeld der Art Bei Ton-Crew, bei der man vor allem zu Ambient-/ Deep-Techno und sowas neigt, kennt man Aksamit aus Breslau. Beim HÖR-Takeover kürzlich tatsächlich mit Schallplatten im Gepäck:
Riesige Upload-Runde/n bei Planet Wax' Youtube-Kanalletztens und echt 'ne Menge sehr coole DJ-Sets dabei. Und wie immer begünstigen wir auch hier erstmal den Vinyl-Fetischismus mit stilistisch unterschiedlichen Sets von Obedeya,Pepsi Slammeroder Phorse...
...und zwischen sehr vielen weiteren guten DJs und Szene-Hausnummern, wie z.B. die hochgehandelte Ama, der allgegenwärtige Tausendsassa Tim Reaper, hier vor nicht allzu langer Zeit auch noch gefeaturte Talente und MacherInnen wie etwas Abby Daze, Sweetpea, Silva Snipa B2B SONARoder den Marken Decibella oder Need For Mirrors sei dann vor allem auch der Italiener Last Life aus dem Samurai Music-Stall mit seinem düsteren Halftime-Drum'n'Bass hervorgehoben, den jenen hört man in so einem Kontext eben auch nicht alle Tage:
Wenn ein DJ-Set von Jana Woodstock irgendwo auftaucht, dann checke ich das eigentlich immer, denn die Ukrainerin hat eine Neigung dazu, zeitgenössischen Düster- und auch Halfstep-Drum'n'Bass mit Industrial-Techno und anderem Lärm zu verquicken.
Zusätzlich zu 'nem Mix für's 20ftradio letztens war sie außerdem mal wieder beim belgischen Kiosk Radio zu hören und auch sehen:
Ich glaub' die Art und Weise, wie der Mel Mix für den Blackout Podcast mit einer Endlosschleife der immergleichen Bewegtbilder-Ausschnitte visualisiert wurde, die finde ich auf Dauer eher etwas albern, geteilt sei's aber trotzdem mal:
Eine Stunde Bass-Music Partyset-Mitschnitt unter dem Motto "Basement Breaks" hätten wir dann außerdem auch mal wieder von Wahlberlinerin FridaΨ:
Silva Snipa's generell gerne mal zu Jahrtausendwenden-Techstep/ -Drum'n'Bass neigenden Mixe höre ich eigentlich immer ganz gerne, also auch ihren letzten, genau so gearteten für den Everyday Junglist Podcast:
Zwei Stunden Jungle/ Drum'n'Bass und Breakbeat-Musik der nicht ganz so ausgetretenen Pfade gibt's bei Yorobi's monatlichen zwei Stunden der "The Polyclinique Redux" Show ja eh, in der letzten Ausgabe mit dem Gastmix von Brand New Trumpets dann aber noch mal besonders. So ein bisschen Fan bin ich wohl durchausvon beiden!
Und es gibt ja so eine Handvoll Spezialisten-Labels, die in jüngerer Vergangenheit zu so einer Art von geballter Obsession meinerseits wurden. Neben 45Seven aus Leipzig und dem US-Label ZamZam Sounds, die beide 7" Singles mit verhältnismäßig moderner Dub-Musik veröffentlichen (die einen mehr zum Jungle/ Drum'n'Bass lehnend, die anderen auf einer Bandbreite von fluffigem Dub-Techno bis zu kaputterem Deep-Dubstep), gehört auch ganz besonders die eigentlich auch schon länger aktive "West Norwood Cassette Library" aus London alias WNCL Recordings dazu. Hier wiederum wurden unter dem Motto "Bass and Bleeps" über die letzten zwei Jahre dann eigentlich nur noch Zehn-Zoll-Platten rausgetan, die zwischen funky Charme und auch schon mal ganz schön derbe, zwischen naiven Old-School-Gangarten und durchaus etwas noisigem Zeitlos-Sound Breakbeat-Musik von... bis... präsentieren: UK-Hardcore-Rave, Jungle/ Drum’n’Bass, Bassmusic/ Dubstep, Electro? Irgendwie all sowas - und ja, auch mal House/ Garage/ Techno - an den Playlists und BPM-Regionen prominenterer Clubmusik-Ecken auch gerne schon mal so ein bisschen vorbei.
Das finde ich nicht nur generell sympathisch, sondern die dabei nicht selten ziemlich rough-rummsige Musik der Veröffentlichungen halt in vielen Fällen auch ganz geil - diesen Sommer begeisterte z.B. Mani Festo noch ziemlich mit "Bioscan".
WNCL-Bibliothekar Bob Bhamra himself hat jedenfalls ganz frisch eine neue monatliche Sendung beim Aaja Radio, dessen Premiere wir mit feiern:
(Throwback Corner)
Anlässlich seines kommenden "Pressure"-Events in Berlin teilte The Bug kürzlich ein acht Jahre altes DJ Set von Gorgon Sound via Boiler Room, außerderm seinen ebenfalls schon einige Jahre auf dem Buckel habenden Mix für's Fact Mag, und das geben wir uns dann beides doch glatt auch tatsächlich mal:
Dazu passt dann jetzt irgendwie auch noch vage, dass ich neulich auf der Suche nach was ganz anderem über die Broadcasts aus demOhm Resistance -Wohnzimmer von 2018 stolperte. Der siebte und letzte damals hatte die geile 7"-Suscritption-Series des Labels zum Anlass und natürlich gab's dabei dann die erwartete Mischung aus Drum'n'Bass, Breakcore/ IDM, illbient/ Industrial-Hip-Hop/ Düster-Dub usw. Fand' ich jetzt zum schmunzelnden revisitten (sorry for the awful denglisch) auch mal irgendwie erwähnenswert:
(Edit: Ne, die Einbettung geht nicht. Je nach Browser gibt's immerhin 'nen Direktlink zum Facebook-Video oder auch nicht. Is' mir jetzt auch egal...)
Zum Schluss holen wir uns noch mal ein bisschen Sommer zurück: Warum mir das zweistündige Vinyl-Jungle-/ Drum'n'Bass-Set, das REO letztes Jahr tatsächlich zu meinem Geburtstag bei Kool FM debütierend in die Welt schoss dann damals irgendwie durchging, das ist ja kaum zu begreifen, aber an dieser Stelle noch mal Danke nachträglich für dieses zufällige Ständchen wie bestellt: