"Music makes human existence, which for me, is often a tough haul, much better."
- Henry Rollins
Editorial:
In den ersten Monaten 2025 bahnte sich ja einiges einen Weg zurück. Postrock und Denovali-Darkjazz waren auf einmal wieder so'n bisschen ein Thema, genauso wie "proper Dubstep".
Im Grunde genommen könnte man also sagen, dass die Mitt-/ Spätnuller Jahre auf einmal wieder anklopften.
Eine musikalisch wirklich schwierigere Zeit in my book (siehe auch Bollocore-Zenit, Opasacko-Indierock etc.) und ich verrate Euch jetzt mal was:
Einen ausführlicheren Blogpost "2005: Musik vor zwanzig Jahren" hatte ich dadurch angestoßen zwar mal angefangen, um hier mal wieder was anderes zu machen, das u.U. interessant sein könnte, aber bisher doch noch nicht vollendet, weil mir 1.) das vordergründige Wühlen in der Vergangenheit wohl einfach doch nicht so einen übermäßigen Spaß macht, ich 2.) dann an der Stelle, an der es zum Abschluss wie eine Pflichtübung der Vollständigkeit halber wird, weitere Absätze zu weiteren, mal wieder zu hörenden Alben runterhacken zu „müssen“, auf eine bocklose Blockade stoße, mich in einem Kontext wie diesem üsseligen Blog hier eben auch zu nix zwingen zu wollen und mir 3.) dann phasenweise halt doch auch schlicht und ergreifend die Zeit und Energie dafür fehlt, das hier „für nix“ dann doch wieder häufiger ausführlicher zu betreiben. Die "Quartalsbilanz" in Bezug auf "aktuelles" ist dann wohl doch alles, was geht.
Ein paar Erkenntnisse zu dieser persönlichen Musik-Retrospektive seien dennoch mal geteilt:
2005 war das Jahr, in dem das Thrash-Metal-Revival der Nuller Jahre, wenn man mal ganz ehrlich ist, eigentlich schon wieder über seinen Zenit ging und nicht mehr viel abwarf, zu dem ich mit zwanzig Jahren Abstand noch mal wieder zurückgehen wollen würde.
Einige vermeintlich avantgardistischere, von Rest der Welt weitgehend vergessene Randerscheinungen der Metal- und/ oder Hardcore-Szene, die bei mir damals rauf und runter liefen, habe ich zwar in guter Erinnerung, fühle mich aber doch auch irgendwie so ein bisschen „rausgewachsen“.
Das eine Album in Richtung gemäßigteren Indierocks besagten Jahrgangs, mit dem ich mir damals wohl sowas wie „guckt mal, ich kann eben nicht nur Grindcore-Krawall, sondern sowas wie das hier kann auch verstehen und gutfinden“ auf die Fahne schreiben wollte lässt mich zwanzig Jahre später trotz seiner musikalischen Sommernachtswärme inzwischen seltsam-kalt.
Auf einer positiven Note wurde 20005 aber wohl mit Doom-Jazz und Drone-igem, mit Instrumental-Sludge-Doom- und Post-Metal viel neues Fundament um ein paar bereits vorhandene Grundsteine gegossen, auf dem sich dann ein nicht unbeträchtlicher Teil meiner Musikobsession weiter aufbaute, welcher sich folgend u.a. auch prima mit dem „Roadburn-Hype“ der frühen Zehner Jahre zu komplementieren wusste und durchaus auch heute immer noch eine Rolle spielt.
Jetzt wird's dann noch mal interessant: Wenn ich eine Top-#3 der Alben machen müsste, zu denen ich zwischen 2005 und 2025 dann auch später noch am häufigsten doch mal wieder zurückgekommen bin, und die nicht nur über die Jahre inspirativ für mich waren, sondern auch dieser Tage für mich nichts an ihrer Besonderheit eingebüßt haben, dann sind das wohl auf der einen Seite zwei Veröffentlichungen auf Planet Mu, beim Namen genannt natürlich der Klassikmusik-/ Breakcore-Crossover "Rossz Csillag Alatt Született" von Venetian Snares und dieser Tage wiederentdeckt auch "Degenrate", das frühe Dubstep-Highlight im Langspielformat vom Duo Vex'd, sowie die komplett irre Lattitudes-Session von Shit & Shine unter dem Titel "Ladybird", ein hypnotisch über die Vierzig-Minuten-Marke hinaus lärmendes Drone-Noise-Krautrock-Dingsbums, welches im Laufe der Jahre tatsächlich immer wieder bei mir rotierte.
Über meine musikgeschmacklichen Entwicklungen der letzten zwanzig Jahre sagt das dann wohl auch irgendwas aus, was auch immer es ist.
Auch noch erwähnenswert:
NIИ's "With Teeth" fand ich damals insgesamt eher so ein bisschen enttäuschend und halte es bis heute nicht gerade für eines der Highlights in Reznor's Band-Discographie, weswegen ich mir die dieser Tage rausgekommene, natürlich gnadenlos überteuerte Jubiläums-Vinyl-Reissue natürlich auch nicht schießen muss.
(An dieser Stelle kann man natürlich ebenfalls mal eben streifen, dass ich die Band zu diesem Album in der Dortmunder Westfalenhalle II live sah, was durchaus ganz nice war, mir die diesjährige
Tour dann allerdings mit einem weinenden und einem lachenden Auge geklemmt habe, denn ich schmeiße echt keine 200 Euro für eine Kackplatz-Karte beim
Stadionkonzert in Köln raus. Echt nicht.)
Vereinzelte Song-Highlights gab es auf dem Teil ja, denn natürlich ist "Every Day Is Exactly the
Same" eine catchy Hymne mit hohem Jedermann-Identifikationspotenzial für dann,
wenn mal wieder alles so ein bisschen graumeliert verschwommen und viel zu eintönig-routiniert
ist, und vor allem der ungewöhnlich arrangierte Opener "All
the Love in the World" ist mit seiner IDM-Injektion und dem Gopsel-mäßigen Stimmungswechsel zum Finale
schon auch ein ganz, ganz, ganz besonderer, ohne Scheiß über Kopfhörer heute noch
Gänsehaut verursachender Song.
Der Rest vom Fest, z.B. auch die Videosingle "The Hand That Feeds" hat mich ja leider nie so wirklich umgehauen, ich habe mir jüngst dann allerdings doch noch mal bei Discogs die EP mit den „ja doch geiler als die Originalversion“-Photek-Remixen
auf Vinyl geschossen, vor allem weil's tatsächlich vom BPM-Bereich
perfekt als der Rocksong-Ausreißer mit in die House-/ Techno-lastige Paylist passt, die
gelegentlich über meine DJ-Plattenspieler rotiert.
Ja, ich habe zu Hause
zwei an 'nen DJ-Mixer angeschlossene Direktantrieb-Plattenspieler
mit Pitchfadern rumstehen und ja, ich versuche mich damit gelegentlich
auch an Four-to-the-Floor-mäßigen Beatmatching-/ Mixing-Sessions. Ja. Get over it.
Jedenfalls ist nicht nur der
rougher rockende "Ruff Mix" des Stücks in Photek-Reinterpretation ganz geil, sondern auch der clubbige, längere, im ausnahmsweise nicht mal
negativ gemeintem Sinne etwas glattere "Straight Mix".
Four to the Floor und Industrial sind gute Stichworte zum Übergang zurück ins hier und jetzt, denn parallel dazu, dass meine schon immer vorhandene Öfffnung in solche Richtungen wie Industrial-/ Techmo (kombiniert wie getrennt) zuletzt mal wieder öfter was durchblitzen ließ, scheint auch das sowas wie ein allgemein in der Luft liegender Vibe zu sein, denn wirklich am gleichen Tag, an dem ich eine mentale Notiz zu dieser persönlichen Feststellung machte vloggte Vlogger Venus Theory was über zunehmende Noise-Tendenzen in der kontempäreren Populärmusik, die weirdeste Künstlergruppe der Stadt haute exakt parallel dazu tatsächlich einen Song mit angezerrt bollernden 4/4-Kickdrums raus, und Bekannte von mir, die ich vorher noch nie zu sowas habe gehen sehen oder hören, trieb es neuerdings tatsächlich auch mal aus der Stadt raus zu eben einem Industrial-/ Techno-Event.
Quod erat demonstrandum?!
So von Mitte April bis in den Juni wurde die Zahl der blinkenden Punkte auf dem Radar interessanter Neuercheinungen dann jedenfalls auch fast schon wieder absurd.
Und grundsätzlich empfinde ich - das sage ich unter uns jetzt mal ganz offen und ungeniert so wie es ist - mein zuweilen bis in zwanghafte Besessenheit reichendes Musikinteresse manchmal auch schon selbst als etwas anstrengend. Und ich möchte in dem Zusammenhang jetzt nicht schon wieder auf dem Thema Neurodivergenz rumreiten, aber ich sollte wohl mal wirklich sowas wie 'ne Verhaltenstherapie erwägen, Zwinkersmiley.
Es wird nämlich zugegeben langsam aber sicher etwas absurd mit dieser ganzen „auf die Clubmusik-Labels X™ und Y® richte ich mir ein Abonnement ein, während aus der groben Gitarrenkrach-Ecke von Z bis Omega auch noch alles mitgenommen wird“-Nummer, denn bald sieht's bei mir aus wie bei Rollins und Ihr sehr mich demnächst dann auf Plattenbörsen neben Angelo Kelly wieder Teile der Sammlung loswerden wollen oder sowas...
Alben (+ eine 10" Single) Jahrgang '25, Teil 2:
Ancestral Voices - Nemeton
(Samurai Music)
Mal wieder Samurai Music
im abendfüllenden 2LP-Format:
Ancestral Voices ist das Ambient-lehnende und experimentell-technoide Projekt von Liam
Blackburn, früher auch mal unter dem Alias Indigo aktiv, welches gelegentlich mit in die Stilgefilde von randspartiger Drum'n'Bass-Musik überkreuzt. Mit diesem neuen Album ist genau das mal
wieder so weit und ich wusste schon, dass ich das super finden werde, noch bevor ich wirklich den ersten Track davon ganz gehört hatte.
Gängigere DnB-Musik ist hieran sehr wenig, viel mehr ist das nur die grobe Grundidee zur Skizzierung, das skelettale Gerüst, um und in das hinein Blackburn seinen ganz eigenen Sound im vordefinierten Tempo gießt, wo es dann durchaus nicht nur interessant für DJs auf der Suche nach anderen Tiefenrausch-Sounds und ungewöhnlicheren Ansätzen wird, sondern auch für Wohnzimmerhörer mit offenen Ohren für Ambient, Trip-Hop, krummen Techno, IDM etc.
Etwas Rhythmus-orientierter als anderes Material von Ancestral Voices versprühen einige der sieben Tracks von "Nemeton" dabei durchaus auch Samurai-typisches Tribal-/ Halftime-Flair, andere rauschen aber auch mit einnehmender Lowend-Fülle durch tendenziell eher untanzbare Sphären.
So ein bisschen findet "Nemeton" damit zwischen allen Stühlen statt. Das Ganze ist weder was, das man unter vordergründiger Club-Kompatibilität eintüten würde, um es wiederum als IDM-Weirdness oder ähnliches zu deklarieren ist's dann jedoch zu straight, außerdem lehnten andere Arbeiten von Ancestral Voices noch wesentlich mehr in droneige Ambient-Gefilde rein als das hier.
Was ist das hier dann also, außer mehr oder weniger typisch-untypische Samurai Music?
Ganz ehrlich: Keine Ahnung. Und manchmal finde ich es sogar irgendwie richtig und wichtig, auch einfach mal "keine Ahnung" zu sagen, anstatt so zu tun, als würde man grundsätzlich alles checken, vieles wissen und noch mehr verstehen. Tue ich nämlich überhaupt gar nicht. Hier auch nicht so wirklich. Und eben genau darin liegt auch eine gewisse Schönheit.
Und
tatsächlich ist der Unterschied, das Teil über eine richtige
Stereoanlage zu hören verglichen damit, es etwa nur über pisselige Auto-Boxen laufen
zu haben, ein regelrechtes Aha-Erlebnis.
Bank Myna - Eimuria
(Stellar Frequencies)
Darf's denn dann auch mal wieder eine dieser Bands irgendwo zwischen eben eher nicht so traditionellem, aber doch auch an seinen leidenschaftlichen Wurzeln ansetzendem Doom Metal mit welchen dieser heute üblichen Anflüge von Drone-/ Postrock-Experimentalismus und dem dabei nicht so ganz zu vermeidenden Shoegaze-Schulterblicken sein?
Die gelegentlich schon mal in hiesigen Breitengraden spielenden Bank Myna aus Paris waren mir bei einem gemeinsamen Gig direkt so ein bisschen ans Herz gewachsen, und so war sich ihr neues Album zu schießen dann auch einfach Ehrensache.
Es ist ja irgendwie so ein bisschen typisch für französische Bands, Wege etwas abseits der ganz ausgetretenen Pfade zu finden, und so spielt Sängerin Maud auch noch Violine mit Effekten und bedient Synthesizer, während sich ihre Band hier auch schon mal in epischen Songaufbauten ergeht, die einige der üblichen Assoziation eher hinkender Vergleichsreferenzen wie Neurosis hervorrufen. Andere wiederum wollen sie mit den aktuell angesagten Messa in eine Schublade stecken. Was auch immer.
Mir gefällt hieran ziemlich viel. Ich mag diese Art von Songwriting, bei der sich Musikstücke ihre Zeit zur vollen Entfaltung nehmen. Komischerweise habe ich heutzutage ja auch eine so zerschossene Aufmerksamkeitsspanne, dass ich keinen Bock mehr habe über zwei Stunden laufende Filme zu gucken, aber "epische" Musik geht nach wie vor immer noch und für immer.
Bei Bank Myna stehen die Vocals durchaus im Zentrum, aber was sich drumrum so aufbaut ist interessant, denn mal schwimmen sie in einem statischen Drone-See, mal durchleben sie mit ausufernden Kompositionen verschiedener Eskalationsstufen eine gewisse Bandbreite an Intensitäten. Trotz wuchtiger Ausbrüche bleibt das Hauptstilmittel hier aber vor allem der atmosphärisch stehende Moment, welchen das Quartett hervorragend beherrscht.
Ob wir's "Doomgaze" nennen wollen oder nicht oder was auch immer, das ist mir alles ziemlich egal. Das einzige was zählt ist, dass ich "Eimuria" ziemlich gut finde!
Big|Brave - OST
(Thrill Jockey)
Big|Brave können bei mir ja eigentlich generell nicht mehr so viel falsch machen. Die vier Alben irgendwo zwischen Drone-Doon, Post- und Noise-Rock, die sie 2015-2021 über Southern Lord veröffentlicht haben? Waren schon durch die Bank eher ungewöhnlich, dabei sehr gut und von mal zu mal noch besser. Zwischendurch mal eben ein Kooperationsalbum mit den Extrem-Krachmaten The Body, auf dem beide Bands zusammen dann auf einmal sowas wie Country Music spielen? Warum eigentlich nicht. Das 2023er "Nature Morte"? Ja wow, noch mal eine ganze Liga stärker, echt unglaublich. Letztes Jahr dann mit "A Chaos Of Flowers" eine leichte Kurskorrektur, den wuchtigen Krach etwas zurückzunehmen und dafür die Atmosphäre und die Folk-Schlagseite mehr herauszustellen? Was für ein phantastisches Album!?! Neuerdings dann auch noch eine Verquickung mit Industrial-Dancehall-/ Noise-Dub-Großmeister The Bug? Damit hätte ich ja jetzt nicht wirklich gerechnet, aber es passt wie Arsch auf Eimer in die Richtungen, in die es mich jüngst halt auch am meisten zieht. Obendrauf ist die Kirsche auf meiner diffus-selbstgefälligen Konträrismus-Torte, dass der eine mir persönlich bekannte Profimusikjournalist, über dessen Meinungen musikalischer Zu- und Abneigungen ich seit Jahren nur noch die Augen verdrehe, mit dieser wirklich ganz besonderem Band (natürlich) eher nix anfangen kann.
Mit "OST" gibt's dann jetzt erstmal ein improvisiert-experimentelles Album voller Geräuschcollagen, bei denen man kaum noch von Songs sprechen möchte? Ja klar, macht Sinn, ich fresse es ihnen schon ungehört aus der Hand!
Dieses „Soundtrack für einen imaginären Film“-Konzept, das den Titel des Albums stellt, ist zwar zugegeben auch keine bahnbrechend neue Idee, die Musik auf "OST" ist dabei allerdings tatsächlich eine gänzlich andere, als man sie bisher von den Kanadiern kannte.
Eine Singstimme wird zwar eingesetzt, allerdings nur als ein vages, weiteres Instrument, das hintergründig mit durch bedrohliche Drone-Kollagen säuselt. Es kommen Tape-Loops und als hämmernde Akzente Klaviersaiten zum Einsatz.
Lauter und rhythmischer wird's mal einmal bei "innominate Nº vii", welches an sowas wie das wahnsinnige Chaos der frühen SPK erinnert.
Sicher wird's die Leute geben, die hierzu was von unhörbarem Kunstkack oder ähnliches faseln werden, aber ja, glaubt es oder nicht, es ist halt tatsächlich so, dass es absolut nix mit einem irgendwie prätenziösen "Acquired Taste" o.ä. zu tun hat wenn ich sage, sowas wie das hier nicht nur tatsächlich ganz gerne mal auf mich wirken zu lassen, sondern halt auch wirklich lieber mal zu hören als zum hundertsiebenundzwanzigsten zum Quadrat mal was in Richtung von generischster Häwiemeddl-Musik.
Conan - Violence Dimension
Ungraven - Hollows Made Homes in Their Sunken Cheeks
(Heavy Psych Sounds)
Kann man halt gut in einem abhaken und muss man dann jetzt einleitend an dieser Stelle leider auch erstmal dazu sagen: Was Heavy Psych Sounds Records
aus Italien, die ich manchmal (in welche Richtung auch
immer) zu Unrecht mit "New Heavy Sounds" aus England verwechsle, dann ja jetzt echt
mal völlig übertreiben ist diese Sache mit verschiedenen Editionen
ihrer Platten: Jede gibt es als günstige schwarze, teurere bunte oder noch teurerere, noch limitiertere Spezial-Edition oder sowas,
obendrauf noch verschiedene Versionen mit Bonustonträger, wo dann für nur einen (im Falle von
Conan) oder auch mal für 2-3 kürzere Bonus-Tracks (siehe auch aktuelle Pentagram)
mal eben aus einem eigentlichen LP-Release direkt noch 'ne 2LP-Version
gemacht werden muss, die es dann auch noch in verschiedenen
Farben zu verschiedenen Preisen gibt.
Auf "Violence Dimension" ist der Bonustrack, für den dann extra verschiedene 2LP-Versionen des natürlich auch in verschiedenen Farben zu verschiedenen Preisen als Einzel-LP erhältlichen Albums fabriziert wurden, dann auch noch ein reines Gitarrendrone-Feedback von zwölf Minuten.
Ganz ehrlich: Das finde ich ja alles echt mal völlig übertrieben und unnötig, auch
per se etwas abturnend und die Qual der Wahl in meiner Neurdodivergenz auch fast schon etwas
überfordernd (#FirstWorldProblems). Können wir nicht einfach wieder
dahinkommen, dass Alben einfach nur so, wie sie gemeint sind rauskommen,
meinetwegen in einer regulären und einer "wertigeren" Edition (dann
z.B. mit farbigen Vinyl und Prägedruckcover oder sowas)? Und für die Super-Fans gibt's dann meinetwegen früher oder später noch Outtake-EPs? Wie dem auch sei...
Von den "Caveman Doom"-Engländern Conan war ich ja früher nie der allerallergrößte Fan und würde sogar soweit gehen, dass ich lange nicht so ganz nachvollziehen konnte, warum es gar nicht mal so wenige, 10-15 Jahre jüngere Stoner-Metaller gibt, für die ausgerechnet Conan die Band sind, die sie als Backpatch zur Schau tragen und so weiter.
Inzwichen sind sie aufgrund ihrer aktuellen Rhythm-Section allerdings fast schon so 'ne Art Supergroup der Außenseiter-Krachmacher geworden:
"Violence Dimension" ist ihr erstes Langspielalbum mit David Ryley am Bass. Von fuckin' Fudge Tunnel, Ladies and Gentlemen! Anfang der Neunziger die Noiserock-Band auf einem Metal-Label, die den Meddl-Kuttenträgern zu Grunge, aber den Alternative-/ Indie-Leuten zu metallisch war. Ich auf meiner Seite war nicht nur Megafan, sondern bin's immer geblieben.
Drummer Johnny King wiederum war früher bei den irischen Post-Black-Metallern Altar of Plagues. Hier bin ich ebenfalls großer Fan und muss an dieser Stelle dann jetzt auch nochmal betonen: Deren finales Album "Teethed Glory And Injury" ist eines der besten und ungewöhnlichsten Metal-Alben der Zehner-Jahre. Dass es bei Discogs für dreistellige Preise gehandelt wird ist dabei etwas absurd, denn ich kenne eigentlich nur Wolves in the Throne Room anbetende, Liturgy für nur fünf Minuten abgefeiert und Deafheaven wohlwollend mitgenommen habende Roadburn-Pilger mit Hipster-Tendenzen, die von diesem Extremmusik-Meisterwerk damals völlig überfordert waren und nix damit zu tun haben wollten, weil's sich halt nicht mit oberflächlichem Durchzappen oder beiläufig-hintergründig durchlaufen lassen direkt begreifen ließ. Aber ich schweife ab.
Grundsätzlich passt zu Conan dann jetzt diese „they’ve grown on me”-Floskel, zumal ich auch zu neandertaligem Sludge-Metal-Gekeule schon immer eine Affinität hatte, aufgrund meiner zunehmenden Altersmilde inzwischen halt nur seltener hören möchte.
Conan beherrschen allerdings das Spiel, ihren wuchtigsten Lärm immer wieder mal mit so einem gewissen, rollendem Flow grooven zu lassen.
Die kurze Highspeed-Ballernummer "Warpsword" (45 Sekunden lang!) wär' eigentlich nicht wirklich nötig gewesen, stampfende Braichal-Epen wie "Foeman's Flesh", "Total Bicep" oder "Ocean Of Boiling Skin" (Eröffnungsriff hat schwer was von Cathedral) machen allerdings, zu keinem Zeitpunkt langweilig werdend sehr viel Spaß und der sich extra-doomig bis zum extra-tief gegrowltem Finale steigernde Titeltrack hat auch schwer was.
Und wenn Ihr mir auf dem Zenit des Roadburn-Hypes mal erzählt hättet, dass es eine Dekade später ausgerechnet Conan sein werden, die mich aus einer „eigentlich im Moment nicht mehr so einen Bock auf Schraddeldröhn-Keul-Gröl-Musik“-Phase wieder etwas rausziehen werden, dann hätte ich ziemlich irritiert dreingeschaut. Aber here we are. Es passt allerdings wohl ins aktuelle Bild, dass ausgerechnet eine englische Band das schafft, denn der britische Charme mit Mut zur Hässlichkeit scheint mir einfach irgendwie zu liegen…
Mit dem Ablegerprojekt Ungraven ist's dann jetzt fast etwas verwirrend:
Beim letzten Release war noch sowas wie Godflesh-Worship an der Trio-Tagesordnung, ebenfalls mit David Ryley am Bass. Jetzt ist das Ganze allerdings eine Duofomation, die Mainman Jon Davis mit seinem in der Vergangenheit auch schon bei Conan mitgewirkt habenden Kumpel David Perry wiedervereint, und man bietet auf der "Hollows Made Homes in Their Sunken Cheeks" betitelten LP zwei superlange Done-Stücke mit Gitarrenwand-Gedröhn und Synthesizer-Flächen, darin eingebettet dann sogar mal 'ne Stimme oder Pianogeklimper. Sunn o))) lassen grüßen, ja.
Und der Speical-Edition-Bonustrack des Conan-Albums ist dann sozusagen der perfekte Übergang hierein.
Also kann man sich auch dieses Komplettpaket mal gut geben.
David Eugene Edwards and Al Cisneros - Pillar of Fire / Capernaum
(Drag City)
Okay, zugegeben, es gibt 1-2 Alben von David Eugene Edwards' Dark-Folk-Band Wovenhand, die ich ganz gut finde, z.B. das mitunter ziemlich heavy tönende "Refractory Obdurate", und natürlich war auch die Alexander Hacke Kooperation "Risha" ziemlich cool. Wenn man allerdings damals schon mal mitbekommen hat, wie der gerne auch mal Indianerschmuck tragende Edwards auf Social-Media-Kanälen diffus mit Bibelzitat-Memes um sich wirft, worum sich seine ganze Weltanschauung und somit auch seine Kunst so zu drehen scheint, kann man als säkularer Typ aber auch schon mal ziemlich ins Augenrollen kommen.
Über seine Kooperation mit Al Cisnereos - seines Zeichens natürlich Mitglied der Doom-Titanen Sleep, mit seiner Nachfolgeband OM ebenfalls ziemlich großartig und solo ferner in der Dub-Ecke unterwegs - war im Vorfeld nicht viel durchgesickert, außer dass es sich dabei um zwei Songs auf zehn Zoll handelt.
Zu meiner Überraschung sind beide Nummern instrumental, und während der freischwebende Americana-Postrock von "Pillar of Fire" was von späteren Earth oder auch von frühen Barn Owl hat, zieht "Capernaum" auf der anderen Seite mit Drum-Unterstützung ein bisschen mehr in die Richtung an, wie man sie auch von Cisnereos' Solo-Sachen oder auch seinen Harvestman-Mitwirkungen kennt.
Die kurze 45er-Platte kommt ganz schön teuer, ja (gibt's digital dafür immerhin für schlanke drei Dollar bei Bandcamp!), aber ziemlich cool ist das hier auf jeden Fall und ich würde mir auch ein ganzes Langspielalbum davon geben.
Die Frage, ob und wann denn die angeblich schon seit Jahren fertigproduzierte neue OM in diesem Leben noch mal veröffentlicht wird, die muss an dieser Stelle dennoch gestellt werden.
Divide and Dissolve - Insatiable
(Bella Union)
"Insatiable" läutet eine neue Ära von Divide
and Dissolve ein. Das einstige Duo ist zum Soloprojekt von Takiaya Reed
mit wechselnden Schlagzeuger:innen geworden und es
kommt auf einem anderen Label als die letzten paar Releases raus.
Geblieben ist die politisch motivierte Instrumental-Musik, die sich immer wieder mal von geloopten Saxophon-Einlagen und Einflüssen aus klassischer Musik zu lautestens schepperndem Drone-Sludge-Doom steigert.
Auf "Insatiable" scheint ihr vor allem daran zu liegen, das noch mal zu festigen, die Karten dabei aber trotzdem auch etwas neu zu mischen, während das Album laut ihrer Aussage sehr spontan entstand, als intuitive Planänderung während man eigentlich ursprünglich was ganz anderes im Aufnahmestudio vorhatte.
“It’s an album about love, and it feels important to experience this, now more than ever” sagt sie dazu.
Die Songs sind dabei gerade auch für diese Art von Musik weiterhin oft eher kurz gehalten anstatt auswalzende Arrangements zu durchlaufen. Wuchtige Doom-Riffwände werden nicht in epischsten Bögen vorbereitet und weitergeleitet, sondern als knallende Statements in den Boden gerammt.
Es gibt durchaus ein paar kleinere Experimente und neue Ideen wie z.B. den sehr coolen Vocal-Ambient-Track "Grief", grundsätzlich kann man mit diesem fünften Langspielalbum von D/D aber feststellen, dass es wohl sowas wie einen definitiven, erkennbaren Divide-and-Dissolve-Sound und -Stil gibt. Was im heutigen Meer generischer Krachmacher ohne Tiefe viel wert ist, und erst recht, wenn dann auch noch so viel Intention in der Musik steckt.
Espectra Negra - Empire
(Hands Productions)
Ja, ich gehöre zu diesen Typen, die in so einem Fall wie diesem direkt „warum können wir das nicht als LP haben?“ fragen müssen, aber beim Dortmunder Hands-Label ist der Vinyl-Fetisch seit eh und je nicht sooo übermäßig ausgeprägt. Außerdem wähnt man die CD in einigen Kreisen aktuell ja mal wieder im Comeback, allerdings möchte ich da echt nicht mitziehen.
Jedenfalls kennt die schon sein einiger Zeit in Berlin lebende Mexikanerin Verónica Mota alias Espectra Negra bereits als Künstlerin/ Produzentin/ Performerin und auch DJ in der Industrial- und Power-Electronics-Ecke. Mit Maske und/ oder Cyberpunk-verpackten Polit-Statements hat man sie schon genauso in ihrer Geheimidentität bei der sympathischen Synthesizer-Messe Superbooth auftreten sehen wie als Supervillain beim essenziellen Borsig Amp Fest.
Die "Empire" CD ist nun, sieht man vom 2013er DIY-Noise-Tape "Savage Justice" ab, ihr erstes richtiges Album.
Auf jenem bewegt sie sich zwischen reinem Krach und teilweiser Tanzbarkeit, von Ambient-Sphären bis zu synthetischem Gestampfe, auf der Suche nach der Seele in der Maschine.
Man ist mit zeitgemäßer Sound(un)ästhetik näher an den frühen SPK und Throbbing Gristle als an anderem, was noch so unter Industrial laufen mag.
Bei einem Track macht dann auch noch kein Geringerer als Einstürzende Neubauten Mitbegründer N. U. Unruh mit, der dann auch tatsächlich ein bisschen an deren Frühwerk-Geschepper erinnert.
Introspekt - Moving The Center
(Tempa)
Speaking about the album, Introspekt says, “‘Moving The Center’ embodies an alternate perspective to that which has been dominant in dance music, particularly so-called ‘bass music’. The narrative it presents is one which throws a wrench in the seemingly common perception of Dubstep as a masculinist sensibility. ‘Moving The Center’ pushes a feminine physicality to the front of the bassbins. Femmes to the front!”
Klar, darüber wird der eine oder andere jetzt irgendwie die Augen verdrehen und wenn er ein Depp ist vielleicht sogar irgendwas von Wokeness, forced diversity, Feminazi oder was auch immer für einen reaktionären Schwachsinn fabulieren, aber das hier ist halt wirklich interessant:
Manchmal vergesse ich ja tatsächlich, dass Dubstep nicht nur statisch-stampfender 140er Halftime-Beat mit Bassbeben ist (und über schrillen Brostep reden wir noch nicht mal), zu dem zu viben ja vielleicht wirklich eine primär maskuline Gestik ist, sondern auch was flotter hüftschwingendes mit klackerndem UK-Garage-Vibe und soulfuller Ausrichtung sein kann.
Introspekt kommt aus LA und ist gerade mal Mitte 20, hat allerdings UK-Clubkultur que(e)r durch den dubbigen, bassigen, 2steppenden und houseigen Garten so in sich aufgesogen, dass sie bereits als UKG-Queen der USA gehandelt wird und es auf ihrem, einigen Singles/ EPs folgendem 2LP-Debütalbum tatsächlich schafft, derartiges respektvoll aufzugreifen, um es mit der interessanten Frische einer jüngeren Perspektive zurückzugeben.
Und das ist "not your Daddy's Dubstep", nein, und dass ich mich aus so weit aus dem finsteren Breakbeats-/ Bass-Music-/ Industrialkrach-Bunker raus wage, dass man sich zurecht fragen darf, was denn der ranzige Opa auf einmal im Freiluftparty-Licht zwischen diesen modischen, gutgelaunten jüngeren Leuten bei Musik, die früher nicht so seins war zu suchen hat, das ist dann wohl das, womit man "Moving The Center" auszeichnen kann.
Es ist ein ziemlich gut produziertes Album mit ziemlich gut reingehender Musik.
Musik, die im halbdunklen nach Leben schimmert. Von einer Künstlerin, die über bekannte Ansätze britisch geprägter Dance-Music neue Formen des Ausdrucks gesucht und gefunden hat.
Warum
ich mich in meinem fortgeschrittenen Alter seltsamerweise immer mehr
von sowas angezogen fühle, das wollen der angesoffene Typ im Uada-Shirt
und sein kippendrehender Festivalkumpel
mit den grauen Schläfen in der vorletzten Reihe da hinten wissen? Ich
sach's Euch, Loide: Nicht nur, weil mich diese mäßig inspirierte,
willenlosestens die vorgekauten Klischees totreitende,
durchhomogenisierte Rock-/ Metal-Szenerie, ihre durch standardisierte
Schablonen gepresste Musik und ihr ganzes Drumherum inkl. meinungsstark
immer nur den gleichen abgestandenen Kartoffelbrei vorgesetzt bekommen
wollenden Schwarzshirtträger-/ Koppdurchzuch-Fans inzwischen durch die Bank so dermaßen
anöden, sondern auch weil solche Gitarrenhandwerksverfechter wie Ihr
nicht so ganz raffen können, dass auf den künstlerischen und durchaus
auch aktivistischen Schnittstellen zu elektronischer Clubmusik weitab
von Kirmestechno tatsächlich sowas wie subversive Strukturen entstehen
können und in utopischen Mikrokosmen interessant stimulierende Klänge
stattfinden - etwas, das man von Biergelagen zu generischer Häwie-,
Dräsch-, Dess- und/ oder Bläckmeddl-Musik mit speckiger Kutte eben
nicht wirklich behaupten kann - bin ich vom Rumgenörgel der Bauern an
allem, das sie nicht fressen weil sie's nicht kennen, immer mehr dahin
getrieben worden, diese ganzen anderen Sachen, die es da draußen in der
großen weiten Welt auch noch gibt erst recht goutieren zu wollen, womit
ich eigentlich noch nicht mal wirklich angefangen habe....
Melvins - Thunderball
(Ipecac)
Melvins / Napalm Death - Savage Imperial Death
(Amphetamine Reptile)
Mit den Melvins ist's ja auch so 'ne etwas komische Sache. Ich durchlaufe Phasen, in denen ich fast schon Superfan bin und welche, in denen ihr langsam aber sicher auch mal etwas Staub ansetzender und beliebiger werdender Altherrenrock mit mal mehr und mal weniger experimenteller Kante dann eben doch nur noch genau das für mich ist. Manchmal finde ich King Buzzo als komplett seinen eigenen Streifen durchziehenden Weirdo mit komplett eigener Haarpracht und humorvollem Ausblick irgendwie cool, je nachdem wie ich selbst gerade so drauf bin ist mir seine, bei Nachfragen im Grunde genommen schon mit neoliberalen Perspektiven durchsetzte und (immerhin ehrlich) in Richtung "Ich hab' noch nie gewählt, und die Linken sind doch eh die noch größeren Faschisten" gehende, pseudolibertäre Ignoranz zu politischem Geschehen, gepaart mit seiner dazu passenden Bewunderung für den streitbaren Ökonom Thomas Sowell dann wiederum aber manchmal doch auch etwas zuwider.
Warum mich die Melvins dennoch immer wieder kriegen liegt wahrscheinlich daran, dass der etwas weirde Vibe ihrer kernig rockenden Vollblutkünstler-Musik mit "alles kann, nix muss"-mäßigem Gesamtkonzept von weitgehend anarchischer Konzeptlosigkeit mich dann wohl schlichtweg doch einfach anspricht.
Und obwohl ich wirklich Fan vom auf "Thunderball" fehlenden Drummer Dale Crover bin, tut es das auch in der Neben-Inkarnation mit dem gelegentlich mal ein Album mitfabrizierendem Ur-Mitglied Mike Dillard am Schlagzeug.
Unterstützt wird das Duo Osbourne/ Dillard (auch das "Melvins 1983" Line-Up ggenannt) dabei durch die Elektroniker/ Noise-Artists Void Manes und Ni Maîtres (auch Basser von Bristoler Bands wie Anthroprophh oder Big Naturals), die etwas Synth-Geblubber und Rauschen in den Sludge-Sound dazugaben, welcher mal mit einem Drei-Minuten-Rumpelrocker abgehakt ist und sich auch mal doomig inkl. Dark-Ambient-Outro bis knapp übe die 11-Minuten-Marke ziehen darf. Alles irgendwie typisch Melvins, aber typischerweise eben auch so ein bisschen anders als beim letzten und wahrscheinlich auch beim nächsten mal.wieder anders...
Ja, auch "Thunderball" ist mal wieder eines dieser Alben, das dem geneigten Fan als der - je nach aktueller Frequenz der semi-/reguläreren Veröffentlichungen der Band - quartalsweise bis jährlich mitgenommene Release auch mal wieder Spaß macht. Und nur darauf kommt es an.
Zur Platte gehört dann übrigens auch noch ein ganz nettes Booklet in etwas größerem, aber auch nicht gleich Plattencover-großem Format - sehr schön!
Und tatsächlich dann doch mal, sowohl in der supergütigen CD-Version als auch als in Form der nicht ganz so günstig kommenden "Gas Warfare Factory Edition" auf Vinyl eingetütet habe ich mir bekloppterweise dann ja auch noch "Savage Imperial Death", das aktuelle Kollaborationsalbum der Melvins mit den britischen Grindcore-Gottvätern Napalm Death, das man nur über shoxop.com bekommen konnte. Warum AmRep heutzutage doch keinen regulären Vertrieb mehr hat und man sich sowas dann nur direkt beim Hazelmyer bestellen kann/ muss…. Das ist auch alles so eine nervige Sache für sich.
Mit Napalm Death ist's jedenfalls ebenfalls manchmal so, dass ich da denke eigentlich nicht wirklich alle Alben zu brauchen, den Extrem-Punk-/ Deathgrind-Markennamen aber eben doch auch gerade wegen dieser immer wieder mal durchblitzenden experimentellen Kante sehr schätze, z.B. auch Einflüsse wie Throbbing Gristle, Swans, Killing Joke oder Sonic Youth in ihr Geballer einzuarbeiten, anstatt einfach nur eine Knüppelgrunz-Band wie alle anderen zu sein.
Auf "Savage Imperial Death" übernehmen die Melvins oft das Ruder und Napam Death bringen sich dann mit ein. Es gibt unter den sechs Stücken welche mit dem typischen Rock'n'Roll-Groove der Melvins, bei dem sich dann auf einmal Barney Greenway als growlender Duettpartner zu Buzzo's Gesang einschaltet, und es gibt Passagen, in denen der Sludge-Rock mit einer Extraportion Krach daherkommt.
Am Ende zerfällt das Album in völligen Geräuschlärm und es wird als Final-Scherz auch noch mal eben Van Halen's "Junp"-Synthriff angespielt.
Völlig
überraschend ist's nicht, dass diese nicht ganz gewöhnliche Symbiose
irgendwie funktioniert, was man allerdings je nach persönlichem
musikalischen Ästhetikempfinden natürlich auch ganz anders sehen kann.
Auch hier mal wieder: Ich hab' Spaß dran und nur darauf kommt es an.
Die diesjährige Tour der Melvins werde ich mir wohl allerdings trotz Doopelschlagzeug-Line-Up eher klemmen, weil kein' Bock auf Kölner Live Music Hall...
Peter Murphy - Silver Shade
(Metropolis)
Der Sänger von Bauhaus mit seinem elften oder zwölften Solo-Album, nicht zum ersten mal produziert von Killing Joke's Martin "Youth" Glover, mit Pop-Größe Boy George als Duettpartner beim Finale und außerdem u.a. auch mit der Tool-Rhythm-Section (Basser Justin Chancellor bei fünf und Drummer Danny Carey bei drei Nummern, mit Überschneidung von einer), Jane's Addiction-Killerbasser Eric Avery und Bauhaus-/ Love and Rockets-Drummer Kevin Haskins mit 'nem Co-Songwriting-Credit, The Orb's Michael Rendall durch's ganze Album, sowie Mr. Nine Inch Иails himself Trent Reznor bei mehreren Songs im Gästelisten-Kleingedruckten.
Mit letzterem zusammen ist die Eröffnungsnummer "Swoon", die - und das ist dann nun nicht wirklich sehr überraschend - ziemliche Bowie-Vibes versprüht.
Im folgenden "Hot Roy" (ebenfalls mit Reznor als Background-Stimme) steckt tatsächlich so ein dezenter Hauch von EBM/ Electropop, was dann natürlich auch zum Gothrock-Vibe von Murphy's Gesang passt.
Die mit einer Extraportion Orchestral-Kleister untermalten "Meaning of My Life" und "Xavier New Boy" kann man wenn man möchte nicht nur Bowie-esk, sondern meinetwegen auch schon Bond-Song-mäßig finden.
An fast jedem der zwölf Songs ist irgendein Detail interessant und es gibt darunter nur wenige, bei denen ich sowas denke wie „och, den jetzt hier im Gegensatz zu den anderen eigentlich eher nicht so“.
"Silver Shade" ist wohl das nächste an einem Bauhaus-, Killing Joke- oder David Bowie-Album (ja, hinkt), das wir 2025 kriegen werden, und als songorientiertes, nun ja, sagen wir ruhig mal "dunkles Art-Pop"-Album auch etwas, das mich in dieser Saison dann doch auch mal daran erinnert hat, dass es da draußen schon auch noch Musik abseits von der massivsten Drone-Doom-Wand, tanzbarem Breakbeats-und-Bass-Alarm oder schrägeren Instrumentalmusik-Experimenten gibt, auf die ich dann tatsächlich auch Bock haben kann.
Ich bin zwar, handelt es sich nicht gerade um Clubmusik, nicht so der Fan davon, wenn sowas als 2LP auf 45 gemacht werden muss, aber nun ja, das ist dann jetzt in diesem Fall halt einfach so.
Public Enemy - Black Sky Over the Projects: Apartment 2025
(Enemy Records)
Dass man sich das neue Public Enemy Album zu Vinyl-Pre-Order-Launch bei Bandcamp für 72 Stunden umsonst 'runterladen konnte, das ist mir als jemand, der immerhin drei ihrer vier klassischsten Alben im Plattenregal hat, folgende Anekdote wert:
Nachdem ein mir persönlich bekannter Vollprofi-Musikjournalist einst sozialmedial kolportierte, gerade mit seinem Hofstaat auf einem Public Enemy Open-Air-Konzert zu sein, und ich ihn dann später bei persönlicher Begegnung aus aufrichtigem Interesse fragte, wie es denn so war, war das in etwa folgende (und ich muss hier jetzt paraphrasieren), das er in einem regelrechten Kreisch-Tonfall von sich gab, das einzige, was ihm dazu einfiel:
„(…) und dann kam Flavor auf die Bühne aber er hatte die Uhr noch gar nicht um, und wir haben uns gefragt wo denn die Uhr ist, und dann hatte er sie auf einmal doch und hielt sie hoch, und wir so: Jaaaaa, da ist die Uhrrr!!!!“
Macht daraus jetzt bitte was Ihr wollt.
Swans - The Birthing
(Young God Records/ Mute)
Das Thema Swans ist ja auch in der (noch) aktuellen Inkarnation eines von gewisser Ambivalenz und Schizophrenie.
Das letzte Album? Hat/te ohne Frage seine Momente, aber irgendwie auch 1-2, die ich etwas cringy fand, und einige Entscheidungen in Bezug auf die Tonträgerformate waren ein bisschen seltsam.
Das letzte Konzert? Wow, einfach nur wow. Das sich angeblich etwas zurücknehmen wollende Bandprojekt drehte dabei eigentlich noch mal mehr auf als zu "The Seer"-Zeiten. Komplette Durchfföhnung im Marathon-Format.
Apropos Marathon-Format: Keine Ahnung, ob die 3LP bzw. 2CD "The Birthing" wieder mal so eine Art Abschluss eines Bandkarrieren-Abschnitts oder ähnliches sein soll, aber es ist noch mal eine volle Auswalzung des neuzeitlicheren Swans-Signature-Styles. Drei LP-Seiten lang gibt's erstmal Kompositionen jeweils um die 20-Minuten-Marke, auf Seite E bleibt "Red Yellow" mal eben unter 7 Minuten, gefolgt von einem Zehnminüter, dann wieder Viertelstünder und zum Schluss noch mal Fast-Zwanzigminüter (wenn auch in einigen Trackslists als zwei Nummern ausgeweisen).
Wenn ich jetzt sage, dass das meiste davon eigentlich noch mehr als die Vorgängerwerke "leaving meaning." und das etwas durchwachsene "The Beggar" ungefähr so klingt, wie man es von neuzeitlichen Swans erwarten konnte, dann kann man das natürlich sowohl in Richtung von Ermüdungserscheinungen interpretieen, als auch einfach in dem Sinne, dass man in dieses inzwischen schon etwas gewohnte Terrain eben doch auch allzu gerne noch tiefer und weiter eintaucht.
Ob Drone-Noise-Wände, die dank des doppelten Lap-Steel-Einsatz (Schechter, Hahn) einen ganz eigenen, unverkennbaren, irgendwie hell strahlenden Sound haben, oder ritualistisch stampfende Grooves, zu denen einen dann nur noch Klischees wie "schamanistische Hypnose" einfallen, dazwischen die immer wieder mal aus Augen des Sturms aufheulende Stimme Michael Giras - es gibt halt keine andere Band, die so klingt wie Swans oder sowas auch nur ansatzweise ähnlich macht.
Es gibt sie auf "The Birthing" zwar durchaus, diese 1-2 Momente, die ich etwas komisch finde ("The Merge" - wtf?) oder wo man merkt, das hier produktionstechnisch was nacheditiert wurde, das so nicht unbedingt aus einem natürlichen Flow entstehen konnte (z.B. dieser komische Break mit Fade-in-Wiedereinsatz bei "Guardian Spirit" zum letzten Drittel... Hätte ich so nicht gelassen...), aber hey. Perfektion gibt's halt nicht wirklich.
Sowas wie ein Hit ist "I am a Tower", das, wenn es dann in der zweiten Hälfte losmarschiert irgendwie ein bisschen an Bowie's "Heroes" erinnert.
Sollte das hier, wie nicht zum ersten mal angedeutet dann nun tatsächlich so eine Art von Schlusskapitel sein, nach dem die Swans-Geschichte dann in einem etwas ruhigeren Epilog mündet oder ähnliches, dann ist's als Grande Finale durchaus gerne mitgenommen.
Es hat sich zwar bei Swans schon länger wieder so ein gewisser Gewöhnungseffekt eingestellt, dass die wirklichen "Ja, wow!"-Momente auf Konserve ausbleiben, aber das ist dann eigentlich auch dieses berüchtigte Meckern auf hohem Niveau.
Die Bonus-DVD der Erstpressung, die dieses mal nicht nur der CD-Version sondern auch beim Vinyl-Release beiliegt (bedankt!) und wohl einen Konzertfilm und eine Doku zu Gira's letzter Solo-Tour enthält, habe ich ehrlich gesagt noch gar nicht zu gucken geschafft, denn dafür müsste erstmal wieder den derzeit gar nicht angeschlossenen DVD-Player in den Fernseher einstöpseln, den ich auch schon ein halbes Jahr nicht mehr an hatte, aber wenn ich jetzt im Sommer zwischendurch mal paar Tage frei habe, wird das sicherlich mal zur Zerstreuung laufen...
Technical Itch - Fate Walker
(Over/Shadow)
Genauso wie die Quasi-Vorabsingle (s.u.) schlug auch Technical Itch's neustes Langspielalbum über Over/Shadow irgendwie um so drei, vier Monate undurchsichtig-verspätet auf hiesigen Vertriebswegen auf. Sicher hätte ich es daher auch 'ne Kategorie drunter mit abhaken können, aber Langspielalbum ist Langspielalbum und Tech Itch's allererstes erschien 1999 über das legendäre Label Moving Shadow, aus dem Over/Shadow neuzeitlich hervorging.
Grundsätzlich ist der auch in ein seltsames Deftones-Sideprojekt verstrickte Mark Caro ja einer dieser Künstler/ Produzenten, dem man durchaus vorwerfen könnte, sich im Laufe der Jahrzehnte dann irgendwann nur noch um Nuancen der eher produktionsqualitativen statt noch irgendwie musikstilistischen Natur weiterentwickelt zu haben, dann wiederum hat er aber halt einen so eigenen Sound, dass man Technical Itch Tunes echt sofort erkennt, und auch das hat einen Wert.
So ganz grundsätzlich muss ich halt auch schon sagen, dass diese Gangarten dunkler Techstep- und relativ hart eskalierender, düsterer Tearout-Drum'n'Bass-Musik mit fett angezerrten Amenbreak-Massakern, der diese Brücke von Jungle-Wurzeln zu dystopischer Industrial-Ästhetik aufrechterhält etwas ist, an dem ich einfach sehr viel Freude habe. Weitaus mehr Freude als an jenem moderneren DnB, der nur noch aus 2step-Kicks, Eimersound-Snares und albernen Froschfurzbässen besteht... aber meine eigene Platte springt hier wohl schon ziemlich.
Jedenfalls gibt es unter den 8 Tracks über zwei LPs durchaus Facetten vom Dark-Rollern über die nicht ganz so flotte Nummer mit den etwas weirder gesetzten Kickdrums bis zu wilderen Abfahrten, die das alles abwechslungsreich genug halten, um an den brachialer scheppernden Drops dann umso mehr Freude zu haben.
Find's geil!
Water Damage - Instruments
(12XU)
Wer Swans sagt, oder auch GY!BE oder Sunn o))), der sagt zukünftig vielleicht auch noch Water Damage.
Ein acht- bis elfköpfiges Kollektiv um den bekannten Anblick von Thor Harris (Ex.-Swans, ...) aus Austin, Texas, das zunächst unbemerkt an den meisten von uns vorbei seit April '22 schon mal eben fünf (Doppel-)Alben auf Vinyl über 12XU veröffentlicht hat - "Instruments" ist nach "Reel LE" schon das zweite alleine in diesem Jahr - und auch noch gelegentlich zusätzliche Live-Aufnahmen ins Netz schießt.
Es gibt witzige Bilder, wie die Band auf für sie viel zu kleinen Bühnen spielt.
Man frönt Musik in Form epischer Langform-Bewegungen mit orchestralem Drone-/ Wall-of-Sound-Charakter nicht ganz unweit den jetzt schon zum dritten mal genannten Swans der Neuzeit, und vielleicht auch mit 'nem Schuss Krautrock. Man spielt durchaus mit Rhythmus und strebt mit Tribal-Feeling in Richtung hypnotischer Sog.
Abgeschlossen wird das Album durch eine Cover-Interpretation der schwedischen Psychedeliker Pärson Sound.
Es ist wohl zu bezweifeln, dass man so ein Unterfangen, wenn überhaupt, häufiger in hiesigen Gefilden live sehen wird...
The Young Gods - Appear Disappear
(Two Gentlemen)
Als die Young Gods 2010 das grundsätzlich nicht schlechte, aber doch verhältnismäßig zahme, um nicht zu sagen mir seinerzeit insgesamt deutlich zu lahme "Everybody Knows" veröffentlichten, da dachte ich wohl sowas wie „okay, hier muss ich beim Spätwerk wohl eher nicht mehr mit dabei sein“. Aber da hatte ich die Rechnung wohl schon ohne den eidgenössischen Landwirt gemacht, denn kurz danach kehrte nicht nur Urmitglied und Keyboarder/ Sampler-Bediener Cesare Pizzi zur Band zurück, was 2019 dann schließlich mit "Data Mirage Tangram" in zwar immer noch altersgerecht wirkendem, dabei aber doch wieder etwas kerniger rockeden Material resultierte, sondern die Schweizer überraschten 2022 dann sogar mit einer "Terry Riley In C"-Interpretation, die mit krautig-hypnotischer Minimalismus-Instrumetalmusik im TYG'schen Synthie-/ Sampler-/ Gitarre-/ Liveschlagzeug-Style dann schon auch ziemlich mein Ding war.
Dass sie dann nun das Bedürfnis verspürten, auch noch mal ein Album machen, das die stilistische Perspektive quasi ein bisschen zurück auf den energischeren Industrial-Rock ihrer frühen Jahre wirft, damit hätte ich wohl nicht gerechnet, und es wär' jetzt auch nicht wirklich unbedingt nötig gewesen (noch mehr in Richtung von sowas wie Terry Riley hätte ich ihnen aus der Hand gefressen), aber es ist als nächstes, dann wieder mal Song-orientierteres Kontrastprogramnm mit Knalleffekten wohl irgendwie auch logisch und durchaus gerne mitgenommen.
Und was soll ich sagen... Vielleicht hat's was damit zu tun, dass ich, je älter ich werde, die Musik von noch älteren Zeitgenossen umso mehr noch mal wieder abfeier', sobald man dabei "sie können es immer noch!" boomern kann, aber jetzt gerade in diesem Moment ist "Appear Disappear" ganz ohne Scheiß mein bisheriger Jahrgangsliebling.
Ein "Best of Both Worlds" außerdem, denn die Kreativen-Hälfte von mir, die immer wieder mal im eigenen Wohnzimmer mit Sampler-Grooveboxes, Drum-Machines und Synthies rumschraubt spricht das hier halt genau so an, wie den Krach-Band-Schlagzeuger, der ich wohl auch bin. Ja, lacht nur, aber es ist halt so. Die Young Gods sind tatsächlich 'ne Band, die mich inspiriert.
Auch 2025 wieder einmal mit dieser Mischung aus synthetisierten und organischen Elementen, geilen Schlagzeug-Grooves und psychedelischen Anwandlungen.
Und obowhl die Laut-/ Leise-Dynamik ein Spiel ist , das man heute kaum noch abgelutscht anmutend bringen kann ist mein momentaner Songfavorit auf dem Teil die passagenweise ruhigere und dann partiell extraverzerrt aufgedrehte Nummer "Blackwater".
Das Album läuft knackig durch und ist schnell vorbei, was ich fast schon schade finde, aber an dem LP+CD-Package gibt's ansonsten nix zu meckern. Das Teil ist nämlich tatsächlich mein aktueller Dauerrotator, ich liebe diesen Young Gods-Sound und -Groove!
Honorable Mentions - so viel Musik, so wenig Zeit - auch noch auf dem Radar - Nachrückplätze und so weiter...
Es sollte nicht untergehen, dass das oben schon einmal erwähnte Dortmunder Industrial-Label Hands Productions zuletzt generell ganz schön aufgetischt hat:
Die neue 12" EP von 16Pad Noise Terrorist wurde z.B. von keinem Geringeren als Stefan "Pole" Bethke gemastert, der auch noch einen Remix beisteuerte.
Die "Ambivalence" CD von Talvekoidik (auch Mitglied von S.K.E.T.) ist ein sehr schönes Ambient-Electronica-Teil.
Dazwischen gibt's auch noch diverses neues an Industrial-Lärm und Kickdrum-Gerummse, wovon besonders auch die "Folding In" EP von Statiqbloom + Blush Response erwähnenswert ist. Statiqbloom verfolge ich am Rande ja schon von Anfnang an, denn der dahinter steckende Fade Kainer aus New York war Anfang/ Mitte der Zehner Jahre mit der wirklich sehr guten Sludge-Doom- mit- Industrial-Kante-Band Batillus aktiv und u.a. auch mal Teil der Jarboe-Liveband gewesen....- Dana Schechter & Paul Wallfisch's Theaterstück-Soundtrack "The Heart of a Whale" (Trost Records) gefiel mir beim Anzappen ziemlich gut, fiel aufgrund des Überflusses gegenwärtiger Neuerscheinungen dann aber erstmal durch's Raster.
Sollte kommendes Quartal etwas weniger an interessantem rauskommen (hahaha), dann wird's mir mit etwas Verzögerung vielleicht noch mal ganz gut neben der neuen Swans und weiterem mit in die Rotations passen...
- Wenn der belgische Gitarren-Ambient-/ Drone-Maestro Dirk Serries, auch im Jazz unterwegs und in puncto Kollaborations-Namedropping schon mit Kollegen wie Justin Broadrick oder Progrock-Lichtgestalt Steven Wilson zusammen in Erscheinung getreten, was auf dem zur Hälfte in Mülheim an der Ruhr betriebenem Electro-Industrial-/ Ambient-Label Audiophob veröffentlicht, dann ziehe ich mir das ja tatsächlich mal rein.
- Mit "Tide" hat Mick Harris unter seinem Lull-Alias ein neues Drone-Album (2LP oder CD via GOD Records) am Start!
- Das kanadische Sludge-Metal-Duo Mares of Thrace, das schon verschiedene Inkarnationen durchlaufen hat, habe ich zuletzt so ein bisschen aus Augen und Ohren verloren. Ein Durchzappen durch ihr neues Album "The Loss" offenbart allerdings ein relativ komplexes Werk von zäh-schleppenden Doom-Wänden über proggig angehauchtes Tritonus-Riffgequietsche bis zur Blastbeat-Abfahrt, bei dem sich Thérèse Lanz, Saiten-/ Gesangs-Hälfte der Band, die auch viele Gedanken und Arbeit ins Artwork gesteckt hat, zu so einigem ihren Frust raus brüllt und schreit.
Muss man in dieser Intensität auch erstmal abkönnen, was ich heutzutage irgendwie nicht mehr immer kann (sinkender Testrosteronspiegel bei zunehmenden Alter oder so, keine Ahnung...), aber auf der Liste potenzieller Nachrückkandidat:innen steht das Teil auf jeden Fall drauf. - Trotz durchaus sehr, sehr großer Sympathien bisher so ein bisschen durch's Raster fallen lasen habe ich ja das neue mclusky Album via Ipecac.
Ipecac-Platten kommen teuer, das Boot ist bei so viel Musik und so wenig Zeit eh schon randvoll und so richtig raffen tue ich eh nicht, warum es jetzt nach wie vor sowohl die Nachfolgeband Future Of The Left und das reine Aunfnahme-Nebenprojekt Christian Fitness, als auch die Marke mclusky mit neuer, sich allerdings zu 2/3 überschneidender Besetzung als parallel existente, Alben aufnehmende Unternehmen gibt.
Ich würd' jetzt trotzdem nicht ausschließen, mir die Platte im Laufe des weiteren Jahres evtl. doch noch zu schießen, sollten Quartal 3 + 4 mal irgendwie ein bisschen weniger abwerfen (noch mal: hahahahaha)... - Peter Capaldi, sympathische schottische Schauspieler-Ikone mit Punk-Wurzeln,
hat unter dem Titel "Sweet Illusions" ein neues Solo-Album mit
Bowie-eskem Art-Rock draußen, das man allerdings leider primär nur
direkt und nicht so günstig beim Label Last Night From Glasgow bekommt.
- "Renegade feat. Ray Keith - Live at The Jazz Cafe 2024" ist eine 2CD, die einen letztjährigen Gig vom Ray Keith' Band eingefangen hat, welche seine Jungle-/ Drum'n'Bass-Musik mit Live-Instrumenten in jazzige, funkige und rockige Richtungen überkreuzen lässt. Werde ich mir zeitnah noch zulegen, weil bin Fan!
- Es sollte auch nicht untergehen, dass die Neunziger-Noiserocker Season To Risk aus Kansas City mit "1-800-Meltdown" fast eine viertel Dekade nach ihrem letzten regulären Album ein neues über Init Records als CD raus haben, das es zum "Record Store Day" dann wohl auch auf grell-grünem Vinyl gab.
Verwirrend ist allerdings, dass es 2021 schon mal eine Resteverwertungsveröffentlichung unter dem Titel "1-800-Meltdown" gab, dessen Tracklist sich mit dem diesjährigen Release nur partiell überschneidet. Hä? - various artists: "Planet Mu 30" ist eine 25 Tracks starke Jubliäums-Compilation des Planet Mu Labels (duh), die man sich als 2CD schießen kann, wenn man möchte.
Mit dabei sind natürlich u.a. µ-Ziq, Venetian Snares*, Luke Vibert, aber auch jüngere Talente wie z.B. Jana Rush.
*Wo wir gerade dabei sind, kam dieser Tage als zufälliger Kreisschluss zum Einleitungstext im Übrigen auch doch mal wieder 'ne Jubiläums-Reissue von "Rossz Csillag Alatt Született" raus, obwohl es vor ein paar Jahren noch so rüberkam, als würde man das rarer halten wollen. Aber wenn das der Produktposten ist, mit dem dann noch mal gesichert ein paar britische Pfund bzw. kanadische Dollar reinkommen, dann sei es allen Beteiligten gegönnt...
Any new Jungle in, Guy?!
(Dub Club / Jungle, Drum'n'Bass / Electronica 7"/10"/12"):
Abstract Drumz - Just A Ride
Decoder - 4 Track EP
Mixrace – Metanoid / Elysian
Technical Itch - Fear & Fantasy / Another Time
(Over/Shadow)
Es
ist schon wirklich, wirklich seltsam mit einigen englischen Labels wie
Over/Shadow. Auf Label-Website und beim Artist-Bandcamp schon eine ganze
Weile „sold out“ angezeigt - und natürlich gibt‘s bei Discogs dann
direkt die ersten Preistreiber-Arschlöcher unter den voreiligen
Importeuren - schlagen dann Monate später doch noch reguläre Exemplare
ihrer Platten bei hiesigen Mailrodern auf. Allerdings dieses mal dann
bei einem anderen anstatt bei den 2-3, die ich da sonst ansteuer',
welche wiederum die letzten Over/Shadow Veröffentlichungen in diesem Fall gar nicht reinbekamen. Ich raffe das alles ja nicht mehr so wirklich, aber ich wiederhole mich.
Jedenfalls
kann man Tech Itch’s "Another Time" wohl gleichermaßen als Sequel
seiner sehr, sehr geilen 2021er Over/Shadow-Nummer "Another Life"
werten, wie auch als Vorabsingle zum Langspielalbum "Fate Walker" (s.o.).
"Another Time" ist die Nummer mit dem allgemein etwas techsteppigeren Style der Platte, während "Fear & Fantasy" sehr Tech-Itch-tyischen Tearout-Drum'n'Bass mit diesen heftig-fetten,
angezerrrten Amenbreaks bietet, wie man sie von ihm gewohnt ist. Ich find's geil!
Parallel dazu konnte man dann bei diesem einen Mailorder hierzulande auch noch die letzte Over/Shadow 12" von Mixrace,
dem reaktivierten Duo-Alias von David "DJ Trax" Davies und dem ein paar Einträge weiter noch mal auftauchendem Dev
"Paradox" Pandya schießen, die dieses mal ebenfalls bei keinem der
anderen aufschlug.
Auch hier weiß man vorher ungefähr was man bekommt: Im Kontrast zu Tech Itch's Dunkelheit und Härte stehen Mixrace
für mehr Luft und Raum im etwas wärmeren Sound und für mehr Funk. Auch
das finde ich gut! Sehr geiles Coverartwork übrigens außerdem!
Im "Quartalsendspurt" wurden dann zwei weitere Releases des Labels wieder etwas großzügiger in mitteleuropäische Vertriebswege gespült:
Bristol's Darren Beale alias Decoder (nicht
zu verwechseln mit einem US-Techno-Typ gleichen Pseudonyms), der ca.
Mitte der Neunziger bis Mitte der Nuller eine geschätzte Hausnummer für
(nicht nur) Drum'n'Bass der gerne auch mal etwas düster-heftigeren Gangart und
auch noch unter weiteren Pseudonymen und in Gruppen aktiv war, über die
letzten eineinhalb bis zwei Dekaden dann aber irgendwie nichts neues
mehr von sich hören ließ, ist mit der pragmatischst-programmatisch
betitelten "4 Track EP" zurück. Und da kann man dann auch schon mal solche Musikjournalistenfloskeln wie "sein Comeback ist eine kleine Sensation" oder "Pflichtkauf" auspacken. Der dunkle Klopfer "DD 1" ist in der Originalversion und einem etwas weiter ausholendem, aber dennoch erstaunlich nah dran bleibendem Technical Itch Remix vertreten, während "MB 29" das Teil mit einem noch relaxteren Jungle-Vibe unterhalb der 160-BPM-Marke abschließt. Wie gesagt: "Pflichtkauf."
Abgerundet wird die aktuelle Release-Startrampe von Over/Shadow dann noch von Adrian Walmsley aus Wales, welcher mit seinem Pseudonym Abstract Drumz für jene Art von DnB steht, die einersets durchaus sehr Atmo-betont ist, dabei andererseits aber doch auch wildestens abgehende Breakbeat-Editierungen der etwas komplexeren und durchaus auch sehr fett knallenden Art rausscheppert, bis die EP in einem etwas fluffigerem Tune mit jazzigen Anwandlungen mündet. Auch sehr cool!
Musste ich tatsächlich alles haben.
Commodo / Gantz - 89! Gloom
Forest Drive West - Masking
(Ilian Tape)
Auch das hier haken wir mal eben in einem ab: Ilian Tape, das 2007 gegründete Label der Münchner Zenker Brothers, ist keine Plattform für generischst greifbares, sondern auch für Entwicklung und Experimente. Techno, House, Ambient, Breakbeat, Jungle, Dubstep - gibt's alles bei ihnen, manchmal auch mehreres davon auf nur einer EP.
Die A-Seite von Forest Drive West's "Masking" EP z.B. schlägt bei beiden Tracks eher in eine Art von Ambient-Techno-Kerbe, bevor der dunkle, dezent drone-ig angereicherte B-Seiten-Opener "Ruins" dann allerdings noch mal eben als techsteppiger Höhepunkt so ganz allgemein zu den bisher geilsten Drum'n'Bass-Knallern des Jahres in der Unterkategorie "minimalistisch, aber doch auch düster und fett a.f." gehört. Der Closer "Möbius" pluckert dann noch mal in ein Tribal-Halfstep-/ Ambient-/ Bass-/ Techno-„was habe ich da eigentlich gerade gehört?“-Grenzland ab. Wegen "Ruins" alleine völliges Pflichtprogramm, aber das Drumherum ist zur Horizonterweiterung auch gerne mitgenommen.
Die "89! Gloom" EP von Commodo und Gantz wiederum bietet drei dubbige Lurker für die Aftherhour, die den Dubstep eher an seinen UK Garage-/ Vinylgeknister-Wurzeln à la Burial packen und dabei auch noch zu freierer Techno-Ästhetik und sowas wie bekiffter LoFi-Hip-Hop-Beatbastelei mit dem SP-404 schielen. Wow. Eher was für spätere Stunden im Wohnzimmer als für den Partyeskalations-DJ-Koffer, aber eben das muss ja dann auch alles andere als was schlechtes sein.
The Bug - Burials / Mud
(Relapse Records)
Kann und muss man dann auch mal sagen: Gelegentlich beweist das schwerpunktmäßige Metal-Label Relapse bei den Blicken über den Tellerrand dann ja doch was zu raffen, wo's dann auch für mich noch mal interessant ist. Z.B. dass die Musik von Kevin Richard Martin alias The Bug Brücken von Reggae-/ Dancehall- und Hip-Hop-Einflüssen zu dunkelkühlen Industrial-Klangwelten schlägt, in denen sie aus verschiedenen Richtungen heraus für all jene interessant wird, die sich gerne mal in die abseitigeren Randnischen lärmiger Musik bewegen, was u.a. auch schon zu Kollaborationen mit etwa der Drone-Marke Earth führte.
Damit ist der The_Bug-Sound in der Tat sowas wie das Bindeglied zwischen Roadburn Festival und Dub-Soundsystemkultur mit bereits mindestens einem Fuß im /-step-Bunker, und als solches feier' ich ihn völlig ungeniert, während die Verfechterfraktion wahren Gitarrenhandwerks (oft in die Jahre kommende Typen, die Staub ansetzende Musikinstrumente in Wohnzimmerecken rumliegen sehen, mit denen sie nie wirklich was gebacken gekriegt haben) wieder mit verschränkten Armen in der letzten Reihe rummosert, was das denn für'n Scheiß ist.
Und sicher hätte man das hier u.a. auch deswegen eine Kategorie drüber führen können, aber zwei Industrial-Stepper um die 140 BPM in Halftime mit jeweiligem MC-Einsatz (Logan bei "Bury Dem", Magugu bei "Deep in a Mud") und obendrauf dann noch Dub-Remix-Versionen davon sprechen eben doch noch mehr zu meinen neuzeitlichen Clubmusik-DJ-Anwandlungen und eigenen Dub-/ Remix-/ Heimstudiofriemler-Aktivitäten als sie es zum reinen Krachmusikkonsumenten auch schon tun.
Manchmal liegt das alles eben auch doch nicht so wirklich weit auseinander, auch wenn das nicht jede/r verstehen kann und/oder möchte.
Dom & Roland - Pantheon
Dom & Roland - Reimagination
(Individual)
Uuund direkt schon wieder doppelt neues von Dom über sein eigenes Label Individual.
Die "Pantheon" EP präsentiert ihn teilweise nicht unbedingt von seiner aller-ausgefuchstesten oder schöngeistigeren Seite, aber das muss auch nichts schlechtes sein, im Gegenteil sogar: Wie sich der eröffnende Titeltrack für Drum'n'Bass-Musik fast schon etwas statisch mit stärkerer Industrial-Kante durch eine superdicht-düstere Atmosphäre mit Foghorn-Schwällen hämmert... das ist ja schon irgendwas zwischen Photek's "Natural Born Killer", Benny L und frühen Laibach, Test Dept. oder so. Das Teil wirkt zwar ein bisschen, als wäre es ziemlich spontan grob zusammengeschnitzt und dann ohne den weiteren Feinschliff einer etwas längeren Reifezeit direkt mal eben so veröffentlicht worden, denn für Dom-Verhältnisse ist die Produktion echt schon etwas muffig (vielleicht liegt's auch mit am Mastering?), aber diese durch's Tiefdunkel thämmernde Industrial-Schlagseite finde ich ja schon irgendwie geil. Der B-Seiten-Opener "City of God" greift das auch noch mal so ein bisschen auf, "A Life Of Chance" pocht etwas Kick-heftiger mit heftigeren Kicks und das abschließende "Sruti" ist durch Blade-Runner-Klanglandschaften rollender, moody Dunkel-Drum'n'Bass, wie er von Dom immer wieder mal kommt und auch immer wieder mal gut geht.
Und wie so oft bei Dom: Teilweise vielleicht nicht unbedingt das aller-aller-DJ-Mix-freundlichste Material, aber ich mag seinen Sound einfach.
Die " Reimagination" EP enthält dann obendrauf drei verschiedene Versionen vom Anfang des Jahrtausends schon über mehrere Releases in verschedenen Fassungen via Moving Shadow veröffentlichten "Imagination".
Eine davon hat ein fast zweiminütiges Rausch-Crescendo-Intro, die gänzlich neue, Titel gebende Reinterpretation nimmt die Reese-Brachialität des Originals ein bisschen zurück, aber gibt dafür im Breakbeat-Bereich noch mehr Stoff.
Kann man auch machen, wenn Fan. Bin ich halt.
Fanu - Ether
(Straight Up Breakbeat)
Eine
verhältnismäßig dann gar nicht mal sooo kleine, aber ohne Frage sehr, sehr feine Kreativen-Ecke der
Jungle-/ Drum'n'Bass-Szene findet man ja tatsächlich in finsteren Finnland, wo ODJ Dizzy's
reaktiviertes Label Straight
Up Breakbeat die Arbeiten von Namen wie Aeon Four, Esc, DJ Sofa,
Mineral, Resound und natürlich von Lifer Fanu rausbringt, welcher
Dayjob-mäßig auch als freiberuflicher Mixing- und Mastering-Engineer,
buchbarer Musik-Coach usw. aktiv ist.
Das Mission Statement ist "Make D&B great again":
Es soll nicht einfach nur m Fahrwasser vermeintlich modernerer
DnB-Musik eine austauschbar-synthetischste Wall of Sound auf Twostep-Geboller bei
174 BPM rausgerotzt, sondern originell mit Breakbeats im Spirit
originaler Jungle-Musik gearbeitet werden.
Zu Fanu's neustem digitalem Album "Ether" gibt's 'ne Vinyl-Auskopplung mit vier Tracks der vor allem eher atmosphärisch-soulfullen Seite des Genres, auch wenn etwa dfie Stimmung der Tunes etwas ambivalenter ist und Breaks und Bässe schon recht dringlich treiben.
Mein Favorit ist dabei ganz klar der Titeltrack.
Sich das komplette Digital-Album, welches u.a. auch mit Hip-Hop- und Jazz-Akzenten spielt dazu dann auch noch zu geben lohnt sich durchaus!
Feel Free HiFi - Voyageur / Underground
(ZamZam Sounds)
Gerade eben noch war mir ihr letztjähriges Album mit wirklich cooler, instrumentaler Electro-Dancehall-Musik in die Aufmerksamkeit gespült worden, da kam auch schon die Ankündigung raus, dass die nächste Veröffentlichung der Dub-Soundsystem-Crew aus Minnesota eine ZamZam-7" wird, Gastmix inklusive.
Der Sound von Feel Free HiFi hat jedenfalls so'n bisschen was von Retrogame-Musik. Man könnte sich das so ähnlich auch als Startscreen-Soundtrack eines altertümlichen Jump''n'Run-Computerspiels vorstellen, und das meine ich wirklich kein bisschen despektierlich, denn auch für sowas habe ich einfach schwer was übrig.
Offish - Circling The Drain
(Offish Productions)
Das komplette, digitale Album mit 13 Tunes kann man bei Bandcamp, wenn man möchte, sogar umsonst herunterladen (die richtigen Etikette wären allerdings, ein paar Złoty dafür dazulassen), für Vinyl-Fetischisten gab's allerdings eine 4-Track-EP-Auskopplung davon:
Nach u.a. sehr, sehr geilen Lathe-Cut-10" Releases von Rozzer oder Acid_Lab über sein Label präsentiert uns Offish himself eine Reihe von Kooperationen.
Die reguläre 12" enthält welche mit den Ukrainern Forgiven Soul und Gred Lvov, die beide düster und doch funky kommen, in Wales ist der Vibe mit RC2 und NonRev dann noch mehr Dark-Roller-mäßig, und besonders das sehr dezent mit einigen fast schon raveigen Sounds durchsetzte "Cautionary Tale" schreit dabei förmlich nach Clubeinsatz.
Zu den Highlights der neun weiteren Digital-Tracks gehört dann übrigens auch noch einer mit Red Army!
Schönes Ding!
Pugilist & Tamen - Onyx
(Samurai Music)
Es gibt ja so Labels, bei denen macht man irgendwie nie was falsch. Selbst wenn ich mir mal 'be bei Samurai Music rauskommende Platte zur Abwechslung nicht kaufen möchte, weil sie ein bisschen aus dem rauslehnt, was ich von derartigem sonst eigentlich haben will, tue ich es dann eigentlich dann oft verspätet doch noch erst recht. Und während ich auf den wieder zunehmenden Trend, dass dabei auch schon mal Ambient-/ Electro- und Dub-Techno-Typen Crossover in 170er BPM-Gefilde unternehmen und Inspiration aus Richtung Autonomic Tribut zollen, dann vielleicht irgendwann auch doch noch mal weiter aufspringen werde (ich spiele allerdings ernsthaft mit dem Gedanken, das dann mal eher nur digital zu tun anstatt noch mehr Platten anzuhäufen, #FirstWorldProblems), sind's bis jetzt dann aber zugeben natürlich doch eher die noch etwas Jungle-näher lehnenderen Relesaes, die mich vor allem kriegen.
So ist's auch mit der "Onyx" EP von Pugilist & Tamen, welches vor eineinhalb Jahren auch noch mit einer über Rupture LDN verzückt hatte.
"Onyx" passt sogar perfekt ins aktuelle Labelrosterr, denn das australische Duo lässt beides durchblitzen: Bei "ESS" z.B. ist besagte Inspiration aus der Autonomic-/ Halftime-Tribal-Groove-Ecke offensichtlich, allerdings sind auch die Jungle-Wurzeln durch scheppernde Breakbeat-Akzente etwas offener gelegt.
Und ich möchte ja nicht schon wieder wie dieses Meme des über Wolken schimpfenden Simpsons-Grandpas 'rüberkommen, aber sowas wie das hier kann ich im Gegensatz zu Drum'n'Bass der bratzig-überladenen Modern-Neuro-Gangart wirklich den ganzen Tag lang hören.
Seba & Paradox - Cypher / Orlean
(Metalheadz)
Den Schweden Sebastian Theodor Nimrell Ahrenberg alias Seba und seinen britischen Kollegen Dev Pandya alias Paradox
- welcher als Nerd-Randnotiz nie aufgehört hat, seine Musik
ausschließlich mit einem inzwischen antiken Amiga-Computer und
entspechend altbackener Software zu produziren - schätze
ich ja sowohl zusammen als auch jeweils einzeln für
sich, bin aber wieder so ein bisschen davon ab wirklich alles der beiden
zu verfolgen, denn phasenweise kommt, sowohl von beiden jeweils für
sich als auch zusammen immer wieder mal relativ hochfrequent was raus.
Und auch wenn
ich etwas luftigere Drumfunk-Produktionen, die dann auch schon mal aus den gängigeren BPM-Bereichen der Szene ausbrechen
- gerade auch aus der Perspektive als jemand, der sowohl selbst analog Schlagzeug spielt als auch
"trackernd" Breakbeat-Musik bastelt - oft ziemlich cool finde, sind's dann ja manchmal
dennoch trotzdem eher die etwas derber zu typischeren Drum'n'Bass-Sounds und -Gangarten
neigenden Dinger, die mich noch mehr abholen (Paradox' Düsterklopper "Soviet" z.B. war einfach sehr geil).
Ihr habt's erraten, beim aktuellen Two-Track-Teamwork der beiden via Metalheadz geht's verhältnismäßig gesehen ein bisschen heftiger schiebend und schallernd zur Sache.
Drum'n'Bass jener Spielart, die sich im Laufe der Zeit als sowas wie die vom Jungle emanzipierte Reinform herausdistilliert hatte. Mit der cleanen Präzision, wie sie bei diesen beiden üblich is,.
Und das geht bei mir eigentlich immer.
Sòn Du Maquís – Mogale Stepper / Puur Dub
(45Seven)
So ähnlich habe ich das hier letztes Jahr bestimmt schon 1-2 mal gesagt, aber nicht nur, weil mir supernerdige Spezialisten-Label wie eben 45Seven per se sympathisch sind, sondern auch weil das betonte Herausstellen der naturgemäß vorhandenen Verwandtschaft von Dub-Music und Jungle/ (Halftime-)Drum'n'Bass etwas ist, das ich total liebe, ist auch der ca. jährliche 7"-Release aus Leipzig unter dem Motto "Space-Dub & Jungle-Roots 24/7" immer wieder gerne mitgenommen.
So ist's halt auch mit dem neusten Riesenloch-Siebenzoller in Postpaket-farbener Hülle, der dieses mal von Sòn Du Maquís alias Maquis Son Sistèm alias Stefan Dubs aus Toulouse kommt, der sonst auch schon mal mit dubbigen DAWless-Jams fasziniert.
Dabei scheinen sowohl der "Mogale Stepper" als auch der "Puur Dub" über ihre kurze Spielzeit so ein bisschen ins leere zu laufen, aber dieses vermeintlich „offene“ ist halt tatsächlich auch etwas, das mir an vornehmlich instrumentaler Musik oft tatsächlich ganz gut gefällt.
Macht jedenfalls schwerstens Bock auf die nächste Dub-Soundsystem-Outdoor-Sommersause...
Noch was erwähnenswertes, wo wir dabei sind?
- dBridge hat mit der neuen EP "Testament" übers eigene Label Exit seinen House-/ Techno-Alias Velvit nach zehn Jahren Pause reaktiviert, nachdem auf seiner letzten EP im Drum’n’Bass-/ Electronica-Grenzland bereits ein Track sehr deutlich in so eine Richtung deutete.
Kann man durchaus mal auffem Schirm haben! - Dass man sich Photek’s aktuelle 12“ nun aus den USA bestellen (und im mp3-Format tatsächlich umsonst herunterladen) könnte, auch das kann man dann ja mal erwähnen, aber $30 plus aktuell exorbitante Bezollung ist’s mir für die insgesamt nicht mal ganz 8 Minuten Musik dann ja ehrlich gesagt nicht so wirklich wert.
Sage ich im Übrigen als jemand, der seine ersten beiden Alben und einige der essenziellen Neunziger-EPs in Plattenregal-Ehren hält und nach wie vor mit gewisser Faszination hört, aber hier scheint sich der heute schwerpunktmäßige Soundtrack-Komponist bei seiner Rückkehr zu den Wurzeln ja irgendwie weiterhin so ein bisschen zu verkalkulieren. - Die "Sister Abigail EP" der Gruppe Legion (Trends, Boylan, P Jam & D.O.K.) via Sneaker Social Club ist was, das man als Freund schwergewichtig stampfenden Proper-Dubsteps auf jeden Fall auf dem Schirm haben sollte.
- Mantra von der Rupture-Kerncrew schätze ich ja dafür, dass sie eben nicht 3-4 mal im Jahr eine weitere EP vom Immergleichen veröffentlicht, so wie es Andere tun, sondern eher akzentuiert-gelegentlich was immer wieder was anderes raushaut und dabei auch schon mal etwas gegen den Strich bürstend mit verschiedensten Clubmusik-Stilen experimentiert.
Ich werd's dann, wenn ich auf einmal doch dabei angekommen sein sollte genau sowas mehr feiern zu müssen sicherlich bereuen, dass ich mir ihre aktuelle 12" EP "Shades of Rave Vol. 1" nicht besorgt habe, als sie noch günstig kam, aber jetzt gerade im Moment steht mir der Sinn halt nicht übermäßig nach old-schoolig raveigem Jungle-Techno u.ä. (auch wenn "Rolling With Fabio" natürlich genau das ist was draufsteht).
Dass sie aber eben nicht nur sowas wie Dubstep-Exkurse, sondern auch die Hommage an derartige Wurzeln kann, das finde ich durchaus erwähnenswert. - Nix gegen Jungle-/ Pop-Crossover-Shootingstar Nia Archives, aber schon der "Extended Mix" ihrer aktuellen Single/ EP "Get Loose" mit Cheetah bleibt unter der 4-Minuten-Marke und ist nicht mal auf der physischen Platte mit drauf, welche dann zwei nicht mal drei Minuten lange Tunes (neben der Kurzversion des Titeltracks ein Cover des alten House-Hits "Horny") und eine A-Capella-Version enthält?
Welcher Vinyl-Discjockey tut sich denn bitte den Stress der Unmachbarkeit an, in das Teil rein und raus zu mixen?
Digital ist besser?
John B - Hypnotize
John B - Das Boot
(Beta Recordings)
Er haut raus und raus... "Hypnotize" steht als straight-zeitlose Drum'n'Bass-Nummer für den Clubeinsatz mit einem Hauch von Exotik in dem Samples mal wieder seinem neusten Novelty-Hit gegenüber, denn der wahnsinnige Showman John Bryn Williams hat dann auch noch mal eben eine DnB-Coverversion von der "Das Boot"-Filmmusik fabriziert, die 1991 dann natürlich auch noch zu Kirmestechno-Berühmtheit kam, welche hier mit den obligatorischen BPM-Zählern mehr auf dem Echolot nachempfunden wird.
Letzeres kann man natürlich auch ein bisschen sehr trashig und albern finden, klar, aber ich feier' einfach alles, was er macht.
Backxwash - Only Dust Remains
(Uglyhag Records)
Ob es das neue Album der afro-kanadischen Rapperin, Performerin und Produzentin Ashanti Mutinta alias Backxwash auch noch in einem physischen Format geben wird, das weiß ich nicht. Aktuell muss man sich damit digital begnügen und "Only Dust Remains" präsentiert sie nach einigen etwas lauter instrumentierten und heftiger intonierten Releases der Vergangenheit von einer aufs hip-hopigere reduzierten Weise, Krach und Geschrei sind erstmal zurückgefahren.
Macht nix, weil is' gut!
Council Estate Electronics - Mirfield
(Avalanche Recordings)
„New album from the JK Broadrick & Diarmuid Dalton electronic music project Council Estate Electronics.
Absorbing early industrial music, krautrock and dub / dub techno.
Exploring the immediate geography of the areas of Birmingham where Justin and Diarmuid were raised."
Da wo Justin Broadrick hingeht, gehe ich oft und gerne mit! Ins experimentelle Soundcollagen-Grenzland von verschwommenen Industrial- und Dub-Ideen dann auch noch umso gerner, denn auch für sowas habe ich ziemlich was übrig.
Dälek - The Essence
(Ipecac)
Dass man heutzutage vor lauter digitalem Algo-Grundrauschen das Pfeifen im Walde nicht mehr hören kann, das kann man z.B. auch daran sehen, wie ich erst mitbnekommen hatte, dass Dälek auf kurze Europatour kommen bzw. schon sind, als sie bereits die ersten Bilder der Echtzeit-Tourdokumentation posteteten.
So ist das heutzutage: Man wird 24/7 so mit unnützem Infotainment zum doomscrollen zugeballert, dass die eigentlich essenziellen Infos dann durch's Raster fallen.
Jedenfalls setzen auch Ipecac neuerdings immer mehr darauf, Single-Veröffentlichungen erstmal einfach nur ins Weltnetz zu schießen, weil's wohl die Zeichen der Zeit sind.
So ist's auch mit diesem neuen Dälek-Track:
The Flashbulb - Papillon
Ben Jordan ist jemand, den man inzwischen vor allem auch als Youtuber schätzt, der mitunter sehr detailliert recherchierte Fragen beantwortet, von denen man vorher gar nicht gewusst hatte, das sie mal beantwortet werden müssen.
Sein Flashbulb-Projekt gibt’s allerdings auch schon seit 1999, für einige ältere Releases werden auf Discogs absurde Preise aufgerufen, vom Vinyl ist Jordan allerdings aus Gründen weg.
Die 12 Track des aktuellen Digital-Albums "Papillon" bieten wieder mal IDM-/ Ambient-/ Electronica-Musik mit Jazzer-Verständnis und 'nem Hauch von Postrocker-Ästhetik, die tatsächlich sowas wie die richtige Mischung aus Fahrstuhl-schön und nedig-weird ist, um es mal so zu sagen.
frenDZ -The Strain
Dass der aktuelle Voïvod-Basser Dominic "Rocky" Laroche mit seinem Kumpel Christian Laflamme ein Projekt namens frenDZ betreibt, auf dessen Debüt "The Strain" die beiden mit instrumentaler Progrock-Musik nebst Jazz-Schlagseiten und Elektronik-Ingredienzien unweit von King Crimson u.ä. eine SciFi-Geschichte vertonen, das kann ich als Voïvod-, King Crimson-, Instrumentalmusik- und SciFi-Fan natürlich nicht ganz außer acht lassen.
Gewalt - Schwarz Schwarz (Daniel Myer Remixes)
(aufnahme + wiedegrabe)
Ist eigentlich was an dieser Geschichte dran, dass sich Gewalt irgendwie mit dem Clouds Hill Label verworfen haben, oder hat das der Typ, der mir das erzählt hat, nur irgendwie geträumt?
Anyway, wir sind hier ja nicht für den Gossip.
Eine (leider nur) digitale Remix-Single mit zwei Seiten plus Videoclip der inzwischen nach Wien umgesiedelten Disco-Noiserocker gibt's gerade über aufnahme + wiedegrabe, Berliner Industrial-Techno-Label mit Wurzeln im Ruhrgebiet.
Leperwitch - Curse of Consciousness
Es gab' glaube ich mal so einen Artikel des Satire-Webzines The Hard Times, der darauf abzielte, dass „weirdes Mädchen macht Power-Electronis/ Hash-Noise/ Industrial“ auch fast schon so eine Art von Subgenre-Schubladenkategorie ist.
Hat/te das schon 'ne sexistische Konnotation? Keine Ahnung.
Jedenfalls präsentiert uns Dora Robertson aus Tennessee alias Leperwitch hiermit ihr Debütalbum in derartigen Gefilden, und auch für sowas habe ich immer Sympathien.
Mad Vibes - Big Data
(Function Records)
Paar Feststellungen zum "Big Data" Titeltrack: Es kann manchmal sehr simpel sein, einfach nur 'nen Twostep-Beat und akzentuierende Amenbreaks mit 'ner dunkel-dreckigen Reese-Fläche zu kombinieren und schon kommen mir Gedanken wie „könnte ich stundenlang hören“, „müsste ich mich so halt auch einfach mal trauen, denn so einfach kann es sein“ oder „hätte ich eigentlich supergerne auch als physische Platte“.
Wenn ich das richtig aufgeschnappt habe, kommt Mad Vibes aus Hessen, also: Hawwe se ä schönes Ding dorchgezoche!
Mick Harris - BWU 2 Up On The Bricks
Sechs weitere Tracks vom wahnsinnigen Mick Harris, früüüher mal der "Human Tornado" am Schlagzeug bei Napalm Death, der seinen Scorn-Alias ad acta gelegt hat, um unterm Klarnamen noch tiefer in schmutzige, verrauschte Drone-Noise-Doom-Dub-/ SloMo-Industrial-Hip-Hop-Sphären mit ordentlich bebendem Bassweight abzutauchen.
Wollen wir uns darauf einigen, den älteren Genrebegriff "illbient" wieder einzuführen?
Opius - Behind The Glass
(Ballpark Recordings)
Der Londoner V.J. Smith alias Opius gehört zu den Drum’n’Bass-Protagonisten, die Anfang/ Mitte der Nuller Jahre schon mal am Start und dann für längere Zeit wieder verschwunden waren, um dann neuzeitlich doch wieder, und dann auch umso umtriebiger auf der Bildfläche aufzutauchen.
Sein eigenes Label Ball Park Recordings ist die digitale Plattform, über die er das meiste raus haut, und einiges auf seiner neusten EP "Behind The Glass" ist in Sachen Breakbeat-Editierungen schon echt leicht irrer Kram!
Sol Invicto - Initium ft Zach Hill
(Omyac Records)
Dass die weiter oben schon mal erwähnte, komische Supergroup mit Tech Itch-Unterstützung um Deftones-Flatearther Stephen Carpenter und mit Percussion-Legende Eric Bobo (Beastie Boys, Cypress Hill) eine zwanzigminütige Digitalsingle mit Killerdrummer Zach Hill (Hella, Death Grips) draußen hat, die dabei durchaus Drum'n'Bass-Muster streift, auch das kann man dann nicht nur der Vollständigkeit halber noch mal dazutun, sondern sich die ganze Geschichte dazu auf Bandcamp mal durchzlesen kommt gar nicht mal so ohne.
Soul Internt - Niceness
(Losless Music)
Nach der eher derberen, eigentlich immer noch recht frischen "Fight the Future“ 12" legt Soul Internt mit "Niceness" und "Ballistic Soul" digital zwei Tunes auf der soulfulleren Seite des Drum'n'Bass-Genres nach.
Manchmal braucht man genau sowas und auch das kann er ziemlich gut!
Mix-o-Mania
(DJ Sets usw.)
Meine persönliche Spät-/ Neuentdeckung der Stunde ist ja der seit zehn Jahren aktive Laksa, dessen März vergangenen Jahres auf Ilian Tape erschienene EP "Voices" ich mit in den Jahrgangs-Highlights ’24 erwähnt hätte, hätte ich sie da schon auf dem Schirm gehabt, denn dieses kompakte Sammelsurium aus einem dubbigem Groover der geilsten Sorte und Techno-lehnender Bass-Music war dann so März bis Mai ’25 auf einmal exakt das, worauf ich zwischen Deep-Medi-/ Hotflush-/ System-Dubstep und epischen Underworld-Smashern gerade immer mehr Bock hatte. Fahrradkette.
Deswegen sei an dieser Stelle auch mal auf seine regelmäßig mit re:ni geteilte Label-Show "re:lax" unter dem Motto "Forward-thinking sounds from across the bass spectrum" beim NTS Radio hingewiesen, die ich jetzt wohl mal öfter checken werde.
Im Anschluss dazu passt dann auch super, dass Commodo anlässlich seiner Kollaborations-EP mit Gantz via Ilian Tape (s.o.) ein schwerpunktmäßig dubsteppiges Mix am Start hat:
Bass, Bass, noch mehr Bass? Bei Swu.FM wierderum ist auch Chad Dubz' regelmäßige Foundation Auido Sendung mit Musik von an seinen Reggae-Wurzlen anknüpfendem Dub/step bis zu industriell lärmendem Grime-Alarm was, das man sich gelegentlich mal geben kann.
Aus weiteren Gründen kurzweilig war letztens z.B. auch das zweistündige Vinyl-Set mit springender Plattennadel u.ä.:
Und Kollegen, die beim discjocken von Dubstep/ Bass-Music die Peilung demonstrieren, dass Dinosaurier wie Mick Harris (Scorn) oder The Bug den Weg für sowas aus ihrer Ecke heraus schon vor einiger Zeit freiplanierten, sind mir per se symapthisch.
Weswegen auch dieser coole Mix von Edvard Huss geteilt werden muss, bei dem es neben eben jenen auch den obligatorischen Deep Medi- und System Music-Kram zu hören gibt:
Von Dubstep zu Techstep: Technical Itch's neustes Studiomix ergänzt sich dann natürlich auch noch prima mit seinen aktuelleren Releases (s.o.), und derartige Amen-Tearouts gehen bei mir halt auch wirklich immer.
Mel B2B mit nicht nur Optical sondern auch noch B2B mit Bailey ist ein Meisterklassen-Hattrick, bei dem sogar ich mir dann mal wieder ein Neuro-DnB-Mix anhören möchte:
Sympathisch: Bei der letzten "Aptitude Show" via Rinse FM hat Exit Records-Betreiber dBridge sich eine ganze Sendung lang unbekannteren Demo-Zusendungen gewidmet. Viel dubbiger Drum'n'Bass und weirderer Electronica-Kram dabei, I like a lot!
Sjak van Bussel, den Betreiber des Tilburger Plattenladens Antenne Recordshop feier’ ich ein bisschen, weil er nicht nur in der Extrem-Doom-Band Bunkur mitgemacht hatte und als DMDN auch Noise-Artist ist, sondern uns dann auch noch semiregelmäßig mit Vinyl-Only-DJ-Sets unter verschiedenen Gene-Mottos versorgt. Dieses mal war das Thema Drumfunk an der Reihe:
"This is NOT a mix, but a narrator-style presented promo-show."
Paradox ist kein DJ, aber er lebt seinen Jungle-/ Drum'n'Bass-Style nicht nur als Producer, sondern performt ihn tatsächlich auch live mit einem antiken Amiga-Computer (!). Und er liebt Musik auf Vinyl, weswegen er uns auch gerne nicht nur seine eigene, sondern die diverser Kollegen in der "Paradox Vinyl Show" nahelegt. Zum inzwischen schon 50sten mal:
Ray Keith ist dann natürlich auch noch einer dieser Jungle-OGs, den ich besonders schätze.
Dachte man sich dann wohl auch mal wieder bei der BBC, wo man ihn bei der regelmäßigen Drum'n'Bass Show für einen neuen Gastmix ranließ:
Wo wir schon mal bei der BBC und bei Drum'n'Bass-Ikonen sind, gab's bei Mary Anne Hobbs letztens anlässlich des neuen Albums auch Goldie presents Rufige Kru:
Noch 'ne Legende aus der Ecke - A Guy Called Gerald war übrigens tatsächlich zwischen den HÖR-Kacheln zu sehen und hören:
Bei Planet Wax legte Alley Cat letztens ein ganz cooles Set als Schallplatten-Jongleurin hin:
Adi-J zu Gast bei den Footsteppa Sessions hätten wir auch noch:
Das halbjährlich mitgenommene Om Unit Set kommt audiovisuell konserviert dann mal wieder aus dem belgischen Kiosk Radio:
Zum weiter runter und dann auch wieder etwas raus kommen ist der aktuelle Mix von Nadia Struiwigh für's Kaltblut Magazine was:
Ausschließlich eigene Arbeiten von Ambient-Electronica bis zu Jungle-gewürztem Techno!
DJ Haram ist dann noch jemand, die – und das meine ich jetzt wirklich als komplett wertfreie Beobachtung – aktuell ein bisschen zum nicht so hundertprozentig greifbarem Hype auf den Schnittstellen von Kunst, Clubmusik und politischer Protestkultur erkoren wurde, wozu auch ihr DJ Set für Rinse France passt, welches eigentlich auch schon wieder zur Hälfte sowas wie ‘ne Noise‘n’Poetry-Performance war:
Last but not least: Eine Laptop-Live-Performance von JK Flesh wurde von Luke Lund eingefangen, der sie ausdrücklich erlaubt weitergeben darf und daher dem Rest der Welt zum Download bereitstellte.
Noch was?
"Keep Bristol Weird" ist der Titel einer Mini-Doku von Boiler Room & British Councli, natürlich über aktuelle Protagonisten des gegenwärtigen Bristol-Sounds, wenn es sowas gibt.
Interssant:
Und vom folgenden kann man natürlich dann abschließend auch noch halten was man will.
Wenn es sich selbst sehr ernstnehmende Meddl-Fans anpisst, was einigen Netzkommentaren zufolge natürlich so ist, dann bin ich aber im Zweifel ganz klar dafür: